Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Titel: Frau an Bord (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
Vom Netzwerk:
wiederholte: „Er ist wirklich der Beste. Damit hatte ich doch nicht übertrieben, oder? Aber was ist mit Ihnen? Greifen Sie zu, bevor ich es tue. Haben Sie eigentlich die Blumen bekommen?“, erkundigte er sich, ohne Luft zu holen.
    „Oh!“ Sus anne wäre vor Scham am liebsten im Boden versunken. „Entschuldigen Sie, Kaptein. Selbstverständlich … Ich meine … ich muss mich entschuldigen, weil ich total verschwitzt habe, mich zu …“
    „Nein! Nein -nein, so wollte ich das nicht. Ich dachte bloß, der Strauß wäre vielleicht irgendwo anders gelandet.“
    „Natürlich nicht.“
    „Bei der Größe des Hafens und der Menge an Schiffen, die momentan hier liegen, wäre es leicht möglich gewesen.“
    „Ich habe ihn erhalten.“
    „Ist mir schon einmal …“ Der Rest des Satzes ging in einem undefinierbaren Gemurmel unter, als er sich hastig ein Stück Melone in den Mund schob, um nicht weiterreden zu müssen.
    Schreck, lass nach , was für ein Komödiant! Als ob es ihr nicht total gleichgültig wäre, sollte er all seine weiblichen Besatzungsmitglieder mit Blumen beglücken. Und selbst wenn er obendrein die Männer mit derartigen Aufmerksamkeiten bedachte, wäre das ganz allein sein Problem. Wenn es ihn befriedigte, warum nicht?
    „Ich mag den Duft von Freesien. Um ehrlich zu sein, ich liebe ihn über alles. Im ersten Moment habe ich geglaubt, Sie würden übersinnliche Fähigkeiten besitzen.“
    Der Blick des Kapitäns versank in Sus annes Augen. „Wie das?“
    „Es sind meine Lieblingsblumen.“
    Und während sie sich gemeinsam über die Leckerbissen hermachten und die Kaffeekanne leerten, lockerte die Stimmung zwischen ihnen doch noch auf. Schließlich und sehr zu Clausings Beruhigung lachte Susanne ungezwungen und lauthals über die Geschichten, welche er für sie zum Besten gab – und die sie beinahe ausnahmslos für Seemannsgarn hielt. Er war gar nicht so übel, wie sie zunächst angenommen hatte, wenn er nicht gerade Befehle bellte oder seinen Leuten den Kopf abriss. Und sie hätte schwören können, dass er das jungenhafte Grinsen, welches diese winzigen, überaus niedlichen Grübchen in seine Wangen zauberte, und das spitzbübische Glitzern seiner tiefblauen Augen gezielt einsetzte, um sie regelrecht dahinschmelzen zu lassen.
    Sie erstarrte, als aus der Kombüse ohrenbetäubender Lärm zu hören war. Das Gesicht des Kapitäns verfinsterte sich für einen Moment. E r machte fast den Eindruck, als hätte er dem Koch am liebsten den Hals dafür umgedreht, Susanne erschreckt zu haben.
    „Nichts passiert“, sagten sie beide wie aus einem Mund.
    Da spürte sie seine Hand auf ihrem Arm. Vermutlich hatte er sich nichts bei dieser Berührung gedacht, Susanne indessen befürchtete, dass es gelogen war.
    „Das wird dir von der Heuer abgezogen!“, drohte Clausing so laut, damit er auch ja in der Kombüse gehört wurde. Er zwinkerte Susanne zu, um davon abzulenken, wie er unauffällig seine Hand zurück zog.
    In diesem Augenblick fiel ihr eine Beobachtung vom Nachmittag ein. Sie neigte ihren Kopf zur Seite und räusperte sich. „Darf ich Sie etwas fragen?“, erkundigte sie sich vorsichtig.
    „Aber sicher .“
    „Ich meine … etwas Persönliches? Etwas sehr Privates?“
    „Nur zu, Wireless .“ Sein Herz schlug in freudiger Erwartung schneller, als er betont gleichmütig bekräftigte: „Auch das.“
    „Wie passt es zusammen“, begann sie mit einem leicht ironischen Ton, „dass Sie verheiratet sind und trotzdem eine Antipathie gegen Frauen hegen?“
    „Verheiratet?“ Er klang ehrlich erschrocken, geradezu entsetzt.
    Sie kicherte in sich hinein und deutete auf den protzigen Ehering an seinem Ringfinger. „ Also nicht? Und was hat dann das zu bedeuten?“
    Mit Genugtuung vernahm sie den lauten Knacks, den sie mit dieser Frage in seiner Selbstsicherheit verursachte. Ganz ähnlich hatte er ausgesehen, als er die Abfuhr von Harry Pohl hatte einstecken müssen. Rache ist Blutwurst!
    Er starrte sie gleichermaßen verwirrt wie verärgert an. Auf was für ein Spiel hatte er sich da eingelassen? Susanne Reichelt war eine Katastrophe.
    Übrigens s ein Lieblingsfrauentyp. Und obendrein amüsant.
    „Wofür halten Sie mich jetzt ?“
    „Wenn Sie mich derart direkt fragen …“
    Hastig zog er den Ring vom Finger und ließ ihn in seiner Uniformjacke verschwinden. Er war wütend, furchtbar wütend auf die Funkerin, die sich über ihn lustig machte. Wahrscheinlich bedankte sie sich damit für seinen

Weitere Kostenlose Bücher