Franklin Gothic Medium (German Edition)
Verzehr, fertig gestellt, übertrug er es in kalligraphischen Lettern in sein Original. Dieses Buch würde einmal ebenso wertvoll sein wie die erste Gutenbergsche Bibel und nicht weniger gehütet werden; wie die unveröffentlichten Kapitel der Heiligen Schrift, die in den Katakomben des Vatikans lagern. Allerdings würde es keinen Luther brauchen, um seine Rezepte der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Er hatte vor, zu gegebener Zeit sein eigener Reformator zu sein. Selbst würde er für die Kosten des Druckes aufkommen und Exemplare seines Werkes in die Briefkästen etlicher Erdenbürger werfen lassen; eine angenehme Abwechslung zur üblichen Werbepost. Für die weniger Beschenkten und die Althergebrachten würde er das klassische E-Book gratis zum Download anbieten. Die technisch gut Ausgestatteten würden das Buch bequem mit einem Klick aufrufen und mit einem Datenhandschuh sogar darin herumblättern können. Den dafür nötigen Space hatte er bereits gemietet, ebenso etwas Werbefläche im Teletext. Momentan verwendete er diesen Speicherplatz noch anderweitig; er bot Event- Reisen in seiner privaten Flugameise an. Reiseziel: eine berühmte Absturzstelle in den Anden, für ih n persönlich ein Wallfahrtsort.
Zuerst würde es kontroverse Debatten über seine Kochmethoden und die grundlegende Ethik des Kannibalismus geben. Natürlich! Aber wie immer gäbe es die besonders Vorwitzigen und Neugierigen. Diese würden seiner Kochanleitung folgen. Der grandiose Geschmack würde daraufhin seine meinungskehrende Wirkung keinesfalls verfehlen und die Mundpropaganda weitere Testesser animieren. Damit hätte er die Schlacht schon halb gewonnen; die Kritiker könnten vernünftigerweise bereits jetzt das Feld räumen. Denn die dem Menschen innewohnende Gier, immer das Beste für sich selbst zu erhalten, gepaart mit der neugewonnenen Erkenntnis was genau das Beste ist, würde siegen und einen unaufhaltsamen neuen Trend setzen.
“Kannibalismus - der Trend bei dem man einfach mit muss!” Das Verlangen nach einer modegerechten, bewussten Ernährung und der daraus resultierende Wunsch, das Fleisch eines anderen Menschen zu verspeisen würde übermächtig um sich greifen. Es würde nicht lange dauern, bis die ersten Stars und Sternchen auf den rasenden Servierwagen aufspringen würden. Bald schon könnte man in jeder Zeitung lesen, wie gut die neue Ernährung für die Haut des gefeierten Hauptdarstellers und Oscar-Trägers aus SawXXXV war.
Die Aktrice aus dem legendären Horrorstreifen “Tschernobyl - Monstren aus dem Kernreaktor” fände ihr verloren geglaubtes, strahlendes Lächeln wieder. Auslöser hierfür schiene, auf den ersten Blick, die heimliche Affäre mit ihrem Gärtner zu sein. Grübe man aber nach den tieferen Ursachen, so würde man herausfinden, dass ihre Libido erst wieder erwacht war, seit sie jeden Morgen ein leckeres Frühstücksei vertilgte; genau viereinhalb Minuten gekocht und da nn frisch aus dem Hoden gepellt.
Der Genuss von östrogenhaltigem Menschenfleisch, derartiges würde die Nächste behaupten, helfe bei ihr so gut wie nichts anderes gegen die starken Menstruationsbeschwerden; wegen denen sie vormals immer um ein paa r Tage Drehpause bitten musste.
Die Bravo würde begeistert über ein noch minderjähriges, aber trotzdem halbnackt herumhüpfendes Starlet schreiben, dem es nach mehreren vergeblichen Aufenthalten in jeder namenhaften Entzugsklinik noch immer nicht geglückt war die Magersucht zu besiegen. Doch dank der kannibalen Küche, der Herr sei ihrem Schöpfer gnädig, gab es nun endlich so viele köstliche Leckereien. Gaumenfreuden, die derart vorzüglich waren, dass selbst die leichtbekleidete Hüpfdohle sich nach genossener Mahlzeit nicht mehr erbrechen wollte. Andere Jugendliche würden ihrem Beispiel folgen, wie Lemminge, die sich ohne zu Zögern der Gruppe anschließen, welche sich gerade vom Felsen in den sicheren Tod stürzt, nur umgekehrt. Bulimie und Anorexie, die zweithäufigste Todesursache pubertierender Mädchen, wären nun einfachst th erapierbar.
Überforderte Mütter würden feststellen, dass ihre unter ADS leidenden Gören bessere Schulnoten erstreben, wenn sie ihnen morgens eine Stulle mit leckerem Hypothala-Mus schmieren; hochbezahlte Manager eine Steigerung ihrer Leistungsfähigkeit in aggressiven Verhandlungen diagnostizieren, nachdem sie einmal vom adrenalingeschwängerten Fleisch eines straffälligen Gewaltverbrechers gekostet hätten.
Selbst
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