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Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Titel: Frau an Bord (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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– und das kam selten genug vor, sodass er es ausschließen konnte –, war der Massengutfrachter wenige Tage nach dem Auslaufen aus ihrem Heimathafen gesunken. Ossi hatte zwar nie eine Funkerin erwähnt, gleichwohl hielt er es für ein Ding der Unmöglichkeit, dass sie dem Kleinen in dieser Zeit nicht aufgefallen war. Eine Frau wie Susanne? Vier oder fünf Tage auf ein und demselben Schiff waren Zeit genug, sogar für einen Spätzünder wie Ossi.
    Unsinn! Völlig ausgeschlossen! Für seinen Freund waren selbst fünf Wochen noch zu wenig, um eine Frau zu bemerken. Er war blind für Frauen. Absolut immun gegen ihre Reize. Viel wahrscheinlicher hing die überspannte Reaktion der Reichelt mit der Erinnerung an die Schrecken der Schiffskatastrophe zusammen.
    Das zumindest versuchte sich der Kapitän während der nächsten Stunde einzureden, obwohl er mit Unbehagen ahnte, dass es sich ganz anders verhielt. Er musste Ossi fragen, um Gewissheit zu erlangen. Noch heute würde er ihn nach Susanne Reichelt fragen.
     
    Die kurze Begegnung mit Suse, mit seiner kleinen Susanni, hatte den Koch bis ins Innerste aufgewühlt. Sie war die Letzte, die er hier an Bord erwartet hätte. Wie ein Blitz aus heiterem Himmel kam ihm deshalb ihr Erscheinen selbst jetzt noch vor. Aber er hatte ihre schmale, wie immer kühle Hand in der seinen gefühlt und wusste, dieses Mal war es kein Traum. Ihr ungläubiges Erstaunen, ihre bebenden Lippen, die Sprachlosigkeit bestätigten, wie wenig auch sie mit einem Wiedersehen gerechnet hatte.
    Nachdem sie sich an Bord der sinkenden „Fritz Stoltz“ aus den Augen ver loren hatten, war er davon ausgegangen, sie hätte sich nach ihrer Rettung irgendwo an Land niedergelassen, eine Familie gegründet und ihn längst vergessen. Abgesehen von den Erzählungen von Rolf Graneß, dem Ölfuß, der ihn an seinem Krankenbett auf den Kanaren besuchte, hatte er kaum Nachrichten von der „Fritz Stoltz“ und ihrer Besatzung erhalten. Selbst nach seiner Verlegung in ein deutsches Krankenhaus und noch später, als er wieder zur See fuhr, war nichts über Suses Verbleib zu erfahren.
    Susanne Reichelt hatte überlebt , diese nüchterne Information des Personalbüros musste ihm genügen. Im Übrigen waren sie nicht berechtigt, persönliche Daten an Dritte herauszugeben, zumal die Akte der Funkerin durch einen zusätzlichen Sperrvermerk in besonderem Maße vor unbefugtem Zugriff geschützt waren. Also legten sie ihm nahe, Suses Wunsch, ihm keine Auskunft zu geben, nicht länger zu hinterfragen.
    Natürlich wäre es ihm dank seiner Beziehungen ein Leichtes gewesen, ihren Aufenthaltsort herauszufinden. Aber was dann? Sie wollte ihn nicht sehen. Und er kannte ihren Dickkopf. Nie hätte er sie zwingen können, mit ihm zu reden.
    Der Gedanke an seinen kleinen Engel mit den goldenen Haaren und dem kessen Mundwerk ließ ihm keine Ruhe. Mit einem Mal erschien es ihm völlig absurd, sich mit Feuereifer um einen Haufen durstiger Männer zu kümmern, während er vor Sehnsucht nach seiner Frau beinahe verrückt wurde. Ein ganzes Jahr hatte er auf ein Zeichen von ihr gewartet. Er konnte die Aussprache mit ihr keine Sekunde länger hinausschieben.
    Raus hier! Die Rauferei der Seemänner um die begehrten Plätze am Tresen, ihr Grölen und die zotigen Witze, mit denen einer den anderen zu übertrumpfen versuchte, nahmen ihm die Luft zum Atmen. Unwillkürlich hielt er im Gedränge Ausschau nach der Funkerin, die, wie nicht anders zu erwarten, am anderen Ende des Raumes am Tisch des Alten saß, wo sie aufgrund der Hierarchie an Bord selbstverständlich hingehörte. Obwohl sie der Bar den Rücken zuwandte, glaubte er zu erkennen, wie sie sich lebhaft mit den Offizieren unterhielt. Hin und wieder lachte sie und zog nicht nur seine Aufmerksamkeit auf sich.
    Oh Gott, dieses silberhelle Lachen! Es hatte ihn ein ganzes Jahr lang in seinen schmerzlichen Erinnerungen begleitet. Unauffällig presste er seinen Unterarm gegen den Magen und atmete mit aufeinandergebissenen Zähnen.
    Ja, Matt ’n hatte es im Gegensatz zu ihm stets verstanden, die Massen zu unterhalten. Mit spielerischer Leichtigkeit brachte er es fertig, sich mit Menschen – vorzugsweise den weiblichen – zu umgeben, sie zu amüsieren und für sich einzunehmen.
    M it seinen Gedanken bei Suse drehte er entweder den Zapfhahn zu spät zu oder er verwechselte die Bestellungen der Männer. Als er seine Frau plötzlich nirgends mehr entdecken konnte, drückte er beunruhigt dem Obersteward,

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