Franz Eberhof 05 - Sauerkrautkoma
wollte ich schon als ganz kleines Mädchen.«
»Aber hier gibt’s doch bestimmt auch schöne Teile.«
»Hast du irgendein Problem mit Paris?«
»Äh, nein. Nicht im Geringsten. Ich hab überhaupt kein Problem. Und am wenigsten mit Paris.«
»Fein. Dann werd ich gleich mal die Mary fragen, ob sie mit will. Und freilich auch die Gisela. Mein Gott, die werden Augen machen! Und vielleicht frag ich sogar noch die Jessy, du weißt schon, meine Kollegin in der Gemeindeverwaltung. Da können wir dann auch gleich prima meinen Mädchenabschied feiern, was meinst du?«, sagt sie und klatscht in die Hände wie ein Kleinkind.
»Ja, ich muss los, Süße«, sag ich und steh auf.
»Du, Franz, dann sind wir jetzt sozusagen verlobt, oder?«, will sie noch wissen.
»Könnte man so sagen, ja.«
Sie umarmt mich, stellt sich auf die Zehenspitzen und schaut mir tief in die Augen.
»Wo ist denn mein Ring?«
»Ein Ring auch noch!«
»Logisch!
Ich verdreh die Augen, geb ihr noch schnell ein ganz dickes Bussi, und dann muss ich aber auch schon weg.
Pünktlich um zehn erscheint der Hausdrache von den Dettenbecks bei mir im Büro, und ich nehm jetzt erst noch einmal anständig die Personalien auf. Margot Schneller, richtig. Ledig. Ja, das war klar. Seit dreizehn Jahren schon arbeitet sie glücklich und zufrieden im Hause von den Dettenbecks. Sie ist so eine Art Mädchen für alles, könnte man sagen. Macht von der Hausarbeit übers Sekretariat bis hin zur Kinderbetreuung praktisch das Gesamtprogramm. Zumindest war das so, bis eben diese Branka kam. Die Frau Dettenbeck, die hat nämlich vor kurzem noch mal ein Baby bekommen, die kleine Alexa. Die war ja eigentlich gar nicht mehr geplant. Die Dettenbecks haben ja schon ein Kind, den Damian, und der ist schon vierzehn. Und selbst bei dieser Schwangerschaft, da war die Frau Dettenbeck ja nicht mehr die Jüngste. Und so war also die Nachricht von einem erneuten Familienzuwachs für alle Beteiligten zunächst erst mal ein richtiger Schock. So nach und nach ist dann aber wohl doch Freude aufgekommen, und so beschloss man, für die bestmögliche Versorgung des Babys ein Au-pair zu organisieren. Ja, und plötzlich war eben diese Branka im Haus. Dieser Sonnenschein, der im Handumdrehen gleich die ganze Familie verzaubert hat. Alle waren ganz hingerissen von diesem Mädchen. Und ihre eigenen Dienste, nämlich die von der Schneller, die sind dahinter mehr und mehr verblasst. Ja, genauso erzählt sie das alles, die Frau Schneller, und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund.
»Aber warum zum Teufel fragen Sie mich das alles überhaupt? Was ist denn eigentlich los mit der Branka?«, fragt sie abschließend.
»Sie ist tot, die Branka«, sag ich, und augenblicklich verändert sich ihre Gesichtsfarbe. »Die Branka ist ermordet worden, Frau Schneller. Genauer: erdrosselt. Und meine Aufgabe ist es jetzt, den oder die Mörder zu finden.«
»Das ist ja … entsetzlich«, stammelt sie, kramt ein Taschentuch hervor und hustet dort ein paarmal hinein. »Wer macht denn so was?«
»Also ganz oben auf meiner Liste der Tatverdächtigen stehen natürlich Sie.«
Jetzt droht sie mir fast zu ersticken. Sie kriegt einen Hustenanfall, der sich gewaschen hat.
»Hören Sie: Ich war eifersüchtig auf sie, das ist wohl wahr«, hustet sie mir jetzt her. »Auf ihre Jugend, auf ihr Wesen, auf diese ganze Sympathiewelle, die ihr entgegenschlug. Aber deswegen bringt man doch niemanden um, ich bitte Sie!«
»Wenn das keine Motive sind! Da sind schon Menschen wegen deutlich weniger Emotionen beseitigt worden.«
Sie kneift ihre Augen zusammen und starrt an mir vorbei an die Wand.
»Sagen Sie mal, Frau Schneller, haben Sie eigentlich gewusst, dass sie schwanger war, die Branka?«
»Schwanger? Das ist doch nicht möglich! Nein, davon wusste ich nichts. Mein Gott, sie war doch noch so blutjung. Zwanzig oder so. Da kriegt man doch noch kein Kind, oder?«
»Zweiundzwanzig. Die Branka war zweiundzwanzig Jahre alt. Es hat also niemand im Haus darüber Bescheid gewusst?«
»Ja, das kann ich doch nicht wissen. Ich bin doch nicht Tag und Nacht anwesend, verstehen Sie. Die Dettenbecks,die haben doch auch ein ganz normales Privatleben. Ich jedenfalls hab davon nichts gewusst.«
»Was machen die eigentlich so beruflich, die Dettenbecks?«
»Die haben einen Fuhrpark. Sehr erfolgreich. Schon seit fast dreißig Jahren.«
»Einen Fuhrpark? Wie muss ich mir das vorstellen?«
»Na, sie haben eben unzählige Autos, verstehen Sie.
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