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Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Titel: Frau an Bord (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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hat und nicht mehr fahren darf. Armer Tropf! Seine Frau will nicht so lange allein sein“, fügte er zum besseren Verständnis mit vor Spott triefender Stimme an.
    Nachdem er zwei Kaffeegedecke aus einem Schrank geholt und mit sicherem Griff auf dem Tisch platziert hatte, setzte er sich Sus anne gegenüber. Und sprang bereits im nächsten Moment wieder auf.
    „Ich bin wirklich etwas durcheinander. Und es ist … peinlich. Ich glaube, ich habe mich noch nicht vorgestellt – Matthias Clausing.“
    Ein zaghaftes Klopfen unterbrach d ie zusammenhanglose Stammelei des Mannes.
    „Ah, unser Kaffee!“
    Schwungvoll riss er das Schott auf. Ein junger Spund stand japsend draußen auf dem Gang. Sein Gesicht glühte vor Eifer, während er eine ziemlich albern wirkende Verbeugung andeutete und sich neugierig noch weiter nach vorne beugte, bis er mit der Nasenspitze fast gegen den Kapitän stieß. Mit einem breiten Grinsen machte er die attraktive Besucherin in der Kajüte aus und zwinkerte ihr zu.
    Es stimmte also, was Lehmi behauptet hatte. Ein zuckersüßes Schäfchen, das sich mitten in ein Rudel hungriger Wölfe verirrt hatte, saß mit Unschuldsmiene auf der Schlachtbank des Alten. Noch lebte die Kleine. Es geschahen doch Zeichen und Wunder! Es schien ihr sogar recht gut zu gehen. Einen letzten Blick sollte er deswegen noch wagen, ehe es mit ihr vorbei war.
    Argw öhnisch hatte Matthias Clausing das bewegte Mienenspiel des Stewards verfolgt. Aus einem unerfindlichen Grund ging es ihm gegen den Strich, dass sich ein anderer – ein halbes Kind! – erdreistete, sich an dem gleichen Anblick zu ergötzen wie er. Es war ein völlig unangebrachter Besitzerinstinkt … Beschützerinstinkt, verbesserte er sich rasch, der sich in ihm regte. Und auf den die Reichelt ganz sicher nicht angewiesen war.
    Unwirsch nahm er dem Bürschchen die Porzellankanne ab und forderte ihn mit einer knappen Kopfbewegung zum Verschwinden auf. Die Falte auf Clausings Stirn grub sich deutlich tiefer, als er in dieser Sekunde den Bootsmann auf dem Gang entdeckte. Kuddel hielt sich zwar diskret im Hintergrund, verfolgte nichtsdestotrotz hochkonzentriert und mit einer gewissen Besorgnis das Geschehen.
    „ Ist mir irgendetwas entgangen, Männer? Ich kann mich nicht erinnern, eine Bordversammlung einberufen zu haben“, knurrte er und es klang nicht einmal unfreundlich. „Alles im grünen Bereich, Boatswain . Mit diesem Mädchen nehme ich es momentan noch ohne Verstärkung auf.“
    Kopfschüttelnd schloss er die Tür hinter sich und atmete tief durch. „Verrückte Kerle, allesamt durchgedreht . Muss wohl am Wetter liegen“, grummelte er. Er wandte sich der Frau auf seiner Backskiste zu. „Sie entschuldigen. Die Jungs sind eben immer für eine Überraschung gut. Nehmen Sie sich bloß in Acht.“
    „Vor wem? Bisher ist mir lediglich ein er unangenehm aufgefallen.“
    Der Kapitän hielt für einen Wimpernschlag entgeistert inne, vollkommen überrumpelt von ihrer Direktheit, sprachlos angesichts dieser Frechheit. Er entgegnete nichts darauf, hatte er doch verstanden. Und wie gut, bewies er seiner Funkerin, als er sich in den perfekten Gastgeber verwandelte, der nicht das Geringste gemein hatte mit dem unkontrolliert Tollwütigen am Telefon. Zuvorkommend schenkte er Kaffee ein, bot Susanne Zucker und Sahne und begann erst wieder mit Reden, nachdem sie den ersten Schluck Kaffee getrunken hatte.
    Er be obachtete, wie ihre Augenbrauen in die Höhe zuckten, kaum merklich, so als würde sie sich an etwas erinnern. Sie war sich nicht sicher, das konnte er in ihrer fragenden Miene lesen, aber hinter ihrer Stirn arbeitete es angestrengt. Woran sie wohl gerade denken mochte? An wen oder was erinnerte sie der Geschmack des Kaffees?
    „Schmeckt er Ihnen?“ Erwartungsvoll schaute er Susanne an und seine blauen Augen leuchteten vor Freude wie bei einem Kind, bevor es sich unterm Weihnachtsbaum über seine Geschenke hermachte.
    „Ganz e hrlich?“
    „ Ich habe nicht den Eindruck, als müssten Sie lügen.“
    „Womit Sie zweifel sohne Recht haben.“ Bedächtig nippte sie erneut an ihrer Tasse. „Ich wollte meine Antwort lediglich etwas auf Eis legen.“
    Wie zur Bestätigung schob sie sich langsam ein Stück Kuchen in den Mund und ließ sich das luftig-fruchtige Gebäck auf der Zunge zergehen.
    „Das erhöht die Spannung ungemein, nicht wahr?“
    Er ließ sie nicht aus den Augen und fieberte regelrecht ihrer Reaktion entgegen, sodass sie hätte schwören können,

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