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Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine

Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine

Titel: Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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nicht, weil sie hart gearbeitet und ihre Familien ernährt haben. (Das taten sie außerdem.)
    Als Frank dann seltener auf dem Boot erschien und auch nicht zu den Marines ging, sondern statt dessen bei Momo einstieg, murrte sein Alter ein bisschen, aber blieb ansonsten friedlich. Frank verdiente Geld, zahlte für Unterkunft und Verpflegung, also wurde er nicht mit der Frage behelligt, was er im Einzelnen so trieb.
    Und das war auch ziemlich belanglos.
    Bis die Sache mit Momos Frau passierte.
    Am Anfang ging alles gut.
    Frank hing an dem Tag draußen rum, als Momo rauskam und ihm befahl, den Caddy zu waschen und zu polieren, weil sie hohen Besuch vom Bahnhof abholen würden.
    »Wer ist es denn, der Papst?«, fragte Frank, der sich damals noch für witzig hielt.
    »Noch besser«, sagte Momo. »Der Boss.«
    »De Santo?«
    Jack Drina war inzwischen gestorben, und der neue Boss, Al De Santo, hatte in L. A. die Nachfolge angetreten.
    »Für dich immer noch Mr. De Santo«, sagte Momo. »Falls du überhaupt die Klappe aufmachst. Und das solltest du nur, wenn du gefragt wirst. Tja, der neue König kommt, um seine Provinzen zu besuchen.«
    Frank war nicht ganz sicher, was Momo damit meinte, aber er spürte diesen Unterton heraus, wenn er auch nicht genau wusste, was er bedeutete.
    »Wirklich? Ich darf den Boss fahren?«
    »Du darfst das Auto polieren, damit ich den Boss fahren kann«, sagte Momo. »Ich bringe ihn ins Restaurant, du holst Marie ab und bringst sie später nach.«
    Nachdem sie übers Geschäft geredet hatten, wie Frank sofort begriff.
    »Und zieh dich ordentlich an«, rief ihm Momo hinterher. »Nicht wie ein Surfer.«
    Frank zog sich ordentlich an. Aber erst wienerte er das Auto, bis es glänzte wie ein schwarzer Diamant. Dann ging er nach Hause, duschte, schrubbte sich, bis es weh tat, rasierte sich noch einmal, kämmte sein Haar und stieg in seinen einzigen Anzug.
    »Seht euch den an!«, sagte Marie, als sie ihm öffnete.
    Seht euch den an? Ich sehe lieber dich an, dachte Frank. Ihr schwarzes Cocktailkleid war tief ausgeschnitten, praktisch bis zu den Nippeln, ihre vollen Brüste wurden nach oben gedrückt von etwas, das aussah wie ein trägerloser BH. Er konnte den Blick nicht davon losreißen.
    »Gefällt dir das Kleid, Frank?«
    »Es ist schön.«
    Sie lachte, dann ging sie an ihre Frisierkommode, nahm einen Zug von ihrer Zigarette und noch einen Schluck von dem Martini, der da stand und schwitzte. An ihrem Verhalten sah Frank, dass es nicht ihr erster Drink war. Betrunken war sie nicht, aber auch nicht ganz nüchtern. Sie drehte sich um und musterte ihn von oben bis unten, dann rückte sie ihr blondiertes Haar zurecht, damit die Frisur perfekt saß, griff ihr schwarzes Täschchen und fragte: »Glaubst du, dass die jetzt mit ihren Geschäften fertig sind?«
    »Davon weiß ich nichts, Mrs. A.«
    »Du darfst mich Marie nennen.«
    »Nein, darf ich nicht.«
    Wieder lachte sie. »Hast du eine Freundin, Frank?«
    »Ja, Mrs. A.«
    »Stimmt ja«, sagte sie. »Die kleine Gaffarolo. Hübsches Mädchen.«
    »Danke.«
    »Das hat doch nichts mit dir zu tun«, sagte sie. »Ist sie gut im Bett?«
    Frank wusste nicht, was er sagen sollte. War ein Mädchen gut im Bett, redete man nicht drüber, war sie’s nicht, redete man erst recht nicht drüber. Mrs. A. jedenfalls ging das nichts an. Warum fragte sie dann?
    »Wir sollten jetzt lieber fahren, Mrs. A.«
    »Es drängt nicht, Frank.«
    Doch, es drängt sehr, dachte Frank.
    »Darf man nicht mal austrinken?« Sie spitzte aufreizend ihre vollen Lippen, griff nach hinten und trank aus ihrem Glas, ohne den Blick von Frank abzuwenden, und das war, als würde sie ihm einen blasen, was Frank noch nie erlebt hatte, nur gehört hatte er davon. Eigentlich war es genau wie eine Szene in den schmutzigen Büchern, die er las, nur dass es einen nicht in Lebensgefahr brachte, wenn man sie las, dies hier aber schon.
    Sie trank ihr Glas aus und blickte ihn irgendwie seltsam an, dann lachte sie wieder und sagte: »Okay, fahren wir los.«
    Seine Hand zitterte, als er ihr die Wagentür aufhielt.
    Sie merkte es, und es schien sie ein bisschen glücklicher zu machen.
    Auf der Fahrt zum Restaurant sprachen sie kein Wort.

    Es war der teuerste Supper-Club der Stadt.
    Für den Boss aus L. A. nur das Allerbeste, dachte sich Momo, außerdem gehörte der Club einem Freund von ihm. Einem Freund von ihnen . Also bekamen sie einen großen Tisch ganz vorn, direkt an der Bühne, und die meisten Mobster aus

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