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Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Titel: Frau an Bord (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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richtigen Funker beschaffen. Und wenn es einer der abgehalfterten Jungs aus der Nachrichtenzentrale war. Oder irgendjemand von der Straße.
    Hauptsache keine Frau !
    „Ich weiß nicht, ob man das vergleichen kann . Wenn an Land ein Navigationspult, Radargerät oder Sender und Empfänger den Geist aufgeben und man kommt mit der Fehlersuche nicht klar, ruft man einen Kollegen zu Hilfe oder den Service für eine Reparatur. Funktioniert das Telefon nicht, taucht meist noch am gleichen Tag der Kundendienst auf und kümmert sich drum. Oder man benutzt den Apparat im Nebenzimmer. An Bord ist das unmöglich. Da hängen mitunter Menschenleben an solchen Kleinigkeiten.“
    Mit mühsam zurückgehaltener Ungeduld erkundigte sich Matthias Clausing: „Sie haben ein gültiges Seefunkzeugnis?“
    „Ja, natürlich.“
    „Na also“, bemerkte er triumphierend und widerstand dem Drang, mit der Faust auf den Tisch zu schlagen. „Mehr verlange ich gar nicht.“
    „Aber doch nur zweit er Klasse!“
    Fahrig wühlte sie den Inhalt ihres Lederbeutels durch, der Alte dagegen winkte ungehalten ab. Mit einer vertraulichen Geste legte er seine Hand auf Susannes zitternde Finger. Unbewusst verharrte ihr Blick auf dem Ehering.
    „Schon gut, das hat Zeit.“ Hastig zog er seine Hand zurück.
    Er brauchte einen Funker! Obgleich es ihm widerstrebte, musste er sie zum Bleiben überreden. Irgendwie. Wenn ihm keine andere Wahl blieb, dann eben mit Gewalt. (Er könnte sie zum Beispiel im Funkschapp einsperren. Oder, was freilich noch besser wäre, gleich hier, in seiner Kammer, da er ohnehin nicht riskieren konnte, sie aus den Augen zu lassen.) Sie musste bleiben, ansonsten würden Harrys blöde Witze und sein wieherndes Gelächter, wenn er wegen der sprunghaften Launen einer Frau nicht termingemäß auslaufen konnte, im Handumdrehen die Runde machen. Er würde zum Gespött der gesamten Reederei werden! Sein Ruf als konsequenter, disziplinierter und einfach genialer Schiffsführer wäre für alle Zeiten ruiniert. Dabei hatte es ihn Jahre gekostet, dieses Image zu pflegen. Er kannte verdammt viele, die darauf aus waren, ihm eins auszuwischen, und diese einmalige Gelegenheit mit Kusshand ergreifen würden.
    Unbewusst straffte er die Schultern. Fehlanzeige, Süße, ein Clausing lässt sich von keiner Frau lächerlich machen! Da müssen wir jetzt beide durch. Irgendwie. Auf jeden Fall gemeinsam.
    „Ich habe nicht viel gelernt in den paar Wochen an Bord.“
    Nachdenklich betrachtete er die junge Frau. Pl ötzlich ging ihm ein Licht auf.
    „Wir wissen beide, dass dem Funkoffizier keine Schuld nachgewiesen werden konnte.“
    „Natürlich nicht!“ Sie lachte voll Bitterkeit auf. „Wie auch? Alle Beweise dafür schlummern sicher verwahrt auf dem Boden des Atlantik.“
    Ihm war bewusst, dass er sie irgendwie zu einer Entscheidung drängen musste. Zu einer Entscheidung, welche möglicherweise nicht nur die nächsten Tage ihres Lebens beeinflussen würde. Ihm musste etwas einfallen, um ihr ein Ja zu entlocken – zum beiderseitigen Vorteil selbstverständlich. Und er musste behutsam vorgehen, was zweifellos der schwierigste Part war, denn er war es gewohnt, dass ihm die Frauen bereitwillig folgten.
    Tatsache war, e r konnte ohne Funker am nächsten Tag nicht auslaufen.
    Und sie konnte sich nicht ewig hinter einem Leitenden Funkoffizier verstecken.
    Aber du würdest dir vorprogrammierten Ärger vom Hals halten, wenn sie ihre Phobie auf einem anderen Schiff auslebt! hielt seine innere Stimme dagegen. Er hatte sich noch nie zum Samariter berufen gefühlt und verspürte mitnichten ausgerechnet heute das Verlangen, sich um das Seelenheil einer Frau zu kümmern.
    „Es ist eine ausgesprochene Notsituation, in der wir uns befinden. Wir beide, Frau Reichelt. Wenn Sie sich überfordert fühlen, werde ich es akzeptieren. Ich kann Sie nicht zwingen , für uns zu fahren. Natürlich nicht. Also werde ich Sie bitten, es zu versuchen und uns damit aus der Patsche zu helfen. So schlimm kann es nicht werden, wenn Sie etwas falsch machen … sollten.“
    Falsche Modulationsart, hallte es wie Glockenschläge in ihrem Kopf. Hans hat die falsche Modulationsart gewählt – aus welchem Grund, würde niemand mehr herausfinden. Bloß so konnte sich die Untersuchungskommission erklären, dass die Alarmzeichengeber der Schiffe in unmittelbarer Nähe der „Fritz Stoltz“ nicht angesprungen waren. Lediglich vier Schiffe, auf denen der Funkoffizier zufällig auf Wache war, hatten

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