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Franz Sternbalds Wanderungen

Franz Sternbalds Wanderungen

Titel: Franz Sternbalds Wanderungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Tieck
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waren.« Indem er wieder von der Arbeit aufsah, fand er die schöne Gestalt in Schmerzen aufgelöst; sie winkte ihm, zu endigen, er stand auf und verbeugte sich, aber als er in der Türe war, rief sie ihn zurück: »Kommt morgen um diese Zeit wieder«, sprach sie und reichte ihm freundlich die Hand, »aber das Bild wird nicht gelingen, denn niemals kann ich wieder fröhlich sein, in diesen Tränen und Klagen werdet Ihr mich immer finden.«

Franz hatte geäußert, daß er sie noch einmal in der Jägertracht als Jüngling zu sehen wünsche, und daß diese Kleidung sich vielleicht auf dem Bilde am anmutigsten ausnehmen würde, aber dennoch war er verwundert, sie am folgenden Tage so im Saale stehen zu sehn, den Jagdspieß in der Hand, das goldne Hifthorn um die Schultern geworfen, den Hut mutig in das Auge gedrückt und von der Seite geschoben, unter welchem sich quellend die braunen Locken von allen Seiten hervordrängten. »Gefalle ich Euch denn nun so?« fragte sie ihn mit einem kecken Ausdruck. »So sehr, daß ich die Worte dazu nicht finden kann«, sagte Franz lächelnd; »wer fühlte sich nicht im voraus besiegt, wenn Ihr so kriegerisch auf ihn zuschreitet?«
    Das Gemälde des Ritters war aufgestellt, und die Gräfin fuhr fort: »Diesen Mann müßt Ihr neben mich malen, aber so viel als möglich aus Eurer Phantasie und nach meiner Beschreibung, denn dieses Bild rührt von einem wahren Stümper in der edlen Kunst her, der es noch niemals gefühlt hatte, welche Holdseligkeit, welcher Liebreiz und Ausdruck der Seele sich im menschlichen Antlitze abspiegeln kann, aber noch viel weniger diesen Zauber in den Farben nachzuschaffen wußte, drum sieht dieser Kopf freilich jenem Ritter immer noch ähnlicher, als mir oder Euch, aber von des Entfernten Wesen selbst ist auch kein Schatten dargestellt. Könnt Ihr Euch nun vielleicht eine Klarheit des Auges denken, das ebensoviel Treue als Schalkheit auf Euch blitzt, einen Mund, der mit Witz und Scherz und Liebesrede wie eine junge Morgenrose aufblüht, eine ernste Stirn, durch die es wie ein Geist hervorleuchtet, welcher allen gebietet, Wangen und Kinn so unschuldig und klug, so zärtlich und wohlwollend, und wieder wie ein Spielplatz der feinen List und des harmlosen Spottes, die wie junge Liebesgötter in Blumen hüpfen, und sich und andre verhöhnen im lieblichen Kriege? Seht, wie kalt ist dagegen dieses Bild! O freilich darin ihm jetzt ähnlich, denn so kalt, so tot, mir und meiner Liebe abgewandt ist er selbst.«
    »Ihr verlangt aber auch etwas Unmögliches vom Maler«, sagte Franz. »O hättet Ihr ihn nur gekannt!« rief sie aus, »dies bewegliche und doch so ruhige Gesicht, das so fein und ausdrucksvoll war, daß jede Gemütsbewegung leuchtend hindurchging, wie ein ferner Blitz durch Wolken fährt. Wenn ich nur den Pinsel führen könnte, so solltet Ihr sehn, welch ein Gebild sich auf der Tafel ausbreiten sollte. Malt ihn an meiner Seite, oder knieend, oder mir zum Abschied die Hand reichend. Ach! welche selige, welche schmerzhafte Erinnerung! Ich glaube, kein Mädchen hat noch so geliebt, wie ich, keine ist noch mit so schnödem Undank betrogen worden. – Aber, nicht wahr, Maler, so ganz darf ich nicht als Jüngling erscheinen, wenn in dem Bilde ein Sinn sein soll? Man muß es doch fühlen und sehn, daß er mein Geliebter ist, darum malt ihn im Walde knieend zu meinen Füßen; auch muß in meiner Tracht einiges geändert werden.«
    Mit diesen Worten warf sie den Hut vom Kopfe, und die Fülle der schwarzen Locken ringelte sich auf Brust und Schultern hinab, sie lüftete den feinen Spitzenkragen und das grünseidene Wams, und machte den glänzenden Hals und Busen etwas frei. »Kommt!« rief sie, indem sie sich niedersetzte, »Ihr habt mir noch niemals die Haare geordnet, um zu sehn, welche Art sie zu tragen am besten zu meinem Gesichte paßt, und Ihr als Künstler müßt damit vorzüglich gut Bescheid wissen, ringelt Sie jetzt, wie es Euch gut dünkt, oder steckt sie auf, oder laßt einzelne Locken schweben, bedeckt die Stirn, oder macht sie frei, ganz nach Eurem Gefallen.«
    Franz, dem dergleichen Übungen bei seinem Dürer nicht vorgekommen waren, näherte sich schüchtern und verlegen. Die seidenen Haare wogen schwer in seiner Hand, er zitterte, indem er den weißen Nacken berührte, und von hinten stehend, sein Blick in den blendenden Glanz der Busenhügel fiel. Sie hatte einen kleinen Spiegel in der Hand, und da sie sein Zaudern bemerkte, sagte sie: »Nun, warum

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