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Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition)

Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition)

Titel: Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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Klumpen aus Tränen und Rotz wollte raus.
    Verzerrt sah sie vor sich Hardos Gesicht. Über sein Sprechfunkgerät bat er ein paar Kollegen an die Ringmauer.
    »Die werden jetzt nach Spuren suchen«, sagte er. »Hier sind allerlei Abdrücke, Ihre, aber auch die von Dütsch und mir. Wir müssen sehen, dass wir aufnehmen, was noch aufzunehmen ist.«
    »Ich will niemanden sehen«, flüsterte Katinka. »Bitte, ich will niemanden sehen.«
    »Kommen Sie.« Er nahm sie am Arm und führte sie ein Stück weg.
    Sie hätte sich hier gerne neben den Palas gelegt, im Schatten des Brunnens, um einzuschlafen. Ihr fiel auf, dass kein Klavier mehr spielte. Besser, jetzt gleich mit Hardo reden, es hinter sich bringen. Dann würde sie mit dem Vergessen anfangen können.
    »Jemand hat mich gestoßen«, begann sie. »Ich wollte bei der Hochzeit kiebitzen, aber der Security-Mensch hat mich nicht reingelassen. Die zwei Hassebergs tauchten auf und jagten mich zum Teufel.«
    »Aber Sie sind im Burghof geblieben.«
    »So ungefähr«, gab Katinka zu. »O.k., ich weiß, es war saublöd. Aber ich konnte doch nicht ahnen … dass mich jemand umbringen wollte. Ich kann nicht mal sagen, warum ich zurückgeschlichen bin, das müssen Sie mir glauben, bitte.« Sie bemerkte, wie ihre Stimme immer schriller wurde, und schämte sich dafür.
    »Ich glaube es.«
    »Sie sind sauer, oder?«
    Hardo drückte Katinka an sich. »Ich bin nicht sauer. Ich bin völlig mit den Nerven runter. Wenn ich mir vorstelle, ich hätte Ihre Überreste in den Blechcontainer löffeln müssen … Verdammt, man muss Ihnen hinterherlaufen wie einem Welpen!«
    Sie wartete auf eine Moralpredigt über Risiken und Unvernunft. Nichts. Er hielt sie nur fest. Spielte Windschutz gegen die Böen, die an ihren Haaren rissen.
    »Ich habe wohl einen Schutzengel gehabt.«
    »Das glaube ich auch.«
    Vielleicht Ida, dachte Katinka.
    »Ich ging hier hinten um den Palas herum, träumte vor mich hin. Schaute auf die Stadt. Als ich an der Brüstung stand, hörte ich … ein komisches Geräusch. Und dann hat mich jemand gestoßen.«
    »Mit beiden Händen?«
    »Ja.«
    »In den Rücken?«
    Katinka nickte. Hardos Umarmung wurde fester. Tränen wollten mit Macht raus. Sie biss sie weg.
    »Und was für ein Geräusch war das?«
    »Wie … ein Saugen. Ein Schmatzen. Irgendwie … glitschig.«
    »Schuhe im Matsch?«
    »Vielleicht.«
    »Hat der Täter etwas gesagt? Haben Sie seine Stimme gehört?«
    Katinka verneinte.
    »Irgendwas gesehen?«
    »Nichts.«
    »Keinerlei Hinweise auf irgendjemand? Nicht den klitzekleinsten? Irgendetwas, das den Mann identifizieren könnte?«
    Ein paar Tränen rannen Katinkas übers Gesicht. Sie wischte sie weg. »Nein!«
    Ihr linker Fuß war nun völlig gefühllos. Ihre Zähne schlugen aufeinander. Selbst Hardos Jacke hielt sie nicht warm.
    »Gut. Gut, Katinka.«
    Er redete irgendwas, während sie sein Hemd vollweinte. Dann brachte er sie zu einem der Polizeiwagen. Er stellte den Motor an und die Heizung auf höchste Stufe.
    »Hören Sie, Katinka. Ich werde hier noch gebraucht. Am besten rufe ich Ihren Freund an, damit er Sie abholt.«
    »Ich habe mein Fahrrad …«
    Aus Uttenreuthers grauen Augen schossen gleißende Fontänen wie bei einem Feuerwerk. »Ihnen ist nicht mehr zu helfen«, sagte er. Er musterte sie angespannt, während er in seine Hemdtasche griff und ihr die Brille zurückgab. Dann stieg er aus und pfefferte die Tür zu.
    Sie hörte ihn telefonieren. Jemand brachte ihr einen Kaffee. Katinka nagte an dem Becher und blickte über den Burghof. Kathrins und Philipps Hochzeitsfeier war definitiv eine der besonderen Art geworden. Blaulichtblitze zuckten über die alten Mauern. Musik war keine mehr zu hören. Sie ahnte, dass die Party gelaufen war. Ob der Livrierte sie gestoßen hatte?
    Sie trank den Kaffee aus. Er schmeckte ekelhaft, aber wenigstens war er heiß.
    Im Rückspiegel sah sie Toms Fiesta vorfahren. Er bremste das Auto direkt vor der Brücke und stürmte in den Burghof. Uttenreuther trat ihm in den Weg. Tom gestikulierte aufgeregt. Das ist Endzeit, dachte Katinka. Ab jetzt rückt er von der Gefährlichkeitsthese nicht mehr ab. Sie kurbelte das Fenster ein Stück herunter. Sofort brauste der Wind herein. Toms aufgewühlte Stimme wehte zu ihr herüber. Er redete auf Hardo ein. Sie musste sich nicht sonderlich anstrengen, um Wörter wie ›Risiko‹ und ›Irrsinn‹ aufzuschnappen. Dann hörte sie den Kommissar: »Ich an Ihrer Stelle würde mich glücklich

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