Franz Eberhof 05 - Sauerkrautkoma
wenn’s recht ist. Da hab ich aber jetzt Pech gehabt. Weil die Besagten momentan ihr wohlverdientes langes Wochenende genießen. Im schönen Voralpenland. »Zum Wandern, wenn Sie’s genau wissen wollen.«
Das sagt sie so triumphierend, als könnte sie mir mit jedem einzelnen Wort eines damit auswischen.
»Wenn das so ist, Gnädigste«, sag ich daraufhin ziemlich angepisst, »dann müssen Sie mir eben jetzt ein paar Fragen beantworten.«
»Dazu bin ich nicht befugt.«
»Das mag schon sein, aber rein rechtlich sind Sie dazu verpflichtet. Also, entweder lassen Sie mich jetzt hier rein, oder wir zwei Hübschen sehen uns morgen in meinem Büro«, sag ich und ziehe eine meiner Visitenkarten aus der Innentasche meiner dienstlichen Lederjacke.
»Hier rein kommen Sie jedenfalls nicht, dazu bin ich nicht …«
»Befugt, ich weiß schon«, unterbrech ich sie und reiche ihr meine Karte rüber.
»Meine Güte! Um wie viel Uhr also?«, fragt sie und wirkt dabei ziemlich genervt.
»Um zehn. Und seien Sie pünktlich.«
Aber das – glaub ich – hört sie schon gar nicht mehr richtig. Bis ich schau, ist jedenfalls die Haustüre wieder zu und die doofe Zofe dahinter verschwunden.
Anschließend ruf ich den Birkenberger an. Immerhin sollder wenigstens auf dem Laufenden sein, wenn ihn schon mordslangweilige Observationen davon abhalten, mich tatkräftig zu unterstützen. So lass ich ihn großzügig an meinem Wissensstand teilhaben, und er kann auch grad prima zuhören, weil er sowieso seit unzähligen Stunden bloß so ein altes, leer stehendes Fabrikgebäude beobachten muss.
»Interessant«, sagt er am Schluss. »Und warum zum Teufel hat sie diese erste Abtreibungspille genommen und die zweite dann nicht mehr?«
»Ja, gute Frage, Rudi. Ich werde versuchen, der Sache auf den Grund zu gehen, und informier dich, sobald ich mehr weiß.«
Gleich im Anschluss begehe ich noch einen kleinen, aber schwerwiegenden Fehler. Einfach indem ich noch kurz mein morgendliches Erlebnis mit der Susi und Konsorten erwähne. Der Rudi droht fast zu ersticken vor Lachen. Ich häng dann lieber mal auf. Häng auf und fahr in mein Büro.
»Kommen S’ gut voran, Eberhofer?«, will der Stahlgruber wissen, während er seinen Schädel durch meine Bürotür schiebt.
»Logisch«, sag ich.
»Logisch«, sagt er. »Ja, das hab ich mir schon beinah gedacht, dass Sie vorankommen, gell. Weiter so, Eberhofer! Immer weiter so!«, sagt er, lacht und verschwindet dann wieder im Gang. Wieso hab ich ständig den Verdacht, dass er mich gar nicht für voll nimmt, dieser Stahlgruber? Ich wünsche mir den Bürgermeister zurück. Und den Moratschek. Ja, mein lieber Richter Moratschek. Das hätte ich mir auch nie träumen lassen, dass mir der eines Tages so fehlen wird. Wo er doch eigentlich ständig nur Schnupftabak konsumiert und an meinen Ermittlungen rumnörgelt. Gut, für voll genommen hat der mich wohl auch nicht. Aber wurst. Und wenn ich jetzt auch noch an meine neue Zimmergenossindenke, dieses multiple Powerpaket, dann wünsch ich mir umso mehr meine Susi zurück. Apropos. Ich mach heute lieber mal ein bisschen eher Feierabend. Weil erstens hab ich schon wahnsinnig viel erreicht an diesem Tag. Und zweitens heißt es jetzt unbedingt noch Rosen besorgen. Und Champagner. Und das mit den Knien, das muss ich schließlich auch noch üben, gell. Nicht, dass ich dann wieder dasteh wie ein Depp.
Noch ein ganz kurzer Anruf zu Hause, nur um meine baldige Ankunft zu verkünden. Der Papa weiß freilich schon längstens Bescheid über die Abläufe heut früh in der Gemeindeverwaltung. Ja, in Niederkaltenkirchen funktioniert das soziale Netzwerk wie in einem Ameisenhaufen, könnte man sagen.
»Das Gartenzentrum in Landshut hat heute Rosen im Angebot, Bub. Baccara. Zehn Stück zu vier fuchzig«, hör ich die Oma im Hintergrund schreien.
»Ja«, sagt darauf der Papa. »Und einen Krimsekt haben wir auch noch im Keller, soviel ich weiß. Den haben wir irgendwann mal geschenkt bekommen. Das ist zwar kein Champagner nicht, aber geht schon gut in diese Richtung, oder? Den kannst gern nehmen, Franz. Weil den von uns sowieso keiner säuft.«
Wirklich sehr beeindruckend, wie sich meine nähere Verwandtschaft um das Seelenheil von der Susi kümmert. Also gut, was sein muss, muss sein. Und so mach ich auf dem Heimweg noch einen kurzen Zwischenstopp im Gartenzentrum und kaufe drei Sträuße von diesen Baccara-Rosen. Die Auswahl ist jetzt nicht mehr so riesig, genauer genommen sind es
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