Franz Eberhof 05 - Sauerkrautkoma
der Erzeuger.«
Steffi schaut mich eher mitleidig an.
So mach ich mich auf den Weg. Gut, so direkt zum Frauenarzt fahr ich dann eigentlich nicht gleich. Erst mal nach dem Rudi sehen. Vielleicht kann der ja schon wieder feste Nahrung zu sich nehmen. Unterwegs besorg ich noch ein paar Zeitschriften, schließlich gibt es nichts Langweiligeres, als im Krankenhaus zu liegen und an die Decke zu starren. Der Rudi freut sich, wie ich komm. Zumindest ganz am Anfang. Ja, sagt er, das mit dem Durchfall ist fast vorbei, und die Infusion ist er auch los. Dafür kriegt er jetzt Schleimsuppe bis zum Abwinken. Und außerdem kriegt er noch Kohletabletten. Und zwar dermaßen viele, dass er vermutlich bis an sein Lebensende nur noch Briketts scheißen kann. Ja, so sagt er das, der Rudi. Im Anschluss beginne ich zu erzählen. Und da ist es urplötzlich aus mit der Freude. Weil er nämlich gleich einen Eifersuchtsanfall kriegt, der sich gewaschen hat.
»Steffi hier, Steffi da! Du musst ja direkt froh und dankbar sein, dass ich hier im Krankenhaus rumhänge und du in aller Seelenruhe den Fall mit deiner tollen Steffi lösen kannst«, keift er durch sein Laken hindurch.
»Rudi, jetzt sei so gut und werd nicht deppert«, sag ich und hock mich auf den leeren Stuhl neben ihm.
»Wer weiß, vielleicht hast du diese ganze Sauerkraut-Aktion ja sogar absichtlich herbeigeführt, Franz. Damit ich aus dem Weg bin. Und du ungestört mit deiner tollen Steffi ermitteln kannst. Ja, womöglich bumst du sie sogar. Damit kann ich natürlich nicht dienen, gell.«
Was zu viel ist, ist zu viel.
Ich schmeiß ihm die Zeitungen aufs Bett und mach mich vom Acker.
Der anschließende Frauenarztbesuch ist ähnlich nervtötend und genauso unergiebig. Nachdem ich der Empfangsdame erklärt hab, dass ich von der Polizei bin und einige Fragen an den werten Herrn Doktor hätte, verweist sie mich freundlich, aber bestimmt aufs Wartezimmer. Ich müsse mich eine Weile gedulden, sagt sie, schließlich könne man Kranke oder Schwangere nicht unnötig lange warten lassen. Daraufhin muss ich aber doch wohl einiges klarstellen. Erstens, dass ich mich als Mann niemals nicht zwischen ein halbes Dutzend Weiber hocken werde, die ununterbrochen über Hechel- und Pressmethoden reden. Und zweitens, dass hier ein Mörder frei rumläuft, der es eben akkurat auf Schwangere abgesehen hat. Womöglich sogar ganz in der Nähe, wer weiß. Das leuchtet ihr schließlich schon ein. Und so kann ich auch relativ schnell und unkompliziert das Behandlungszimmer betreten. Allein beim Anblick von diesem Untersuchungsstuhl wird mir ganz schlecht. Ich geh einmal ganz außen rum. Mein lieber Schwan! Da vergeht dir ja wirklich alles. Also in Zukunft, wenn ich mal wieder in einer eher ungünstigen Situation stierig bin, dann langt ein einziger Gedanke an diesen furchtbaren Stuhl, und alles ist erledigt. Wirklich alles. Dann kommt auch schon der Doktor in den Raum. Weiterhelfen kann er mir aber nicht recht. Die Branka,die wär nur ein einziges Mal bei ihm gewesen, und dabei hat er ebendiese Schwangerschaft festgestellt. Im Grunde kann er sich sowieso kaum erinnern an das Mädchen, sagt er. Nur so viel vielleicht, dass sie überhaupt keine Reaktion gezeigt hätte auf seine Diagnose hin. Fast so, als hätte sie es schon gewusst. Kein Entsetzen, keine Freude. Einfach gar nichts. Sie hat nur ihren Mutterpass eingesteckt und ging und kam nie wieder.
Ja, wie gesagt: Recht aufschlussreich war das jetzt auch gerade nicht. Überhaupt war dieser ganze Vormittag weder erfolgreich noch erfreulich. Sieht man mal von dem kurzen Gastspiel mit der Steffi ab.
Kapitel 15
Erst der Anruf vom Günter zwei Tage später bringt ein bisschen Licht ins Dunkel. Er bestellt mich in die Gerichtsmedizin, weil er mir nicht nur etwas sagen, sondern halt auch was zeigen muss. Deswegen fahr ich also da hin. Wie ich ankomm, entledigt er sich erst einmal seiner Gummihandschuhe und wackelt danach zu seinem Computer. Ich folge ihm freilich auf Schritt und Tritt, schließlich will er mir ja was zeigen. Den Weg hätte ich mir getrost sparen können, weil mir diese ganzen Diagramme, Dreiecke und Tabellen genauso viel sagen wie die Bibel auf Chinesisch. Aber das, was er dabei so von sich gibt, der Günter, das kann sogar ich verstehen. Nein, sagt er, die beiden Kaffeebecher, die stehen nicht zur Debatte als mögliche Kindsväter. Da fällt mir persönlich jetzt direkt ein Stein vom Herzen. Was nämlich ganz oben steht auf meiner Liste der
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