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Franzosenliebchen

Franzosenliebchen

Titel: Franzosenliebchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Zweyer
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ist - wie soll
ich sagen - etwas heikel.«
    »Nachdem, was
Sie für meinen Mann und mich getan haben, dürfen Sie in
diesem Haus jedes Thema ansprechen, Herr
Goldstein.«
    »Danke. Ich habe
das Tagebuch Ihrer Tochter gelesen und den Eindruck gewonnen, dass
Agnes neben Julian und Wilhelm Gleisberg noch einen weiteren
Verehrer hatte. Andeutungen Ihrer Nachbarn untermauern diese
Vermutung.«
    Erna Treppmann warf
ihrem Mann einen schnellen Blick zu.
    »Wer hat das
gesagt?«, fragte sie. »Ilse?«
    Als Goldstein schwieg,
stellte sie fest: »Also war sie es.«
    »Können Sie
mir weiterhelfen?«
    Erneut tauschte das
Ehepaar einen langen Blick. Dann nickte Hermann Treppmann fast
unmerklich und schloss für einen Moment die Augen.
    Erna Treppmann setzte
sich gerade hin und schenkte ihrem Mann, der wie unbeteiligt vor
sich hin starrte, Tee nach. »Was wollen Sie
wissen?«
    »Hatte Agnes
andere Verehrer? Neben Wilhelm und Julian. Es wäre
möglich, dass Agnes aus Eifersucht umgebracht wurde. Ich
wiederhole das in aller Vorsicht: Es wäre möglich. Wobei
selbstverständlich nicht jeder, der Ihre Tochter verehrt hat,
ein Tatverdächtiger ist. Also, interessierten sich noch andere
Männer für Agnes?«
    Erna Treppmann holte
tief Luft. »Ja«, sagte sie.
    »Wer?«
    »Herr Goldstein,
Sie dürfen aus dem, was ich Ihnen jetzt erzählen werde,
keine falschen Schlüsse ziehen. Wir …«
    Barsch unterbrach
Hermann Treppmann seine Frau. »Nun sag es ihm
endlich!«
    »Das tue ich
doch gerade«, fauchte sie zurück. »Also, im Herbst letzten Jahres
bat ein flüchtiger Bekannter um ein Gespräch. Es war
Ewald Wiedemann, Marthas Bruder.«
    Goldstein hielt die
Luft an.
    »Wir hatten
Wiedemann vorher natürlich von Zeit zu Zeit gesehen, aber nie
engeren Kontakt zu ihm gepflegt. Es handele sich um eine private
Angelegenheit, erklärte er uns. Als er dann einige Tage
später kam, brachte er mir einen Strauß Blumen mit. Dort
hat er gesessen, auf dem Stuhl, auf dem Sie jetzt sitzen. Es
dauerte einige Zeit, bis er mit der Sprache herausrückte. Er
liebte Agnes und wollte sie heiraten. Ganz offiziell hielt er bei
Hermann um ihre Hand an. Wir waren völlig
überrascht.«
    Goldstein rutschte
unruhig auf seinem Stuhl herum, wagte es aber nicht, Erna Treppmann
zu unterbrechen.
    »Wir haben ihm
zugesichert, dass wir mit Agnes reden würden. Sie war an
diesem Abend zu Gast bei einer Freundin und kam erst später
heim. Als wir ihr von dem Heiratsantrag erzählten, hat sie
erst gelacht. Dann wurde sie wütend. Sie habe niemandem auch
nur den geringsten Anlass für einen Antrag gegeben und sie
wolle nicht heiraten. Jedenfalls noch nicht jetzt und mit
Sicherheit niemals Ewald Wiedemann. Mein Mann hat sie beruhigt und
ihr versichert, dass sie ganz allein ihren zukünftigen Ehemann
auswählen dürfe.«
    »Hat Agnes
Wiedemann geduzt?«
    Erna Treppmann sah ihn
erstaunt an. »Wo denken Sie hin!«
    Dann hatte Lisbeth mit
ihrer Theorie recht gehabt. W mit Punkt, weil Agnes Wiedemann
gesiezt hatte. 
    Goldsteins Gedanken
überschlugen sich. Wiedemanns Verhalten erschien
plötzlich in einem ganz anderen Licht: Sein Lob, als die
Fingerabdrücke auf der Zigarettenschachtel bewiesen, dass
Solle in der Ruine gewesen war, und er damit als Täter infrage
kam. Sein Drängen, dass Goldstein zurück nach Berlin
fahren sollte. Der spürbare Unmut, als er erfuhr, dass der
Polizist davon Abstand genommen hatte. Seine Warnung vor einer
drohenden Verhaftung durch die Franzosen und sein dringender
Appell, Solle nun endlich zum Schuldigen zu erklären. - War
Wiedemann der Mörder?
    Goldstein beunruhigte
noch etwas: »Weiß Martha, dass ihr Bruder um Agnes
geworben hat?«
    »Natürlich.
Wir haben es ihr selbst erzählt.«
    In Goldstein keimte
ein Verdacht. »Ist Lisbeth zu Hause?«
    »Ja.«
    »Könnten
Sie sie bitte holen?«
    Zwei Minuten
später stand das Mädchen vor ihm. »Hat Martha
Agnes’ Tagebuch gelesen?«, fragte Goldstein
Lisbeth.
    Sie zögerte mit
der Antwort.
    »Nun
antworte«, fuhr ihre Mutter sie an.
    »Ich weiß,
das war nicht recht … Aber Agnes hätte bestimmt nichts
dagegen gehabt.«
    »Wann war
das?«, wollte Goldstein wissen.
    »Am Morgen ihres
Geburtstages. Sie hat mich nach dem Buch gefragt.«
    Jetzt ergab Marthas
Verhalten einen Sinn. Sie hatte sich ihren eigenen Reim auf
Agnes’ Eintragungen gemacht und ebenfalls ihren Bruder
verdächtigt. Deshalb hatte sie gereizt reagiert, wenn nur das
Gespräch auf seine Ermittlungen kam. Sie wollte ihren

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