Franz Eberhof 05 - Sauerkrautkoma
die letzten drei. Ansonsten gibt’s aber im Angebot nur noch Birkenfeigen und Rasendünger. Und da sind die Baccara in jedem Fall die bessere Wahl, auch wenn sie nicht mehr so ganz 1a ausschauen.
Daheim pack ich die Blumen aus der Folie, und die Oma bindet sie so zusammen, dass ein einziger Strauß daraus wird. Und sie bindet sie auch so zusammen, dass die geknickten Stiele von den nicht geknickten gestützt werden. Das ist fast einwandfrei. Nach dem Abendessen dreh ich noch mit dem Ludwig die Runde, wir brauchen eins-dreißig dafür. Und ich hab nicht die geringste Ahnung, warum das heute so dermaßen lang gedauert hat. Endlich im Saustall zurück, will ich das mit diesem dämlichen Kniefall noch ein klein bisschen üben. Schließlich wohn ich ja nicht im Buckingham-Palast, sodass ich das tagtäglich machen würde. So leg ich mir also die Stones auf, weil mit Musik selbst die übelsten Bewegungsabläufe leichterfallen, und dann leg ich los. Und was soll ich sagen? Irgendwie komm ich dabei total aus dem Konzept. Ich übe da also diesen Kniefall, und urplötzlich fällt mir unser Dienstsport ein. Wir machen da nämlich so alle paar Wochen zwei, drei Stunden spezielle Sportübungen, die gerade im Berufsbild eines Polizisten wichtig sind. Zum Beispiel üben wir die diversen Arten, sich im Härtefall eben ganz professionell abzurollen. Das mach ich gerne, weil’s einfach total Spaß macht und dabei die Zeit verfliegt. So rollt man quasi den ganzen Vormittag fröhlich durch die Turnhalle und muss nicht öde und verkrampft am Schreibtisch rumhängen. Und jetzt, wo ich praktisch ganz ernsthaft diesen verdammten Kniefall übe, genau da fallen mir diese Abrollübungen wieder ein. Ganz blöd, so im Nachhinein gesehen. Weil das mit dem Abrollen und dem Kniefall irgendwann mehr so in Richtung Abrollen ging.
»Es ist halb elf, Franz!«, hör ich den Papa irgendwann vom Türrahmen aus.
Mein Gott, er hat mich zu Tode erschreckt. »Wolltest du nicht noch zur Susi rüber?«
»Halb elf? Verdammt!« Ich schau auf die Uhr, zieh mirschnell ein sauberes Hemd an, schnappe mir den Krimsekt und die Rosen und bin dann auch schon unterwegs.
Sage und schreibe fünf Mal muss ich läuten, und die Susi macht mir noch immer nicht auf. So kram ich also ihren Schlüssel aus der Hosentasche, was mit einer Flasche und einem Riesenstrauß gar nicht so einfach ist, und sperre schließlich die Tür auf. Es ist stockdunkel in der ganzen Wohnung. Womöglich ist sie schon eingeschlafen. Ein Blick ins Schlafzimmer bestätigt meinen ersten Verdacht. Ich mach kurz das Licht an und auch gleich wieder aus. Die Susi liegt tatsächlich schon im Bett, und dabei hat sie auch noch jede Menge Gurkenscheiben im Gesicht. Das ist mir aber jetzt wirklich peinlich. Ich hoffe inbrünstig, dass ich sie nicht aufgeweckt habe. Ganz leise und rückwärts will ich grad in den Flur zurückgehen, aber zu spät. Sie richtet sich auf und schaut ganz verschlafen in meine Richtung. Dann fischt sie zwei Ohrstöpsel aus ihren Lauschlappen und starrt mich an.
»Franz? Was machst du denn hier?«, fragt sie und gähnt.
»Du, Susi, mal angenommen, ich würde den dritten Versuch ebenfalls irgendwie vermasseln, bestünde die winzige Möglichkeit eines vierten Versuchs?«, frag ich und setz mich vorsichtig auf ihre Bettkante.
Sie grinst. »Wie spät ist es denn eigentlich?«
»Elf«, sag ich, und es ist mir jetzt echt ein klein bisschen peinlich.
»Elf?«, knurrt sie, und dabei fällt eine Gurkenscheibe von ihrem hübschen Gesicht.
»Du, Susi, was ist eigentlich das weiße Zeug dort unter den Gurken?«, muss ich jetzt wissen.
»Quark«, sagt sie.
Und dann fang ich an, ihr das Gemüse samt Dip von den Wangen zu naschen. Scheibchen für Scheibchen. Und meine Susi nascht mit. Ein Wahnsinn! Ungelogen.
»Also, Susimaus, wie schaut’s denn jetzt aus?«, frag ich beim Frühstück und beiße in ein Honigbrot. »Geht der Antrag von gestern Nacht durch oder nicht?«
»Es war weder Champagner, noch war er kalt«, sagt die Susi und rubbelt mit einem Handtuch durch ihre Haare.
»Ich weiß«, sag ich.
»Die Rosen waren im Höchstfall vom Gartenzentrum. Womöglich sogar vom Aldi.«
»Ersteres.«
Sie setzt sich hin und überlegt kurz was.
»Aber sonst … sonst war alles ziemlich gut«, sagt sie und grinst.
»Also?«
»Du weißt, dass ich ein Brautkleid aus Seide haben will? Und zwar eins aus Paris.«
»Aus Paris? Wieso das denn?«
»Keine Ahnung. Das will ich halt einfach. Das
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