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Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Titel: Frau an Bord (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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Freund seit unserer Sandkastenzeit, deswegen darf ich ihn duzen.“
    Freu destrahlend winkte er ihm zu. „Komm schon, zeig dich, Ossi.“

2 5. Kapitel
     
    Ein heftiger Ruck ging durch ihren Körper, ihr Kopf schoss nach oben und nicht nur ihre Hände begannen zu zittern. Alle Farbe war mit einem Schlag aus ihrem Gesicht gewichen. Ihr Herz schien immer langsamer zu schlagen, so als wäre es zu müde, sich mit dieser neuerlichen Herausforderung auseinanderzusetzen. Sie fühlte ihre Knie weich werden und tastete blindlings nach dem Stuhl, der hinter ihr stand.
    Ossi.
    Wann hatte sie zuletzt diesen Namen gehört? Noch Wochen nach ihrer letzten Begegnung auf der sinkenden „Fritz Stoltz“ spukte dieser Name durch ihren Kopf und trieb sie an den Rand der Verzweiflung. Unzählige Tränen hatte sie für den Mann vergossen, der auf diesen Namen hörte. Wie hatte sie ihn verflucht, weil sie ihn so sehr liebte! Wie hatte sie ihn dafür gehasst, weil er sie alleingelassen hatte.
    Ossi.
    Susanne schüttelte heftig den Kopf. Alberne Gans, wie kam sie auf die Idee, es würde in der gesamten Reederei lediglich einen Schiffskoch geben, der Ossi genannt wurde?
    Doch da nn stand er leibhaftig vor ihr – ein nicht sehr großer, dafür ausgesprochen muskulöser Mann. Und es war Ossi, der die junge Frau jetzt über das ganze Gesicht anstrahlte, sodass sie sich am liebsten eine Sonnenbrille auf die Nase gewünscht hätte. Zu einer Hose aus schwarzer Seide trug er einen weißen Wollpullover. Susanne erinnerte sich an seine Vorliebe für Kleidung in diesen Farben, weil sie sich jedes Mal gefragt hatte, ob er sie absichtlich wählte. Wusste er, dass Schwarz und Weiß das wahre Ich eines Menschen verwischten?
    Um ihren Mund zuckte es nervös. Genauso war er ihr in Erinnerung geblieben. Und genauso war er ihr nach ihrer Rettung aus Seenot jede Nacht im Traum erschienen. Jede Nacht! Seit einem Jahr! Zum Greifen nah und trotzdem bloß ein verdammter Traum!
    Sie betrachtete ihn genauer und erschrak über den Wandel, den das vergangene Jahr bei ihm bewirkt hatte. Seine Wangen wirkten eingefallener als früher. Und irgendwie schien er auch magerer, als wäre jede Weichheit von ihm abgefallen und nichts als Haut, Muskeln und Knochen übrig geblieben. Er sah müde aus. Unter seinen braunen Augen lagen dunkle Ringe, was bei ihm selbst nach mehreren durchzechten Nächten nie vorgekommen war.
    „Darf ich vorstellen?“, vernahm sie die dumpfe Stimme des Kapitäns , die klang, als käme sie aus weiter Ferne. Automatisch streckte sie dem Koch ihre Hand entgegen.
    Clausing stutzte. Er hätte mit Blindheit geschlagen sein müssen, um die angespannte Haltung der jungen Frau genau wie ihre feucht glänzenden Augen und die flatternden Hände zu übersehen.
    „Sie ken nen sich?“
    Sus anne brachte kein Wort über ihre blassen Lippen. Sie hörte nicht einmal mehr, was Adrian an ihrer Stelle dem Kapitän antwortete. Wie gebannt hingen ihre Blicke an dem ihr so vertrauten Mann, an seinen herzlichen braunen Kulleraugen, der schmalen Nase und dem fein geschwungenen Mund. Seine Haare trug er länger als vor einem Jahr, ebenso waren sie heller als damals.
    Doch ungeachtet aller äußeren Veränderungen war es Adrian Ossmann.
    D er Schiffskoch wurde vom Sog der Männer mitgerissen, die ihn scheinbar dem Verdursten nahe an die Alligator-Bar drängten. Mit argwöhnischer Miene beobachtete der Kapitän, wie die Funkerin nach der Begegnung mit seinem besten Freund kreidebleich und einem jämmerlichen Häufchen Unglück gleich auf ihrem Stuhl hockte. Unaufhörlich knetete sie ihre Finger und wagte nicht aufzublicken. Es war augenscheinlich, dass sie ihre Gefühle lediglich mit Mühe im Zaum zu halten vermochte.
    Na klar ! Warum hatte er nicht gleich daran gedacht? Er hätte sich ohrfeigen können, dabei lag die Antwort offen wie ein Buch vor ihm. Was für ein Narr er war! Ließ sich dermaßen von seiner Begeisterung für diese Frau gefangen nehmen, dass sein Hirn einen Meter nach unten rutschte. Warum wohl hatte er nicht mal im Traum daran gedacht, die Reichelt und Ossi könnten sich kennen? Weil er diese Möglichkeit nicht in Betracht ziehen wollte! Weil er nicht wahrhaben wollte, dass er seinen Freund um seine gemeinsame Fahrt mit dieser Frau beneidete!
    Sie war bislang erst auf einem einzigen Schiff gefahren und hatte genau wie sein Freund die letzte Fahrt der „Fritz Stoltz“ miterlebt. Und überlebt. Ossi und sie mussten sich kennen. Wenn er sich nicht irrte

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