Franziskus - Zeichen der Hoffnung: Das Erbe Benedikts XVI. und die Schicksalswahl des neuen Papstes (German Edition)
Kardinal Quarracino, das opulente Essen in den vornehmen Restaurants Buenos Aires genießt, trinkt Weihbischof Bergoglio Mateaufguss mit den Ärmsten in den Slums, als müsste er sich für seinen Chef entschuldigen.
Ein weiteres Mal wird Juan Domingo Perón dem Jorge Mario Bergoglio eine schwere Enttäuschung bereiten und ihn in extreme Schwierigkeiten bringen. Perón bleibt im Exil in Spanien nicht untätig, er will zurück an die Macht in Argentinien. Er hat seine Hände im Spiel beim Aufbau einer Terrororganisation, der sogenannten Montoneros (Movimiento Peronista Montonero), die sich innerhalb der peronistischen Bewegung als linke Stadtguerilla verstanden und den argentinischen Staat mit Terror und Gewalt – Entführung von Wirtschaftsbossen und Politikern, Erpressung, Banküberfälle, Attentate und Anschläge gegen militärische Einrichtungen – herausforderten. Perón wollte mithilfe der Montoneros den argentinischen Staat destabilisieren, um dann als Retter gerufen zu werden. Sein Plan war von Anfang an perfide, weil er schon bei der Bildung der Montoneros 1970 vorhatte, sie bei einer eventuellen Rückkehr gewaltsam wieder zu zerschlagen. Tatsächlich gelang es Perón 1973, in Argentinien erneut an die Macht zu kommen. Er tat genau das, was er geplant hatte, und versuchte die Geister, die er selber gerufen hatte, zurückzupfeifen. Er führte einen regelrechten Krieg gegen die Montoneros, doch die extremistischen Gruppen ließen sich nicht mehr unter Kontrolle bringen – nicht zuletzt weil sie durch Lösegelderpressungen sehr reich geworden waren.
Doch die Stabilisierung Argentiniens durch Peróns Rückkehr ist nur von kurzer Dauer. Nach seinem Tod 1974 wird seine damalige Frau, Isabel Perón, Präsidentin Argentiniens. Isabel Perón war lange Zeit enorm populär, die Geschichte schien sich zu wiederholen. Juan Peróns zweite Frau Eva (»Evita«) war während seiner ersten Regierungszeit Ende der 40er-Jahre in Argentinien geradezu abgöttisch verehrt worden – Andrew Lloyd Webber setzte der 1952 im Alter von 33 Jahren früh verstorbenen legendären Präsidentengattin mit dem Musical Evita und dem Song »Don’t cry for me, Argentina« gar ein musikalisches Denkmal.
Doch der Stern der Isabel Perón sinkt: Am 24. März 1976 wird sie ihres Amtes enthoben – Inflation, Wirtschaftskrise, Generalstreiks, links- und rechtsterroristische Anschläge haben das Militär dazu gebracht, erneut zuzuschlagen, um angeblich die Montoneros zu bekämpfen und die Staatskrise zu beenden. General Jorge Videla übernimmt das Amt des Staatspräsidenten und steht an der Spitze einer Militärjunta. Jetzt wird Argentinien im verharmlosend so genannten »Prozess der Nationalen Reorganisation« mit einer Welle maßlosen Staatsterrors überzogen. Diese Vorgehensweise des argentinischen Militärs kommt im General Luciano Menendez zugeschriebenen Zitat zum Ausdruck: »Wir werden 50000 Menschen töten, 25000 Subversive, 20000 Sympathisanten, und wir werden 5000 Fehler machen.«
Der Staatsterror soll vor allem die Montoneros treffen, die ihre Basen auch in den Armenvierteln in Buenos Aires haben. Die heißen dort »Villa« – was in Deutschland eine Bezeichnung für eine luxuriöse Behausung ist, beschreibt in Buenos Aires die Wohnviertel der Ärmsten der Armen. Die Montoneros unterhalten Waffenlager in den Villas, rekrutieren dort Nachwuchs, verteilen aber auch Lebensmittel. Jorge Mario Bergoglio gerät in diesen schmutzigen Krieg zwischen Staatsterror und Montoneros. Er ist zu dieser Zeit Provinzial des Jesuitenordens in Argentinien und auch verantwortlich für die Jesuitenpatres Franz Jalics und Orlando Yorio. Die beiden leben mitten in einer solchen Villa Miseria in Buenos Aires und haben auch Kontakt zu einer Katechetin, die später Mitglied der Guerilla wurde (was die Patres nicht wussten). Die Militärs verdächtigen die Patres, dass sie mit der Theologie der Befreiung sympathisieren und Kontakte zu den Terroristen unterhalten. Im Mai 1976 werden die beiden entführt, verschleppt und fünf Monate lang inhaftiert und gefoltert.
Die Militärs eröffnen den zwei Patres, dass sie verraten worden seien, dass ihr Chef, Jorge Mario Bergoglio, sie persönlich ans Messer geliefert habe. Er habe die Militärs gebeten, die Patres zu verschleppen, um sie loszuwerden. Diese Lüge soll die Patres zermürben und dazu veranlassen, mit dem Orden zu brechen und zu verraten, wo es gar nichts zu verraten gibt. Sie wissen nichts über die
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