Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine
Adrenalin in seine Adern. »Was ist, wenn Bap uns auch ans Messer geliefert hat?«
»Hat er nicht«, sagte Frank, der noch immer hoffte.
»Woher willst du das wissen? Was, wenn er als Zeuge aussagt? Er kann uns De Santo anhängen, und Star …«
»Wenn er das gemacht hätte, wären wir schon verhaftet«, sagte Frank. »Bei Mord fackeln sie nicht lange.«
Nein, wenn die Sache stimmte, dann war es Baps Strategie, die Jungs in L. A. ans FBI zu verpfeifen, um sie durch seine eigenen Leute zu ersetzen. Auch deshalb war ja kein einziger Name aus San Diego in der Prozesswelle des vergangenen Sommers aufgetaucht. Bap hatte immer davon geträumt, Kalifornien von San Diego aus zu kontrollieren.
»Wir beide sollten seine Kapos werden«, sagte Frank.
»Was für einen Scheiß redest du da?«
Frank erklärte ihm, wie er sich Baps Plan vorstellte. »Bap will uns zu Kapos in seiner neuen Familie machen. Er hat uns aus den Prozessen rausgehalten. Er hat uns aus der Schusslinie genommen.«
»Na und? Sollen wir ihm dafür danken?«
»Ja.«
»Schulden wir ihm unser verdammtes Leben, Frank?«, sagte Mike. »Denn um genau das geht es hier.«
Mike hatte recht. Frank mochte sich sträuben, wie er wollte, Mike hatte absolut recht. Es stand auf Messers Schneide. Entweder sie legten Bap um oder sie sprangen mit ihm ins selbe Boot.
Und dieses Boot war gerade am Sinken.
So also sah es aus. Die Nachmittage in Dorners Luxusgefängnis wurden quälend lang. Jetzt saßen sie zu dritt da und fragten sich, ob sie auf der Abschussliste standen, und versuchten sich abzulenken, indem sie zusahen, wie andere Leute ihre Bosse ans Messer lieferten.
Ende Juli kam die Nachricht: Jimmy Hoffa war verschwunden.
Damit, dachte Frank, ist die Sache zwischen Chicago undDetroit entschieden. Und er hat gelernt, dass man, wenn sich die alten Netzwerke gegen die Macht des Geldes behaupten wollen, immer aufs Geld setzen muss.
Dorner stieß einen Seufzer der Erleichterung aus und warf die beiden Bewacher aus seinem Apartment.
Die waren nicht sehr glücklich darüber. In Dorners Behausung hätte niemand gewagt, sie anzurühren. Draußen allerdings sah das ganz anders aus. Frank fuhr nach Hause und verbrachte eine unruhige Nacht.
Morgens um zehn rief Bap aus seiner Telefonzelle an und bestellte ihn zu sich. Er habe Neuigkeiten. Frank traf ihn auf der Promenade von Pacific Beach. Bap hatte seine Staffelei aufgestellt, um zu malen.
»Sie haben mich zum consigliere befördert«, sagte Bap und strahlte übers ganze Gesicht.
Der Stolz in seiner Stimme war nicht zu überhören.
» Cent’anni «, sagte Frank. »Das war überfällig.«
»Das ist nicht dasselbe wie ein Boss«, sagte Bap. »Es ist nicht ganz, was ich wollte, aber es ist eine bedeutende Ehre. Eine Anerkennung , wenn du verstehst, was ich meine.«
Frank kamen fast die Tränen. Vielleicht hatte dieser Mann nie mehr gewollt als das. Ein kleines Lob, ein Schulterklopfen. Das stand ihm ja wohl zu. Aber Frank wusste, was es war – ein vergiftetes Bonbon, eine Schlaftablette, die Bap in Sicherheit wiegen sollte.
Ein Todesurteil.
Beinahe hätte Frank ihn gewarnt.
Aber er hielt sich zurück.
»Ich werde für euch sorgen«, sagte Bap und malte seelenruhig an seinem schaurigen Seestück. »Macht euch keine Gedanken, du und Mike. Ich sorge dafür, dass ihr aufgenommen werdet.«
»Danke, Bap.«
»Du musst mir nicht danken«, sagte Bap. »Du hast es dir verdient.«
Marie kam aus dem Haus herüber und brachte ihnen zwei Gläser Eistee. Eine kleine heiße Nummer war sie nicht mehr, aber sie sah immer noch gut aus, und ihr Blick verriet, wie sehr sie ihren Mann bewunderte.
»Hast es ja bald fertig, das Bild«, sagte sie und sah ihm über die Schulter. »Es ist gut.«
Ist es nicht, dachte Frank. Nur eine liebende Gattin konnte so was behaupten.
Der nächste Anruf kam von Mike.
Sie trafen sich am Hundestrand und sahen einem Golden Retriever beim Frisbeefangen zu.
»Die Sache ist geritzt«, sagte Mike. »L. A., Chicago und Detroit haben es abgenickt. Chris Panno kriegt San Diego, und wir unterstehen Chicago, bis L. A. wieder auf die Beine kommt.«
»Ach ja? Wann soll denn das passieren?«, fragte Frank und umging das eigentliche Thema.
»Wir müssen es tun«, sagte Mike.
»Er ist unser Boss , Mike!«
»Er ist eine dreckige Ratte«, sagte Mike. »Er muss weg. Wenn du mit ihm krepieren willst, bitte schön. Aber ich mach da nicht mit, das sag ich dir gleich.«
Frank starrte aufs Meer. Am liebsten
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