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Franzosenliebchen

Franzosenliebchen

Titel: Franzosenliebchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Zweyer
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Für einen
Moment waren die Posten unaufmerksam. Die Chance haben wir genutzt.
Obwohl sie auf uns geschossen haben, gelang uns
…«
    Wilfried Saborski
drehte sich zu Goldstein um und richtete den Zeigefinger auf ihn.
»Sie halten den Mund. Das geht Sie nichts an,
verstanden?«
    »Aber
…«
    »Maul
halten!«, brüllte Saborski unvermittelt und in einer
Lautstärke, dass Goldstein zusammenzuckte. Dann wandte
Saborski sich wieder Schneider zu. »Was hast du den Franzosen
erzählt?«
    »Nichts.
Jedenfalls nichts, was sie nicht ohnehin schon
wussten.«
    »Aha. Und das
wäre?«
    »Dass Soltau und
ich das Koppel gefunden haben, zum Beispiel.«
    »Und
weiter?«
    »Nichts weiter.
Was soll eigentlich die ganze Fragerei?«
    »Du wunderst
dich?« Saborski schaute seine Begleiter an, so als ob er sich
ihrer Unterstützung für sein bisheriges und weiteres
Vorgehen versichern wollte. »Die Franzosen beschuldigen dich
der Sabotage und stellen sich dann so dämlich an, dass du
flüchten kannst. Und das auch noch gemeinsam mit diesem
Polizisten, den sie seit Wochen suchen und der dazu auch noch einen
ihrer Soldaten tätlich angegriffen hat. Das stinkt doch zum
Himmel!«
    Schneider machte eine
abwehrende Handbewegung. »Denk, was du willst. Wir sind jetzt
hier und damit fertig.«
    »Nichts ist
fertig«, erwiderte Saborski scharf. »Die Zentrale Nord
hat sich mit eurem Fall befasst.«
    »Die
Zentrale?«, wunderte sich Schneider. »So schnell? Wir
sind doch noch keine fünfzehn Stunden hier. Wie kann da …« Er
stutzte und musterte Saborski misstrauisch. »Ah, ich
verstehe. Du sollst mich ausschalten, oder?« Als Saborski
nicht antwortete, fuhr Schneider mit ruhiger Stimme fort:
»Wer hat dir den Befehl gegeben? Trasse? Natürlich war
er es. Trasse mischt im Hintergrund die Karten. Und du teilst sie
aus.« Er machte einige Schritte auf Saborski zu und griff ihn
mit beiden Händen bei den Schultern. »Mensch, Kamerad,
merkst du denn nicht, was hier gespielt wird? Trasse will mich
loswerden, weil ich zu viel weiß. Ich habe den Sprengstoff
und die Plakate im Keller dieses Juden deponiert und er hat den
Franzosen den Tipp gegeben. Das wusstet du nicht, das sehe ich dir
an.« Er zögerte einen Moment. »Oder wusstest du
das doch? Sag es mir, Wilfried. Hast du davon gewusst?«
Schneiders Stimme wurde eindringlich. »Er ist der Drecksack
und Verräter, nicht ich. Glaub mir. Du sollst dir nur an
seiner Stelle die Hände schmutzig machen.«
    Saborski ging einen
Schritt zurück und schüttelte dabei Schneiders Hände
ab. Mit einer schnellen Bewegung zog er eine Pistole und befahl
seinen Begleitern: »Los!«
    Schneider war zu
verblüfft, um zu reagieren. Ehe er sich versah, waren seine
Hände auf dem Rücken gefesselt. »Das kannst du doch
nicht machen.« Sein Tonfall klang eher erstaunt als
verängstigt. »Wir sind doch Kameraden. Ich habe unserer
Sache immer treu gedient. Warum
…«  
    »Schafft ihn
raus.« Saborski wandte sich Goldstein zu, der das Geschehen
mit einer Mischung aus Abscheu, Angst und Entsetzen verfolgte.
»Sie bleiben hier, haben Sie verstanden!« Dann folgte
er, ohne zu zögern, den beiden Männern in die
Dunkelheit.
    Wie betäubt
ließ sich Goldstein auf einen der Stühle fallen. Er
konnte nicht fassen, was sich da gerade vor seinen Augen und Ohren
abgespielt hatte. War er tatsächlich Zeuge eines
angekündigten Mordes geworden? Oder hatte er die Auseinandersetzung nur
falsch interpretiert? Musste er nicht etwas unternehmen -
schließlich war er Polizist. Saborski würde Schneider
nichts antun, das konnte nicht sein. Er musste sich geirrt haben.
Sicher würde Schneider nur verhört. Hatte nicht er selbst
auch Zweifel an seiner Redlichkeit gehabt, ihn für einen
Spitzel gehalten? Und war die Flucht vor den Franzosen nicht
wirklich zu glatt gelaufen? Es war Saborski nicht zu verdenken,
dass er sich mit solchen Überlegungen befasste.
    Ein Schuss beendete
seine Grübeleien. Goldstein zuckte zusammen, Panik kam auf.
Sein Magen revoltierte. Ihm wurde übel, mühsam
kämpfte er gegen den Brechreiz an. Gleichzeitig begann er zu
zittern. Erst nur die Hände, dann die Arme, dann der ganze
Körper. So hatte er sich zuletzt in den Gräben vor Verdun
gefühlt, im Trommelfeuer der Franzosen.
    Als Saborski die
Tür aufriss und erneut die Laube betrat, nahm Goldstern seinen
ganzen Mut zusammen. Er suchte Saborskis Blick. »Haben Sie
… Haben Sie Schneider erschossen?«
    Saborski war aschfahl.
»Er war ein Spitzel«, stieß er hervor,

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