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Franz G. - Thriller (Wegners schwerste Fälle) (German Edition)

Franz G. - Thriller (Wegners schwerste Fälle) (German Edition)

Titel: Franz G. - Thriller (Wegners schwerste Fälle) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Herzberg
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einer
Woche aus dem Großmarkt mitgebracht hatte. Er legte sie neben sein Brett und
setzte sich erneut an den Küchentisch. Kurz darauf sprang er wieder auf und
kehrte mit einem riesigen Messer zurück, dessen Klinge über fünfundzwanzig
Zentimeter maß. Den massiven Holzblock, in dem acht dieser edlen
Schneidwerkzeuge steckten, hatten sie zur Hochzeit von seinem Onkel Eberhard
bekommen. Die vielen Jahre hatten keinem der Messer etwas anhaben können. Kaum
ein Kratzer, geschweige denn ein Riss oder eine Kerbe in der Klinge war an
einem von ihnen zu erkennen. Onkel Eberhard war ein Arschloch, ein Altnazi und
ein geiler Bock dazu. Seine Messer jedoch konnte man, guten Gewissens, als
echte deutsche Wertarbeit bezeichnen.
    »Nicht
so `n Scheiß aus sonnengehärtetem, taiwanesischem Trompetenstahl, an den irgendein
Schlitzauge `n Plastikgriff geklebt hat«, informierte Onkel Eberhard sie
damals, zu bereits fortgeschrittener Stunde, grölend. Bei dieser Gelegenheit
schielte er gleich der Braut völlig unverhohlen in den Ausschnitt, um zu
prüfen, ob sich in ihrem Bauchnabel vielleicht ein Fussel versteckte.
    Gerber
schnitt ein paar Scheiben von der Salami ab und platzierte sie, fein säuberlich
geordnet, auf einem zweiten Brett. Nachdenklich betrachtete er jetzt die
Klinge, die völlig ruhig in seiner Handfläche lag. Von dieser Sorte Messer
steckten gleich zwei in dem massiven Block, denn sie waren absolute
Allzweckwaffen im beschwerlichen Küchenalltag. Es gab so gut wie nichts, was
man damit nicht schneiden konnte. Es war also nur logisch, dass sie diese
beiden Messer schon seit Jahren – nein – seit Jahrzehnten ständig verwendeten.
    Gerber
schaute auf und seiner Waltraut direkt ins Gesicht. Still war sie heute
Morgen , dachte er. Viel zahmer als sonst – ihre Züge wirkten entspannt, ja fast
freundlich. Nachdenklich musterte er nun wieder das Messer, welches immer noch
kühl und schwer in seiner Handfläche schlummerte.
    Was
war nur los mit ihr? So harmlos und friedlich hatte er sie selten erlebt.
    Ein
Außenstehender hätte an dieser Stelle vielleicht bemerkt, dass es an dem
riesigen Messer liegen könnte, das senkrecht aus Waltraut Gerbers Brust
herausragte. Es wäre nur eine Idee, eine Vermutung – aber es könnte womöglich
damit zu tun haben.
     
    Eine
halbe Stunde zuvor war Franz Gerber mit hängenden Schultern in die Küche
geschlurft. Auf sein lustloses »Guten Morgen« hatte Waltraut nicht einmal
reagiert, sondern fing stattdessen gleich wieder mit ihrem Gezeter an: Er solle
dies nicht tun, das nicht vergessen und gefälligst gerade stehen.
    Sein
Blick war dann auf Onkel Eberhards Messerblock gefallen und irgendwie daran
kleben geblieben. Als er die erste Klinge herauszog und sie nachdenklich
betrachtete, spürte er ein Kribbeln in seinen Fingern. Wie von einem leichten
Stromschlag erfasst, begann seine Hand zu zittern und er bemerkte, wie sie nun
von einem seltsamen Eigenleben erfüllt wurde. Ähnlich wie einen Tag zuvor, als
sie mit ihrem Freund, seinem rechten Fuß, diesen zweiten Jungen tötete.
    Er hatte
ihr das Messer dann so heftig in den Brustkorb gerammt, dass dessen Spitze in
der Küchenbank, hinter ihr, sogar steckenblieb. Nur ein paar Tropfen Blut waren
danach aus ihrem Mund gelaufen, die er bereits mit einem feuchten Küchentuch
gründlich entfernt hatte. So kerzengerade, mit entspanntem Gesicht, wirkte sie
friedlich auf ihn. Unter diesen Umständen konnte er sich jetzt sogar ein
Zusammenleben mit ihr vorstellen. Wenn er nachhause käme, würde er freundlich
»Guten Abend« sagen und ihr von den Ereignissen des Tages berichten: »Du, ich
hab es heute einem Sechzehnjährigen anständig besorgt« oder »Der Typ in der
Kiste ist über Nacht verreckt – weiß auch nicht warum. Aber keine Angst –
morgen hol ich mir `n Neuen.«
    Ein
harmonisches Zusammenleben, das zweifellos seine Reize hatte.

16
     
    » N och
vier Wochen, Manfred – ich könnte verrückt werden«, Vera war schon
aufgestanden, als es noch dunkel war, und hatte es geschafft, auch ihren Gatten
mit ihrem lauten Gepolter zu wecken. Seitdem sie beim Frühstück saßen, redete
und redete sie ohne Punkt und Komma. Wegner, ein ausgemachter Morgenmuffel,
grunzte nur ein paar Mal müde und konzentrierte sich stattdessen auf die
Zeitung, die er über den ganzen Tisch ausgebreitet hatte.
    »Du
interessierst dich wohl überhaupt nicht für unsere Tochter, oder?«
    Wegner
zuckte erschrocken zusammen. Eine heiße Flut breitete sich rasend

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