Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine
gefahren hatte, wie das Hotel bei den Einheimischen und den Eingeweihten hieß. Dalitz blickte auf eine lange Karriere zurück – er war der Boss der »kleinen jüdischen Connection« von Detroit gewesen, bis die Venas einstiegen und ihn nach Cleveland vertrieben. Später wurde er Chicagos Gewährsmann in Vegas, wo er als »jüdischer Pate« galt.
»Dalitz hat das Sur erst aufgebaut!«, sagte Mike. »Er hat den Geldhahn der Teamster-Gewerkschaft angezapft.«
Wie ihm Mike erklärte, wurde die Pensionskasse der Transportarbeiter von den Chicagoer und Detroiter Familien gemeinsam kontrolliert. Als Mittelsmann fungierte Allen Dorner, der Boss einer Versicherung und Sohn von »Red« Dorner, der mit dem Chicagoer Boss Tony Accardo befreundet war.
»Dorner?«, fragte Frank. »Ja, der saß auch im Auto.«
»Dalitz und Dorner!«
»Genau. Sie wollten zum Golf«, sagte Frank.
Die Teamster spielten viel Golf im Sur und hielten Frank und Mike auf Trab, die ständig für sie zum Flughafen oder durch die Stadt fuhren und auch nachts ran mussten. Frank konnte sich denken, dass sie ihn deshalb zum Chauffeur befördert hatten – die Bosse wollten einen Fahrer, der dazugehörte, damit die Teamster und die Mobster ungestört miteinander reden konnten.
»Du fährst sie spazieren«, hatte Bap ihm aufgetragen. »Sperrst die Ohren auf und hältst die Klappe.«
Es kamen nicht nur Dalitz und Dorner. Es kam auchFrank Fitzsimmons, der neue Präsident der Teamster, nachdem Hoffa seine Haftstrafe angetreten hatte. Fitzsimmons war geradezu vernarrt ins Sur, er kaufte sich ein Apartment und verlegte auch die jährlichen Vorstandssitzungen der Gewerkschaft dorthin.
Und natürlich kamen auch die richtigen Mafiosi, meist höhere Chargen von der Ostküste, die mal was anderes sehen wollten als immer nur Schnee. Tony Provenzano zum Beispiel, genannt Tony Pro, der die Teamster von New Jersey führte, und Joey »the Clown« Lombardo, der Verbindungsmann zwischen Dorner und Chicago.
Nicht zu vergessen die Jungs aus Detroit – Paul Moretti und Tony Jacks Giacamone, der Hoffa führte.
Eines Tages rief Bap bei Frank und Mike an, sie sollten ihre Limos auf Hochglanz polieren, sich in Schale werfen und am nächsten Morgen Punkt neun am Flughafen stehen.
»Was ist denn los?«, fragte Frank. Er dachte sich schon, dass da was im Busch war, weil er am Abend vorher zweimal zum Flughafen fahren musste, um Joey the Clown und Tony Pro abzuholen, und beide hatten eine Suite im Sur bezogen.
Und was war los? Frank Fitzsimmons, Vorsitzender der Teamster, wollte eine Pressekonferenz im Sur abhalten, um zu verkünden, dass seine Gewerkschaft Nixons Wiederwahl unterstützen werde.
Na, so eine Überraschung, dachte sich Frank. Im Umkreis des Sur wurde schon lange gemunkelt, dass die Teamster Millionenbeträge aus schwarzen Kassen in Nixons Wahlkampf investierten. Und das Badehotel war zum inoffiziellen Hauptquartier der Teamster geworden, nachdem sich Dorner ein Apartment mit Blick auf das vierte Green gekauft hatte.
Frank musste grinsen. »Deshalb also ist Hoffa von Nixon begnadigt worden.«
Bap lächelte beifällig. »Hoffa ist nur ein mieser kleiner Ganove. Der spielt nicht in der Liga, wo das große Geld gemacht wird. Fitzsimmons und Dorner fahren so viel Cash ein, dass kaum jemand Interesse hat, Hoffa wieder zum Vorsitzenden zu machen. Hoffa will die beiden loswerden, aber Tatsache ist, dass sie allen viel zu viel Geld bringen. Also hör zu und schreib dir das hinter die Ohren, Frankie. Anderen Leuten Geld zu bringen, ist die beste Lebensversicherung. Vergiss das nie.«
Frankie schrieb es sich hinter die Ohren.
»Jedenfalls«, redete Bap weiter, »fährst du die Gewerkschaftstypen nach der Pressekonferenz zu Nixons Anwesen. Könnte sein, dass du den Präsidenten triffst, Frankie.«
»Kommen Sie denn nicht mit?«
Bap lächelte, und Frank sah, dass er einen wunden Punkt getroffen hatte.
»Ich stehe nicht auf der Liste«, sagte Bap. »Keiner von uns.«
»Das finde ich nicht in Ordnung, Bap.«
»Ist doch alles Blödsinn«, sagte Bap. »Juckt mich nicht die Bohne.«
Aber Frank sah genau, wie sehr es ihn juckte.
Am Morgen fuhr Frank mit glitzernder Karosse und im frisch gebügelten schwarzen Anzug zum Privatflugplatz in Carlsbad, um Allen Dorner von seinem Privatjet abzuholen. Es hieß, dass er Frank Sinatra die Gulfstream abgekauft hatte, für drei Millionen Dollar, und dass das Geld aus der Kasse der Teamster kam.
»Guten Morgen, Frank«, sagte
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