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Franz G. - Thriller (Wegners schwerste Fälle) (German Edition)

Franz G. - Thriller (Wegners schwerste Fälle) (German Edition)

Titel: Franz G. - Thriller (Wegners schwerste Fälle) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Herzberg
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gefragt.«
    Als
werdendem Vater gingen Wegner in diesem Moment ganz seltsame Dinge durch den
Kopf. Kein Mann, der in Kürze sein eigenes Kind auf dem Arm halten würde, kam
auch nur auf die Idee, dieses hilflose Wesen unbehütet zu lassen. Es womöglich
hinter eigene Interessen zu stellen oder es nicht zu füttern und zu umsorgen.
    »Ich bin
dann von einem Heim ins andere. Bei Pflegefamilien hab ich es selten länger als
ein paar Tage ausgehalten – immer gab es Zoff.«
    »Und
dann seid ihr getürmt ...?«
    »... um
auf der Straße zu leben«, beendete Sven den Satz flüsternd. »Man kann es sich
nicht vorstellen – aber es ist nirgends besser als auf der Straße – zumindest
an den meisten Tagen.«
    Wegner
schwieg weiter, nickte jedoch und steckte sich die nächste Zigarette an.
    »Danach
kommt es, wie es wohl kommen muss. Wenn man nicht ständig klauen oder alten
Omas die Handtaschen entreißen will, bleibt am Ende doch nur der Strich.«
    »Nimmst
du Drogen?«
    »Selten
– ich brauch das Zeug einfach nicht.«
    Eine
kurze Pause entstand, in der beide ihren Gedanken nachhingen. Die
vorbeiströmenden Beamten, deren Schicht in Kürze begann, beäugten den
Hauptkommissar und den seltsamen Jungen neben ihm, mit eigenartigen Blicken.
Kaum einer traute sich ein Wort zu sagen, oder auch nur durch ein Nicken zu
grüßen.
    »Auf der
Straße ist man frei«, fuhr Sven nachdenklich fort. »Man schläft unter freiem
Himmel ein und wacht darunter auch wieder auf – zumindest hofft man es an jedem
Abend. Alles ist besser als ein Heim oder eine Familie, in der man bestenfalls
das fünfte Rad am Wagen ist«, er zögerte eine Weile, »Sie können das nicht
verstehen, aber es ist eben so.«
    »Ein
bisschen verstehe ich es schon«, entgegnete Wegner schnaufend, »aber es ist
nicht überall so. Da sind auch genug Familien, in denen es sehr gut klappt und
die glücklich sind – und zwar alle! Es sind nicht immer nur die Anderen schuld,
Sven. Jeder muss seinen Teil dazu beitragen und eben auch mal zurückstecken.«
    »Das
klingt gut, Herr Wegner. Sollte ich es nochmal erleben, rufe ich Sie an, wenn
der Familienvater am zweiten Abend seine Hand unter meine Bettdecke steckt.
Dann können Sie ihm die Sache mit dem Glück ja noch mal in Ruhe erklären.«
Wieder liefen Tränen über Svens Gesicht und tropften auf die Stufen vor ihm.
    »Du hast
einfach Pech gehabt – ich kann es mit nicht anders erklären«, kommentierte
Wegner kleinlaut und legte den Arm um Svens schmale Schultern, »... einfach
Pech.«
    Eine weitere
Stunde später türmten sich insgesamt elf Kippen vor den beiden auf. Die
Geschichten über den Alltag auf der Straße wurden immer haarsträubender, je
mehr Sven darüber preisgab. Dann und wann rollten ein paar Tränen, aber alles
in allem schien der Junge sich beruhigt zu haben.
    Als sie
sich gerade erheben wollten, um ins Büro zurückzukehren, sah Wegner Stefan
Hauser herbeieilen, der erst jetzt vom Gericht zurückkam. Sein Gesicht verriet
zwar nichts Konkretes, aber mir seiner Laune stand es ganz offensichtlich nicht
zum Besten.
    »Das
nächste Mal machst du den Scheiß selbst, Manfred«, dann schaute Hauser zu
Boden, »sag mal ... rauchst du etwa wieder?«
    Wegner
deutete auf Sven: »Der Junge qualmt wie ein Schlot – es ist grauenhaft. Ich hab
ihm nur Gesellschaft geleistet.«
    »Jaja –
und ich bin kein Bulle, sondern Alibaba, der seinen Turban schief gewickelt
hat.« Mit diesen Worten eilte Hauser durch die breite Glastür und verschwand im
Revier.
    »Wer war
das denn?«, erkundigte sich Sven lachend.
    »Nur ein
verwirrter Kollege, der sich den Kopf gestoßen hat. Aber Vorsicht! – der ist
schwul wie ein Starfrisör.«
    Jetzt
kicherten die beiden ausgelassen und vergaßen sogar für einen kurzen Moment die
bedrückenden Schilderungen der letzten Stunden.

14
     
    » W ie
siehst du denn aus? Kannst du mir vielleicht mal erklären, wie ich das
rausbekommen soll?« Waltrauts Begrüßungen waren schon in der Vergangenheit
nicht besonders herzlich gewesen, aber an diesem Abend übertraf sie sogar sich
selbst. »Da ist ja auch Blut an deiner Jacke – was hast du denn nur getan,
Franz?«
    »Ein Reh
... ist mir direkt vors Auto«, erwiderte er matt und lustlos, »glaubst du
vielleicht ich hab mir das ausgesucht?«
    »Darüber
reden wir noch, Freundchen. Drei Tage höre ich nichts von dir und jetzt kommst
du hier an, als ob ich einen Waschsalon betreibe!«
    Ohne ein
weiteres Wort stapfte Franz Gerber die Treppen hinauf

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