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Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine

Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine

Titel: Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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unwiderstehlichen Schlagzeile Tony Star packt aus hatten die Zeitungen einen großen Tag.
    »Er steht unter Zeugenschutz und heißt jetzt Jeffrey Roth«, sagte Bap und klopfte an die Scheibe, um die Kobra zu reizen. »Was meint ihr, kriegt man die dazu, einen anzuspucken?«
    »Ich glaube, die wollen das nicht«, sagte Frank. Ihm tat die Schlange leid, die einfach nur in Ruhe gelassen werden wollte.
    Bap sah ihn an, als wäre er nicht bei Trost, und Frank verstand. »Die« wollten auch nicht, dass Bap Leute umlegte, Lkws entführte, Zinswucher und Glücksspiele betrieb, konnten ihn also kaum davon abhalten, im Zoo gegen die Scheibe zu klopfen. Er klopfte noch ein bisschen weiter, dann sagte er: »Ratet mal, wo Star jetzt wohnt. Am Mission Beach.«
    »Erzähl keinen Scheiß!«, sagte Mike.
    Das war ein persönlicher Affront. Eine Ratte im eigenen Revier.
    Frank und Mike hatten oft über das Thema »Ratten« geredet. Eine Ratte, das war das Schlimmste, was man sein konnte. Tiefer konnte man nicht sinken.
    »Da musst du hart bleiben«, hatte Mike gesagt. »Wir sind erwachsen, wir kennen die Risiken. Wenn sie dich kriegen, gibt’s nur eins: Klappe halten und deine Zeit absitzen.«
    Frank hatte ihm zugestimmt. Absolut.
    »Eher sterbe ich, als dass ich Zeugenschutz beanspruche«, hatte er gesagt.
    Und nun wohnte dieser Typ, der die halbe Detroiter Familie hinter Gitter gebracht hatte, am Strand und freute sich seines Lebens.
    »Wie haben sie ihn gefunden?«, fragte Mike.
    Die Speikobra hatte sich zusammengerollt und schien zu schlafen. Bap gab es auf und ging weiter zur Puffotter im nächsten Terrarium. Sie hatte sich um einen Ast gewickelt und sah gefährlich aus.
    »Irgendeine Sekretärin im Justizministerium, die für Tony Jack arbeitet«, sagte Bap und klopfte an die Scheibe des Otterterrariums. Er zog einen Zettel aus der Tasche. Frank las den Zettel: eine Adresse in Mission Beach. »Detroit wollte Leute schicken, aber ich hab nein gesagt. Ist doch Ehrensache!«
    »Da hast du verdammt noch mal recht«, sagte Mike. »Unser Revier, unsere Zuständigkeit.«
    »Und zwanzig Riesen springen dabei raus«, sagte Bap.
    Die Puffotter stieß ruckartig mit dem Kopf gegen die Scheibe, Bap sprang erschrocken zurück und verlor seine Brille. Frank verkniff sich ein Lachen, als er die Brille aufhob, abwischte und Bap zurückgab.
    »Heimtückische Biester«, sagte Bap.
    »Sie tragen Tarnung«, sagte Mike.
    Frank und Mike kauften sich spießige Klamotten, damit sie wie Touristen aussahen, und mieteten sich in einem Motel am Kennebec Court ein. Die meiste Zeit verbrachten sie damit, Tonys Haus durch die Lamellen zu beobachten.
    »Jetzt sind wir so was wie Cops«, sagte Mike am ersten Abend.
    »Wie meinst du das?«
    »Ich meine, wir machen das, was sie machen. Observieren.«
    »Stimmt«, sagte Frank. Zum ersten Mal bekam er Mitleid mit den Cops, weil Observieren so öde war. Das Wort Langeweile gewann eine ganz neue Bedeutung. Rumsitzen, schlechten Kaffee trinken, abwechselnd zu Kentucky Fried Chicken, Mc Donald’s oder einer Taco-Bude gehen, vomSchoß essen, aus dem fettigen Papier. Was dieser Fraß in seinem Inneren anrichtete, konnte er nur ahnen. Aber er wusste, was der Fraß in Mikes Innerem anrichtete, denn das Zimmer war klein, und wenn Mike aus der Toilette kam … jedenfalls kriegte Frank allmählich Mitleid mit den Cops.
    Er wechselte sich mit Mike ab – der eine postierte sich am Fenster, der andere schlief oder sah fern. Eine Unterbrechung gab es nur, wenn Star das Haus verließ, und das tat er jeden Morgen um halb acht, um joggen zu gehen.
    Das fanden sie nach dem ersten Tag heraus, als Star im dunkelroten Trikot und mit Laufschuhen aus der Haustür kam und Dehnübungen am Treppengeländer des Hauseingangs machte.
    »Was zum Teufel soll das?«, fragte Mike.
    »Er geht rennen«, sagte Frank.
    »Der sollte lieber um sein Leben rennen«, sagte Mike.
    »Aber er sieht nicht schlecht aus«, stellte Frank fest.
    Nein, schlecht sah er nicht aus. Gebräunt, schlank, schwarzes Haar, Messerformschnitt, ordentlich zurückgebürstet. Sie einigten sich, dass Mike ihn beschatten sollte. Eine Stunde später kam er zurück, verschwitzt und wütend.
    »Der Hurensohn!«, schimpfte Mike. »Joggt durch den Jachthafen, als hätte er nichts zu befürchten! Gafft den Weibern nach, guckt sich die Boote an und stellt sich in die Sonne. Der Dreckskerl lässt es sich gutgehen, und seine Freunde sitzen im Bau. Ich finde, wir sollten ihn ein bisschen

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