Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine
quälen, bevor wir ihm den Rest geben.«
Frank stimmte zu. Star sollte büßen für das, was er getan hatte – aber so lautete nicht der Befehl. Das hatte Bap ganz klar gemacht. »Schnell und sauber«, sollte der Auftrag erledigt werden. Reingehen, zuschlagen – und wieder raus.
Je schneller, je besser, wenn es nach Frank ging. Patty war sowieso nicht begeistert, dass er einfach so verschwand.
»Wo musst du denn hin?«, hatte sie gefragt.
»Lass gut sein, Patty.«
»Wozu? Warum?«
»Geschäfte.«
»Was für Geschäfte?«, hatte sie gebohrt. »Warum kannst du mir das nicht sagen? Du willst mit deinen Buddys Partys feiern, stimmt’s?«
Tolle Party, dachte Frank. Mit Mike Pella in einem billigen Hotelzimmer hocken, sich seine dreckigen Sprüche anhören, seinen Zigarettenrauch einatmen, seine Abgase riechen, Stunde um Stunde aus dem Fenster starren und die Gewohnheiten irgendeiner Ratte studieren.
Denn auf die kam es an, auf die Gewohnheiten.
Das hatte ihm Bap beigebracht. »Leute kleben an ihren Gewohnheiten«, hatte er Frank erzählt. »Das geht jedem so. Man kann voraussagen, was einer tut. Und wenn du erst mal weißt, was einer wann tut, dann hast du deinen Einstieg. Schnell und sauber, rein und raus.«
Jetzt wussten sie also, dass Star jeden Morgen im Jachthafen joggen ging. Mike fand, das reichte aus. »Wir besorgen uns diese affigen Joggingklamotten, rennen hinter ihm her, knallen ihn ab, fertig.«
Frank legte sein Veto ein. Zu viele Dinge konnten schiefgehen. Erstens, als Jogger würden sie auffallen wie zwei Eisbären in der Sauna. Zweitens, sie würden außer Puste geraten, und man kann nicht sicher zielen, wenn man außer Puste ist, auch nicht aus kurzer Distanz. Drittens, zu viele potenzielle Zeugen.
Sie mussten sich was anderes überlegen.
Blöd war nur, dass Star nicht viele Einstiege bot. Er führte ein absolut eintöniges Leben, jeden Tag dasselbe, so unausweichlich wie der Tod und die Steuern.
Morgens ging er joggen, dann kam er nach Hause, duschte (vermutlich), zog sich um und ging zur Arbeit bei einer Versicherungsagentur, wo er von zehn bis sechs blieb. Dannkam er zurück zu seiner Wohnung und blieb dort, bis er morgens wieder joggen ging.
»So ein langweiliges Arschloch«, schimpfte Mike. »Keine Clubs, keine Bars, keine Nutten. Holt der sich etwa jede Nacht selber einen runter? Der einzige Höhepunkt im Leben dieser Ratte ist der Pizza-Abend.«
Jeden Donnerstag um zwanzig Uhr dreißig ließ sich Star eine Pizza liefern.
»Mike, ich liebe dich.«
»Was soll das? Willst du schwuchteln?«
»Der Pizza-Abend«, sagte Frank. »Star lässt den Lieferanten rein.«
Das war an einem Dienstag, also hingen sie ein paar Tage ab, hielten sich bedeckt und warteten auf den Pizza-Abend. Am Mittwochabend bestellten sie eine Pizza beim selben Service, aßen sie und behielten die Schachtel.
Punkt zwanzig Uhr fünfundzwanzig stand Frank vor Stars Haustür, die Pizzaschachtel in der Hand. Mike wartete im Auto, damit sie schnell abdüsen konnten – und um den Pizzalieferanten mit irgendeiner Geschichte abzufangen, falls es nötig wurde.
Frank klingelte und rief in die Sprechanlage: »Pizza, Mr. Roth!«
Sofort tönte der Summer, und Frank hörte das metallische Klicken der Schließvorrichtung. Er betrat das Haus, lief durch den Flur bis zu Stars Wohnung und klingelte.
Star öffnete einen Spalt breit, ohne die Kette zu lösen. Frank hörte den Fernseher rumoren. Das ist also das aufregende Leben einer Ratte, dachte er. Sich eine Pizza einfahren und dabei den Tittenkanal gucken.
»Pizza«, wiederholte Frank.
»Wo ist der Mann, der sonst immer kommt?«
»Krank«, sagte er und hoffte, dass die Sache nicht danebenging. Er war drauf und dran, die Tür einzutreten, da lösteStar die Kette. Das Geld hatte er in der Hand – einen Fünfer und zwei Dollarscheine.
»Sechs fünfzig, stimmt’s?«, fragte Star und hielt ihm die Scheine hin.
Frank griff in die Tasche wie auf der Suche nach Münzen.
»Stimmt so«, sagte Star.
»Danke.« Fünfzig Cent Trinkgeld, dachte Frank. Kein Mobster mit einem Funken Selbstachtung würde ein Trinkgeld von fünfzig Cent geben. Kein Wunder, dass er zur Ratte geworden ist. Frank übergab die Pizzaschachtel, und als Star sie in den Händen hielt, stieß Frank ihn in die Wohnung, schlug mit dem Fuß die Tür hinter sich zu und zog die schallgedämpfte 22er.
Star wollte wegrennen. Frank richtete die Pistole auf seinen Hinterkopf und feuerte. Star fiel vornüber und
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