Franz Eberhof 05 - Sauerkrautkoma
liegt sozusagen im Sauerkrautkoma«, sag ich dem Papa kurz darauf am Telefon und kann einen gewissen Vorwurf nicht ganz unterdrücken. Er soll das bitte schön der Oma ausrichten, und sie möge so gut sein und ihr Rezept noch mal gründlich überarbeiten.
Nach einer recht kurzen Nacht komm ich dementsprechend müde ins Büro, und dort muss ich feststellen, dass dem Rudi sein heiliger Ordner weg ist. Ich geh einmal stark davon aus, dass ihn die Steffi mit nach Hause genommen hat, weil ja sonst eh kein Mensch davon gewusst haben kann. Außerdem hat sie doch im Vorfeld schon erwähnt, dass sie von daheim aus an dem Fall mitarbeiten möchte.
So ruf ich jetzt erst mal den Ibranovic an. Weil ich wissenwill, ob etwas gefehlt hat bei den Privatsachen von der Branka, die er vor ein paar Tagen im Hause Dettenbeck abgeholt hat.
»Wir haben noch gar nichts durchgesehen, Herr Kommissar. Wir haben das Zeug eingepackt, sind nach Hause gefahren und haben es in ihr Zimmer gestellt. Momentan ist noch keiner in der Lage, in ihren Sachen zu wühlen«, sagt er auf meine Nachfrage hin.
Ich verstehe das freilich schon irgendwie, aber trotzdem muss ich ihn dringend darum bitten, eine Nachschau zu machen. Schließlich ist jeder noch so winzige Anhaltspunkt jetzt echt langsam wichtig.
Grade wie ich mich gegen Mittag auf den Weg machen will, um schließlich und endlich und ein für alle Mal diesen dämlichen Verlobungsring zu kaufen, kommt mir im Treppenhaus die Steffi entgegen. Sie hält den Ordner in der Hand und sagt, wir sollten die Sache mal gemeinsam durchgehen. Klar, sag ich, kein Problem, ich muss vorher nur noch schnell diesen Ring kaufen. Wie sie das hört, will sie mich unbedingt beim Kauf beraten. Schließlich weiß sie genau, was eine Frau will und was nicht. Ja, das würde ich so unterschreiben. Mitnehmen kann ich sie allerdings nicht. Weil das … das wär ja komplett geschmacklos, gell. Dass quasi mein Gspusi den Ring für meine Verlobte aussucht. So was macht man einfach nicht. Würde von keinerlei Charakter zeugen. Gut, wie sie mir dann erklärt, dass ihre beste Freundin Goldschmiedin ist und mir echt jeden Wunsch zu einem Wahnsinnspreis verwirklichen kann, da hat sie mich schließlich schon irgendwie überzeugt. Weil das Ganze ja jetzt unter einem völlig neuen Gesichtspunkt betrachtet werden muss. Einen Ring zu kriegen, der ausschaut wie von Tiffany, und das zu einem Preis wie vom Karstadt, da müssen die Skrupel sich halt erst mal hinten anstellen. Und so machen wir unsauch gleich auf den Weg zu ihrer Freundin Emma, die nur ein paar Straßen weiter wohnt. In solchen Fällen, da ist ja das Internet im wahrsten Sinne des Wortes echt Gold wert. Dort zeig ich nämlich dieser Emma nur einfach kurz das Bild von dem Ring. Von diesem unverschämt teuren Ring, den ich um Haaresbreite tatsächlich vor einigen Tagen gekauft hätte. Und was sagt sie dazu?
»Weißgold, ein schöner kleiner Solitär. So um die Achthundert, würd ich mal schätzen.«
Ja, das sagt sie. Und außerdem sagt sie noch, sie würde ihn nicht so arg eckig machen, mehr runder. Weil das einfach irgendwie viel weicher ist. Und um mich letztendlich komplett auf Wolke sieben zu katapultieren, fügt sie noch hinzu, dass sie ihn bis zum Wochenende hin locker fertig hat. Wenn das keine guten Nachrichten sind.
Hinterher will ich die Steffi freilich zum Kaffeetrinken einladen. Weil sie mir jetzt schon einen ziemlichen Gefallen getan hat. So bestellen wir also einen Espresso macchiato, weil man den hier trinkt in München. Und eine Schokosahnetorte mit Chilies, weil man das hier eben isst in München. Schmecken tut es so lala. Schwarzwälder und Milchkaffee mit der Oma sind mir da tausendmal lieber. Sagen tu ich natürlich nix. Erst recht nicht, weil’s ihr so gut schmeckt, der Steffi. Und plötzlich will ich dann wissen, warum sie ausgerechnet auf mich so scharf ist, noch dazu, wo ich doch so kurz vor meiner Hochzeit stehe. Daraufhin muss sie erst einmal lachen.
»Vielleicht, weil du doch so kurz vor deiner Hochzeit stehst? Ich hab für ’nen Typen einfach keinen Platz in meinem Leben, Franz«, sagt sie und schiebt sich noch ein Gäbelchen Chilie-Schoko in den Mund. »Ich habe ’nen Job und drei Kinder und brauch auch ein bisschen Zeit für mich selber. Wo soll da ein Mann noch hin? Aber deswegen muss ich doch nicht komplett auf Sex verzichten, oder?«
Nein, das muss sie freilich nicht.
»Verstehe«, sag ich deswegen ein bisschen irritiert. »Und sagen wir
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