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Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Titel: Frau an Bord (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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einem livrierten Diener passen.
    Mein Schiff! Mein Schloss! Mein Familienschmuck!
    Gleichwohl musste sie ihm zugutehalten, dass er sich inzwischen redlich mühte, sie sein taktloses Verhalten bei ihrer Begrüßung vergessen zu lassen. Er wirkte jetzt höchstens noch halb so arrogant und diktatorisch wie zuvor. Wahrscheinlich hätte sie sein momentanes Bemühen sogar konsterniert genannt. Wer wusste schon, welche Art schlechter Erfahrung er mit Frauen an Bord seines Schiffes gemacht hatte? Möglicherweise waren seine Bedenken nicht einmal aus der Luft gegriffen.
    Si e würde ihm eine Chance geben. Das zumindest war sie ihm schuldig, nachdem er, wenngleich es ihm sichtlich schwergefallen war, den Sprung über seinen verdammt riesigen Schatten gewagt und sie zum Bleiben aufgefordert hatte.

23 . Kapitel
     
    Clausing nahm zwei Stufen auf einmal hinauf zur Kommandobrücke, in Gedanken ganz bei dem blonden Engel, der ihm so unverhofft zugeflogen war. Er merkte nicht, dass er beschwingt vor sich hin pfiff, bis er die letzte Stufe erreichte und sein Lied in der Stille widerhallte wie ein unerwünschtes Geschenk.
    Fünf mürrische Gesichter , die ihn mit erschreckender Deutlichkeit an sich selbst erinnerten, blickten ihm entgegen. Angesichts der noch immer nicht vollzähligen Mannschaft erschien es den Männern höchst spektakulär, ihren Alten derart vergnügt zu sehen. Sogar mit seiner Wunschbesatzung an Bord galt er in der Reederei – da machte er sich nichts vor – als unnahbarer, überheblicher Widerling. Dabei war er beileibe kein gewöhnliches Arschloch von einem Offizier. Nein, er hatte sich seinen Ruf in Sonderschichten erarbeitet. Was mochten sie jetzt von ihm denken, weil ihn eine kesse Blondine in derartige Hochstimmung versetzte?
    Sein Pfeifen ging in ein Summen über, das in einem fragenden Ton verklang, als er sich umschaute. Nicht bloß der Wachoffizier und sein Läufer, auch der mit skeptischer Miene dreinblickende Bootsmann Kuddel, der lange Steward und der Zweite TO lümmelten auf der Brücke, dampfende Kaffeetassen in der Hand, und wurden von Matthias Clausing mit einem Augenzwinkern bedacht.
    „Schon wiede r eine Zusammenkunft verpasst?“ Er winkte ab und schüttelte den Kopf. „Ich kann mir denken, was in euch vorgeht, und will es gar nicht hören. Und um gleich irgendwelchen Gerüchten vorzubauen: Am fehlenden Funker wird es nicht liegen, wenn wir morgen nicht auslaufen können.“
    Er öffnete die Tür eines kleinen Wandkastens und angelte zielsicher einen einzelnen Schlüssel heraus. Wie er diese wohltuende Ordnung liebte! Und wie liebte er seine Männer, die er dazu gebracht hatte, sich seinen Vorstellungen von Disziplin zu beugen. In Gedanken klopfte er sich auf die Schulter, felsenfest überzeugt von seinen herausragenden Talenten auf dem Gebiet der Menschenführung.
    Mit einem Mal hatte er es eilig. Nicht genug damit, dass er den unausgesprochenen Fragen der vor Neugier platzenden Männer entkommen wollte. Vor dem Funkschapp wartete zudem sein aufgeregt zappelnder, einziger weiblicher und obendrein jüngster Offizier. Er konnte sich lebhaft vorstellen, wie ungestüm ihr kleines Herz in diesen Minuten hinter der süßen Brust klopfte und wie sie es kaum erwarten konnte, dass er ihr künftiges Reich öffnete und ihr zu Füßen legte. Er wollte sie nicht zu lange warten lassen. Denn ein Matthias Clausing kannte sich mit Frauen aus. Strapazierte man deren Geduld über Gebühr, konnte es leicht passieren, dass ihr Interesse erlahmte. Und das war doch alles andere als in seinem Sinn, oder?
    Galant hielt er ihr die Tür zum Funkschapp auf. Er musste sich bücken, um mit dem Kopf nicht am Rahmen anzustoßen. Susanne gab sich keine Mühe, ihr Grinsen zu verbergen, vergaß allerdings bereits im nächsten Moment jeden weiteren Anflug von Schadenfreude. Hatte sie bislang von der Größe des Schiffes auf das Ausmaß sämtlicher Einrichtungen an Bord zu schließen versucht, stellte sich diese Annahme beim Betreten des geräumigen Funkraums als gewaltiger Irrtum heraus.
    Atemlos blieb sie stehen und stieß einen seligen Seufzer aus. Ihr Blick schweifte langsam durch den hellen Raum. Hier also sollte sie während der nächsten Tage und Wochen schalten und walten dürfen, wie es ihr beliebte. Sie ganz allein! Funkstellenleiterin! Diese Vorstellung war einfach nur schwindelerregend, sodass sie sich Halt suchend am Schreibtisch abstützte, um vor Dankbarkeit nicht in die Knie zu gehen.
    Ach, Hans, ich hätte

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