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Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Titel: Frau an Bord (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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Erscheinung etwas Edles, Aristokratisches. Und wer protzte nicht gerne – wenigstens ab und zu – mit so einem Schönling an der Seite? Und sei es auch bloß leihweise. Er strahlte ein so ungewöhnlich ausgeprägtes Selbstbewusstsein aus, eine so einzigartige, in sich ruhende Überlegenheit, dass die Leute gar nicht anders konnten, als ihn anzusehen und zu rätseln, wer oder was er wohl sein mochte. Nur Menschen, die sich ihrer eigenen Stärken zutiefst bewusst waren, wirkten dermaßen beeindruckend wie er.
    „ Meinen Heuerschein. Ich habe heute noch mehr vor.“
    „ Das glaube ich nicht, Wireless .“
    Hatte sie irgendetwas zu verlieren? Klares Nein, beschloss sie und säuselte: „Was Sie glauben, interessiert mich nicht, denn ich weiß , dass ich mir ein neues Schiff suchen werde. Und zwar auf der Stelle.“
    „Das . Werden. Sie. Nicht!“, erwiderte er mit leiser, aber derart scharfer Stimme, dass er damit hätte Glas schneiden können.
    „Tut mir leid, Sie enttäuschen zu müssen.“
    Er zog eine Braue hoch. „Wie bitte?“
    „Tut mir leid?“ Unglücklicherweise klang ihre Antwort wie eine Frage und nicht wie ein Bescheid, doch dieser Mann sah mit seiner hochgezogenen Braue echt furchteinflößend aus.
    „ Sie haben mir Ihren Heuerschein ausgehändigt, also stehen Sie ab sofort unter meinem Kommando. Und das, liebe Frau Reichelt, bedeutet, Sie haben von dieser Sekunde an ausschließlich das vor, was ich Ihnen befehle oder großmütig gestatte. Nichts sonst.“
    De r ist größenwahnsinnig! Sie fühlte ihre Empörung wachsen. Wie konnte er sich anmaßen, ihr Vorschriften zu machen?
    „Dass das klar ist, Sie suchen sich erst dann ein anderes Schiff, wenn ich Ihnen dazu meinen Segen gebe.“
    Der hat ’ nen Vogel!
    „Und das wird zumindest während der nächsten Minuten nicht geschehen.“
    Es gab also noch Hoffnung für sie.
    Er würde nicht auf Knien vor ihr kriechen! Keine Frau in seinem Leben war das bisher wert gewesen . Warum sollte sie, ausgerechnet dieses lütte Ding mit der vorlauten Klappe, die Erste sein? Wenn er es wollte, genügte ein einziges Wort von ihm, ein bloßes Fingerschnipsen und Susanne Reichelt würde nie wieder ein Deck unter ihren zierlichen Füßchen spüren. Nein, er hielt sich bestimmt nicht für eingebildet, gleichwohl besaß er die segensreiche Gabe, Menschen mühelos von der Notwendigkeit überzeugen zu können, das zu tun, was gut und richtig war – für sie und vor allem für ihn.
    „ Habe ich mich verständlich ausgedrückt?“
    „ Bisher hielt ich mich der deutschen Sprache für mächtig. Jetzt allerdings habe ich so meine Zweifel.“
    „ Sie hätten sich vorher überlegen müssen, worauf Sie sich einlassen. Ich brauche einen Funker, also behalte ich Ihr Scheinchen.“ Er räusperte sich und seine Stimme klang kaum merklich sanfter. „Und Sie natürlich auch.“
    „Notgedrungen“, ergänzte Sus anne hilfsbereit in einem ätzenden Ton.
    Etwas irr itiert von der neuerlichen Unterbrechung versuchte er, seine Rede zu beenden: „Ich muss zugeben, und das fällt mir alles andere als leicht …“ Er fuhr sich mit beiden Händen durch das rabenschwarze Haar und schüttelte heftig den Kopf. „Nein.“
    „ Aber warum nicht?“
    „Wie hört sich das denn an? Ich kann mich nicht erinnern, jemals etwas derart …“
    „Blödes?“, sekundierte sie ihm erneut.
    „Ich bin durchaus imstande , meine Sätze selbst zu beenden. Ich habe noch nie …“
    Er bemerkte, wie sie ihn erwartungsvoll anstarrte, was ihn vollends aus dem Tritt brachte. „Was ich damit sagen wollte, warum sollte ich etwas …“
    … der maßen Idiotisches, formten ihre Lippen zwar lautlos, nichtsdestotrotz zweifelsfrei, wie er an ihren zuckenden Mundwinkeln erkannte.
    „ Es ist, wie es ist. Ich brauche Sie.“
    „Oooh! Ist das Ihr Ernst?“, hauchte Sus anne schmachtend und riss in gespielter Leidenschaft die Hände an ihr Herz.
    „Machen Sie sich ruhig lustig über mich. Vermutlich habe ich es nicht anders verdient.“ Er atmete tief durch, froh dieses Geständnis hinter sich gebracht zu haben, ohne zusammenzubrechen.
    „Also, Frau Reichelt, willkommen auf der ‚Heinrich’“, verkündete er, nicht ahnend, dass er damit sein Schicksal endgültig besiegelte.
    „ Mich würde interessieren, wie viele Zacken Seiner Majestät gerade aus der Krone gebrochen sind.“
    „Oh nein, ich bin … normalerweise … m omentan läuft einfach nichts normal. Deswegen. Meine Nerven liegen blank, außerdem

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