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Franz G. - Thriller (Wegners schwerste Fälle) (German Edition)

Franz G. - Thriller (Wegners schwerste Fälle) (German Edition)

Titel: Franz G. - Thriller (Wegners schwerste Fälle) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Herzberg
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gesprochen. Wenn du willst, kannst du ein paar Tage bei ihr
bleiben«, Wegner lachte röhrend, »du scheinst ihren Mutterinstinkt geweckt zu
haben, mein Freund.«
    Sven
schüttelte heftig mit dem Kopf. »Vielen Dank, aber die Straße ist meine Heimat
und ich gehöre dort hin. Nach ein paar Tagen in einem richtigen Bett würde es
mir danach nur schwerer fallen – also gehe ich einfach – das hier ist das Leben
und kein Märchen ...«
    Wegner
grübelte kurz und zog dann einen Batzen kleiner Scheine aus seiner Jeans.
Kopfschüttelnd warf er sie auf den Schreibtisch und starrte Sven noch eine
Weile nachdenklich in die Augen. »Ich bin nicht so naiv, wie du denkst. Pass
auf dich auf und ruf mich an, wenn dir was auffällt – ganz gleich wie banal es
dir in dem Moment auch erscheint. Und jetzt raus hier – sonst nehm ich dich in
Schutzhaft!«
     
    Nachdem
sich die Tür hinter Sven geschlossen hatte, war es Stefan Hauser, der seinen
Chef nun kritisch musterte. »Manfred, ich kenn dich schon ein paar Jahre – aber
so habe ich dich noch nie erlebt. Wird da einer sentimental?«
    »Schnauze!
– sonst wirst du die Freuden meiner Gesellschaft bald vermissen.«
    »Hunde,
die bellen, beißen nicht.«
    »Für
dich verzichte ich gerne auf das Bellen vorab, Kollege.«

15
     
    I n dieser Nacht waren die
Temperaturen zum ersten Mal unter die 5°-Marke gesunken. Lange würde es nicht mehr
dauern, bis Autofahrer morgens ihre Scheiben frei kratzen müssten und dichte
Nebelschwaden aus den Lüftungsschächten der U-Bahnen aufstiegen.
    Sven
hatte sich am späten Abend mit zwei seiner Artgenossen in einem schmalen
Hausflur niedergelassen. Dieser gehörte zu einem Geschäftshaus, in dem einige
Ärzte, Anwälte und andere Firmen mit merkwürdigen Namen residierten. In einer
Stunde dürfte das muntere Treiben beginnen. Die ersten Sekretärinnen erschienen
zur Arbeit, Arzthelferinnen hetzten genervt in ihre Praxis und am Ende würden
sogar ihre Chefs verschlafen eintrudeln. Zu diesem Zeitpunkt war es besser,
bereits verschwunden zu sein. Er hatte es schon häufig erlebt, dass ein
wütender Frauenarzt oder cholerischer Familienanwalt seine aufgestauten Aggressionen
ausgerechnet an ihresgleichen auslebte. Nicht selten gab es dann Schläge oder
Tritte. Am Ende kamen immer die Bullen und verfuhren ähnlich mit ihnen, bis sie
endlich das Weite suchten. Ein paar Mal hatte er Kunden wiedererkannt und
manchmal sogar sie auch ihn. Das änderte jedoch kaum etwas an der Wut dieser
Männer – ganz im Gegenteil. Sie traten und schlugen nur noch heftiger auf ihn
ein, vermutlich um sich damit sein Schweigen zu erkaufen ... besser gesagt zu
erprügeln.
    Sven
öffnete seinen Schlafsack und spürte sofort, wie die kalte Luft bis zu seinen
Fußspitzen hinunterkroch. Augenblicklich durchfuhr ihn ein Schütteln, welches
in einer ausgewachsenen Gänsehaut mündete. Eilig zog er den Rucksack heran, in
dem er seine Klamotten über Nacht trocken verstaut hatte. Dann griff er in die
kleine Seitentasche, um erleichtert festzustellen, dass auch sein Geld noch an
Ort und Stelle war.
    Bevor er
gestern Abend endlich das Revier verließ, hatte er sich im Waschraum der Wache
noch frisch gemacht. Als Wegners schwuler Kollege eintrat und irgendwie seltsam
zu lächeln begann, hatte Sven bereits das Schlimmste befürchtet. Auch als der
Kerl plötzlich einen Hunderter aus der Tasche zog, änderte das nichts an seinen
Befürchtungen – ganz im Gegenteil. »Pass auf dich auf«, hatte der Typ nur
gemurmelt und die Kohle auf seine Klamotten gelegt, die über dem Waschbecken
nebenan hingen. Danach war er einfach, ohne ein weiteres Wort zu verlieren,
eilig verschwunden.
    Mit fast
zweihundert Piepen war Sven kurze Zeit später fröhlich aus dem Revier
gestiefelt und hatte sich gefühlt, wie der König von St. Pauli. Statt an diesem
Abend den Arsch hinzuhalten, war er bis in die Nacht umhergelaufen und hatte
alle gewarnt. Die meisten reagierten eher teilnahmslos auf die Neuigkeiten und
darauf, dass sie ihren Kumpel Thomas nie wiedersehen würden. Ernüchtert und
immer noch traurig war er dann erst eingeschlafen, als sogar der Lärm rund um
die Sechslingspforte schon nachließ, einem der ewig verstopften Knotenpunkte
Hamburgs.
     
    ***
     
    »Guten
Morgen«, brummte Franz Gerber, schon zum zweiten Mal. Wie bereits eine halbe
Stunde zuvor bekam er auch dieses Mal keine Antwort von seiner Waltraut. Er
öffnete den Kühlschrank und holte die mächtige Salami heraus, die er vor

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