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Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine

Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine

Titel: Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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will.«
    Frank hatte Bap noch nie so aufgeregt gesehen. Als sie in Dorners Apartment eintraten, sahen sie den Grund.
    Die schweren Vorhänge waren dicht zugezogen und verdeckten das große Schiebefenster, von dem man normalerweise auf den Golfplatz sah. Jimmy Forliano stand hinterm Vorhang und linste hinaus, eine 45er im Schulterhalfter. Joey Lombardo war in der Küche und holte sich ein Bier aus dem Kühlschrank.
    Carmine Antonucci saß auf dem Sofa und trank Kaffee. Dorner saß neben ihm, auf dem gläsernen Couchtisch vor ihm stand ein beschlagenes Glas Gin Tonic. Ihm gegenüber im großen Sessel saß Tony Jacks und sah in seinem weißen Leinenanzug mit marineblauer Krawatte sehr ruhig und gelassen aus.
    Dorner blickte zu Frank und Mike hoch, als hätte er sie noch nie gesehen, obwohl sie ihn schon Dutzende Male von seinem Privatjet abgeholt und wieder hingebracht hatten. Er sah nicht gut aus, sondern wirkte bleich und müde.
    »Hi, Jungs«, sagte er.
    Seine Stimme klang belegt.
    »Ihr bleibt dichter an Dorner dran als sein eigenes Arschloch«, sagte Tony Jacks. »Er guckt nicht über die Schulter, geht nicht scheißen, duschen, rasieren, ohne einen von euch zu sehen. Wenn ihm was passiert, seid ihr dran.«
    Die Belagerung dauerte drei Wochen.
    »Hey«, sagte Mike nach etwa einer Woche, »wenn wir schon auf die Matratzen gehen, gibt es schlechtere Orte dafür als das Sur.«
    Wieder so ein Spruch aus dem Paten , dachte Frank. Wenn in San Diego überhaupt jemand auf die Matratzen gegangen war, dann auf die Luftmatratzen im Swimmingpool.
    Dorner entwickelte alle Anzeichen eines Knastkollers.
    »Ich will hier raus«, sagte er, »Golf spielen, ein bisschen in die Sonne. Einfach nur einen beschissenen Spaziergang machen.«
    Frank schüttelte den Kopf. »Geht nicht, Mr. Dorner.«
    Er hatte strikte Order.
    »Ich komme mir vor wie ein Gefangener in meinen eigenen vier Wänden«, sagte Dorner.
    Was ja auch stimmt, dachte Frank, der sich langsam fragte, ob sie Dorner vor Hoffa oder Hoffa vor Dorner schützten. Eines Tages, als er Bap hinausbrachte, stellte er ihm die Frage.
    Bap musterte ihn lange und gründlich.
    »Bist ein schlauer Junge, Frank«, sagte er. »Du wirst es noch weit bringen.«
    Es könne in beide Richtungen gehen, erklärte ihm Bap. Chicago und Detroit machten das unter sich aus, sie selbst könnten nichts tun als warten.
    Im Kern ging es darum, dass Tony Jacks seinen Schützling Hoffa durchsetzen wollte, während Chicago zu Fitzsimmons und Dorner hielt. Auch Bap setzte auf die beiden, weil sie die besseren Geldbringer waren, andererseits hatte Hoffa einen starken und erprobten Rückhalt in Detroit.
    Und Tony Jacks betrieb hartnäckige Lobbyarbeit, um Fitzsimmons und Dorner aus dem Amt zu kippen.
    »Lasst euch nicht zu sehr auf den Kerl ein«, sagte Bap und meinte Dorner. »Ihr wisst nicht, was ihr noch alles mit ihm anstellen müsst.«
    Genauso war es.
    Sie beschützten Dorner, und sie bewachten ihn. Sie ließen niemand an ihn ran, und sie ließen ihn nicht raus. Es warschon komisch, Nacht für Nacht mit einem Mann Rommé zu spielen, immer im Wissen, dass vielleicht bald der Befehl kam, ihn umzulegen.
    Mit anderen Worten: Die Lage war gespannt.
    Und sie wurde noch viel gespannter, als Mike von einem kleinen Spaziergang zurückkam, Frank beiseite nahm und ihm zuflüsterte: »Wir müssen reden.«
    Er sah geschockt aus.
    Mike Pella, den sonst nichts erschüttern konnte, sah geschockt aus.
    »Wegen Bap«, sagte Mike.
    »Was ist mit Bap?«, fragte Frank erschrocken – und wusste auch schon die Antwort. Ihm wurde übel.
    »Bap hat beim FBI geplaudert«, sagte Mike. »Er war verdrahtet.«
    »Nein.« Frank schüttelte den Kopf. Doch er wusste schon, dass es stimmte. Es lag zu nahe. Bap hatte einen Weg gefunden, die Führung in L. A. auszuschalten, und der hieß: Mit dem FBI kooperieren und alle in den Knast bringen. Als sie dann Paul Drina zum Boss machten und nicht ihn, beschloss er, den Job zu Ende zu bringen.
    »Woher weißt du das?«, flüsterte Frank. Dorner schlief zwar in seinem Schlafzimmer, aber Frank wollte kein Risiko eingehen.
    »Die Jungs haben ihn in die Falle gelockt. Sie haben ihm irgendeinen Scheiß über ein illegales Pornostudio erzählt, und das FBI tauchte dort auf.
    Und nun, so Mike, fragte sich L. A., ob alle Jungs von Bap in diesen Coup verwickelt waren.
    »Frank«, sagte Mike. »Du musst damit rechnen, dass sie uns alle umlegen wollen.«
    Jetzt drehte er langsam durch, die Angst pumpte

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