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Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Titel: Frau an Bord (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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wusste nicht, dass sich eine Frau an Bord befand.“
    „Eine? Wir waren … drei … drei Frauen. Aber nur ich … Ich bin die einzige …“
    Toll gemacht! Er war ein kompletter Vollidiot und hatte sich soeben zweifellos einen weiteren Minuspunkt auf der nach unten offenen Beliebtheitsskala eingehandelt, fluchte er still vor sich hin und murmelte: „Es tut mir leid, wirklich.“
    Dabei war ihm klar, dass es Susanne Reichelt in diesem Moment völlig gleichgültig sein musste, ob es ihm leidtat oder nicht. Was konnte er eigentlich noch alles falsch machen in ihrer Gegenwart? Betreten rührte er in seinem Kaffee. Sie ist als Assistentin des Funkoffiziers auf der „Fritz Stoltz“ gefahren, rekapitulierte er. Wenn er sich recht erinnerte, war damals sogar in der internen Presse der Reederei äußerst zurückhaltend über die Verhandlung vor der Seekammer berichtet worden. Er selber war zu jener Zeit auf See unterwegs gewesen und hatte erst Tage später von den näheren Umständen des Untergangs erfahren. Selbst als die widersprüchliche Rolle des Funkers bei der Angabe der fehlerhaften Position des sinkenden Schiffes untersucht worden war, hatte niemand eine Frau erwähnt. Wahrscheinlich hatte die Kleine gar keine Rolle gespielt. Immerhin war sie bloß als Assistentin an Bord gewesen.
    „Wo … Was haben Sie danach gemacht?“
    „Das Übliche in solchen Fällen, nehme ich zumindest an. Krankenhaus, Reha, Therapie, Urlaub.“ Mit monotoner Stimme zählte Susanne auf, was ihr Leben nahezu ein Jahr lang bestimmt hatte. „Und schließlich die Wiedereingliederung in den Arbeitsprozess, was für mich ein Praktikum in der Nachrichtenzentrale des Seehafens bedeutete, damit ich das Studium abschließen konnte.“
    Der Kapitän biss sich auf die Unterlippe. Verdammt noch mal, das sollte ihn nicht inte ressieren! Sie hatte die amtsärztliche Bescheinigung ihrer Seetauglichkeit. Allein das zählte. Und dieser Fetzen Papier belegte eindeutig, dass sie ohne Einschränkung fahren durfte. Alles andere war nicht seine Sache. Für diese Fehlentscheidung, sollte sich ihr Aufstieg irgendwann als eine solche herausstellen, mussten immer noch Harry und seine Mannen geradestehen.
    Aber es war sein Schiff! Gab es Ärger, hatte er ihn am Hals! Und mit den Scherereien diese Frau! Er allein trug die Verantwortung für dieses Schiff, die Ladung und nicht zuletzt für sechsundzwanzig Mann Besatzung! Jaja, schon gut. Seine Hand ballte sich unwillkürlich zur Faust. Siebenundzwanzig Mann … Personen.
    Zum Teufel mit dieser Frau! Er hatte ein gewichtiges Wort mitzureden, wenn es um das Wohl und Wehe seiner „Heinrich“ und der Männer darauf ging! Kindermädchen spielen war nicht sein Ding und noch weniger konnte er Rücksicht auf eine Frau nehmen. Im Gegenteil, wenn schon eine unter seinem Kommando fahren wollte, hatte sie besser noch zu funktionieren als sämtliche Männer zusammen. Und die Klappe zu halten. Und sich vor allem unsichtbar auf seinem Schiff zu bewegen. Er hatte das Sagen hier und deswegen konnte er von ihr wie von jedem anderen Besatzungsmitglied blinden Gehorsam und absolute Verlässlichkeit erwarten. Allerdings war sie schon durch die bloße Tatsache, dass sie eine Frau war, ein Unsicherheitsfaktor.
    „Ihre ersten Rei sen dauerten nicht sehr lange.“ Clausing bemerkte Susannes gequälten Gesichtsausdruck und hob beruhigend die Hände. „Hören Sie, Frau Reichelt, ich muss Sie das fragen, weil … Sie haben es selbst gehört, es gibt keinen anderen Funker für diese Fahrt und das heißt, Sie werden alleine fahren. Als Funkstellenleiter … Leiterin.“
    Sus anne wurde leichenblass und schüttelte hektisch den Kopf. Ihre langen Haare wehten um das mädchenhaft zarte Gesicht. „Nein! Das … das habe ich völlig falsch verstanden. Ich kann das nicht. Ich meine alleine. Meine Assistenzzeit an Bord war … viel zu kurz. Ich darf nicht alleine fahren.“
    „ Und was ist mit dem Praktikum in der Nachrichtenzentrale? Damit haben Sie ein halbes Jahr zusammen.“ Er tippte auf ein Papier, ohne Susanne aus den Augen zu lassen. „Und die Beurteilung von Rüdiger ist top, was wirklich etwas heißen will. Schnapsdrossel hin oder her, fachlich macht ihm niemand so schnell etwas vor.“
    Zur Hölle! Sie war noch keine Stunde an Bord und es gab bereits Probleme mit ihr! Warum hatte er sie nicht ihrer Wege ziehen lassen, wie sie es vorgehabt hatte? War doch eine prima Idee gewesen. Super-Harry würde ihm schon auf irgendeinem Weg einen

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