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Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Titel: Frau an Bord (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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falsch gemacht haben könnte, aber irgendetwas schien ihn gehörig zu irritieren.
    Starre ihm bloß nicht zu lange in die Augen! Er wird dich hypnotisieren wie die Schlange das Kaninchen und dann Gnade dir Gott. Und bitte, bitte fang nicht an zu sabbern.
    Sie schluckte hastig und faltete ihre Zunge im Mund zusammen.
    „Sie sehen ziemlich komisch aus, Frau Reichelt.“
    „ Äh?“ Sie verstand nicht und hob fragend eine Augenbraue. „Komisch?“
    Eine Sekunde später standen ihre Ohren in Flammen, denn erklärend fügte der Kapitän hinzu: „Das Apatit. Ihr Make-up hat arg darunter gelitten.“
    Er hob die Hand und fuhr sich mit den Fingern durch das kurze Haar, ohne es dabei in Unordnung zu bringen. Es war lediglich eine unbedeutende Geste, trotzdem brachte sie Susanne dazu, hastig einen Schritt zurückzuweichen. Einen Atemzug lang hatte sie in der Tat geglaubt, er würde ihr das verschmierte Make-up aus dem Gesicht wischen.
    Zum Teufel auch, sie sah Gespenster! Sie hatte vollkommen den Verstand verloren! Sie drehte durch!!
    „ Lassen Sie dieses Zeug weg. Sie brauchen das bei uns nicht.“
    Wieder schob er eine Pause ein, wahrscheinlich wegen des besseren dramatischen Ef fektes.
    „Sie brauchen es nicht, weil Sie es nicht nötig haben.“
    Jetzt hatte es den Anschein, als würde Susanne einen Erstickungsanfall bekommen.
    „Hörte sich das wie ein Kompliment a n?“, fragte Clausing irritiert.
    Wenngleich er sich für eine absolute Kapazität, alles Weibliche betreffend, hielt, musste man bei Frauen ungeheuer vorsichtig zu Werke gehen, waren sie doch von der Natur darauf programmiert, alles falsch zu verstehen. In absolut belanglose Äußerungen konnten sie mühelos irgendetwas hineininterpretieren, was ein Mann nicht einmal im Traum so gemeint hatte.
    „Das wollte ich nicht“, entschuldigte er sich deshalb prophylaktisch.
    Dass er mit seiner Bemerkung noch tiefer ins Fettnäpfchen getappt war, wurde ihm erst bewusst, als er Susannes geringschätzig verzogenen Mund wahrnahm. Er musste tief in sich gehen, um die Kontrolle zu finden, für die er so berüchtigt war, und sein Temperament zu zügeln. Und das bewirkte eine Frau, die kaum die Größe einer Parkuhr erreichte, bei einem Mann, der normalerweise mit einem einzigen Blick seine Gegner in die Knie zwang! Außerdem war sie überhaupt nicht sein Typ! Es hätte ihm peinlich sein müssen. Andererseits reizte ihn die Aussicht auf ein paar Wochen in ihrer Nähe.
    R eiß dich zusammen! Merkst du nicht, wie lächerlich du dich machst? Sie ist nicht so blind, das zu übersehen. Deine eigenen, zugegeben ungeschriebenen Gesetze an Bord gelten nicht nur für andere, vergiss das nicht! Denn solltest du mit gutem Beispiel vorangehen und die Regeln missachten, bricht hier bald das totale Chaos aus.
    Was war bloß in ihn gefahren? Dieses kleine Ding war ein Offizier wie all die anderen an Bord.
    Ach ja? k eckerte eine hämische Stimme in der dunkelsten Ecke seines Hirns. Hast du nicht allein den Verstand, sondern obendrein dein Augenlicht verloren? Von wegen wie jeder andere, träum weiter, Clausing! Wozu durfte dieser Offizier – wie jeder andere etwa – viel zu langes Haar tragen und einen viel zu kurzen Rock? Ein Offizier wie jeder andere? Wofür hatte sie dann solch perfekt geformte Beine? Das kleine, feste Gesäß, in dem sie endeten, war wie geschaffen für zwei kräftige Männerhände. Und würde auch bloß einer seiner Jungs die Gelegenheit auslassen, einen Blick auf diese bezaubernden Brüste zu werfen? Doch nicht einmal, wenn er ihm höchstpersönlich die lüsternen Augen aus dem Kopf reißen sollte.
    Fairerweise klammerte er sich selbst nicht aus. Seine Männer allerdings würden sich nicht blind stellen, wie er es tat . Mehr oder weniger. (Eher weniger als mehr, was er wiederum nie zugegeben hätte.) Die Besatzung seines Schiffes würde jedoch niemals die äußeren Vorzüge einer Frau wie Susanne Reichelt kalt ignorieren. Dafür hatte sie einfach zu viele.
    Verflucht, komm auf den Teppich zurück! Dieses Mädchen ist gefährlich hübsch und das verheißt nichts Gutes. Schließlich kannte sich einer wie er in solchen Dingen aus. Ganz genauso hatte das Desaster während seiner ersten Reise als Second Mate auf dem Schwesterschiff der „Heinrich“ seinen Anfang genommen, harmlos zunächst, mit einer wunderschönen Frau … und unzähligen gierigen Augenpaaren sabbernder Idioten, in die sich sogar die alten Offiziere verwandelt hatten. Er befürchtete, es

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