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Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition)

Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition)

Titel: Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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Livrierte um und verschwand im Rittersaal. Nun hatte Katinka freie Sicht. Sie sah Kathrin in einem champagnerfarbenen Kleid, süß geschminkt, mit einem winzigen Schleier. Die Brautausstattung hatte vermutlich ein Vermögen gekostet, stand ihr aber hervorragend und hob ihre kindlichen, weichen Züge angenehm hervor. Sie suchte nach Philipp, erkannte Grit, sehr schick, ganz in Schwarz. Mindestens hundert Personen saßen an der Festtafel. Alina Faber war nicht dabei. Natürlich nicht.
    »Ich hab’s doch geahnt.«
    Philipp Hasseberg ragte hinter ihr auf wie der Mast eines Segelschiffs. Katinka zuckte zusammen.
    »Hauen Sie ab, o.k.? Hauen Sie einfach ab.«
    Seine Augen glänzten. Katinka schwankte zwischen wortlosem Rückzug und der Frage, wie es ihm ginge.
    »Wie geht es Ihnen? Haben Sie Spaß?«
    Er wischte sich über die Stirn.
    »Hausfriedensbruch, Klappe die zweite«, schnarrte er. Im glänzenden Licht des geschmückten Saales erkannte Katinka seine geweiteten Pupillen. Er schien sich diebisch zu freuen. Wie jemand, der jede neue Fliege auf dem Fliegenfänger mit Genugtuung begutachtet. Er grinste. Leise schwankend hielt er sich am Türrahmen fest.
    Der Saalwächter rückte heran, in seinem Kielwasser Roland Hasseberg. Katinka sah Philipp in die Augen und sagte:
    »Schönen Abend dann noch.«
    Sie trat in den Burghof hinaus, ehe Hasseberg einen Ton sagen konnte.
    »Sorgen Sie dafür, dass sie den Burghof verlässt«, hörte sie die Stimme des Anwalts.
    Saftarsch, dachte Katinka. Sie spürte, dass sie auf diesem Weg keine Chance haben würde. Und ebenso drängend wurde das Gefühl, dass sie sich hier ohnehin zu purer Sinnlosigkeit verurteilt aufhielt. Was sollte sie schon sehen oder entdecken?
    Ich war neugierig, ob nicht Alina doch auf dem Fest ist, gestand sie sich ein und grinste. Sie überquerte die Brücke. Schob die Hände in die Taschen ihrer Jeans. Zog die Schultern hoch. Blickte zurück.
    Der Livrierte war nicht mehr zu sehen.
    Katinka zwang sich, eine halbe Stunde abzuwarten. Sie schloss ihr Rad auf, schob es über den Parkplatz und an der Burg entlang, legte es unterhalb des Südwestturms ins Gras. Sie beobachtete den großen Zeiger ihrer Armbanduhr, hüpfte ein bisschen auf und ab, um sich warm zu halten. Starrte auf die dunkle Landschaft jenseits des Bergs, die schmutzgelben Lichtflecken der Dörfer. Nach genau 29 Minuten kehrte sie um, überquerte vorsichtig die Brücke. Der Saalwächter hatte wohl die Lust am Kampf mit den Windstößen verloren und sich ins Warme zurückgezogen. Katinka hielt sich im Schatten des Vorhauses und bewegte sich langsam um den Palas herum. Nun stand sie auf der Rückseite. Niemand bemerkte sie. Die Musik klang fern und unwirklich. Sie fragte sich, ob da ein Live-Pianist am Werk war oder ob das Klavierkonzert vom Band kam. Eine einzelne Bö nahm die Musikfetzen mit und streute sie über der fernen Stadt aus.
    Katinka schlich an der Ringmauer entlang. Der Boden war schmierig vom Regen. Bambergs Lichter strahlten herüber. Der Himmel glänzte schwarz. Von der dünnen Mondsichel der letzten Nächte war nicht einmal mehr ein Streifchen geblieben. Neumond, dachte Katinka. Heiraten bei Neumond. Was sagt uns das.
    Sie ging weiter, lehnte sich an den Brunnen. Wieder fegte ein Windstoß über den Burghof. Ihr wurde kalt. Und noch ein anderes Gefühl regte sich. Hunger. Der Gurkensalat schien ihr lange her, und er hatte ihr nicht geschmeckt. Da drinnen verspeisten sie nun Lachsgratin an Brunnenkresse. Sie grinste. Morgen war Sonntag. Und Toms bevorzugter Küchentag. In Gedanken ging Katinka ihre Lieblingsspeisen durch. Sie trat an die Brüstung der Ringmauer. Wolkenfetzen, in der Dunkelheit beinahe unsichtbar, jagten über den Himmel. Hier ging es mindestens 15 Meter in die Tiefe. Vorsichtig spähte Katinka ins Schwarze. Den Boden konnte sie gar nicht erkennen, die Nacht und die blattlosen Bäume hatten ihn verschluckt. Schwindel durchfuhr sie. Ihre Hände berührten den kalten, feuchten Stein der Ringmauer. Ob Tom schon zu Hause war? Sie fummelte in der Innentasche ihrer Fleecejacke herum. Mit den Fingerspitzen berührte sie ihr Handy, da hörte sie das Geräusch. Sie nahm es nicht wirklich wahr. Es war einfach nur da und irritierte ein paar Gedankenschichten tief drin im Kopf. Wie das Schmatzen eines Saugnapfes. Statt des Handys bekam Katinka eine halb leere Tüte Fisherman’s Friend zu fassen. Wieder dieses saugende Geräusch. Es war jetzt ganz nah. Als Katinka sich umdrehen

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