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Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Titel: Frau an Bord (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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versprach sie mit einem gefährlichen Knurren, das aus ihren tiefsten Tiefen zu kommen schien.
    „ Bereitet es dir eventuell weniger Schwierigkeiten, mir zu sagen, zum Beispiel … also, wann du geboren wurdest? Das ist eine unverfängliche Frage, finde ich. Du befriedigst meine Neugier und verhinderst gleichzeitig, dass ich künftig deinen Geburtstag vergesse. Sollte doch auch in deinem Interesse sein.“
    Sie nippte an ihrer Tasse Kaffee und schloss ekstatisch die Augen. „Oder magst du keine Geschenke?“, erkundigte sie sich mit gespieltem Zweifel in der Stimme.
    Er stand mit dem Rücken zu ihr vor dem Kleiderschrank. Aus einer akkurat gestapelten Reihe akkurat gefalteter Hemden wählte er eines der schwarzen aus und zog es sich über den Kopf. Er warf der Frau auf seiner Backskiste einen schrägen Blick über die Schulter zu.
    „Erster Januar.“
    „Oh, wie praktisch! Das werde ich sicher nicht vergessen.“
    „Ist am einfachsten“, bestätigte er gleich darauf aus dem Bad, wo er sich die Haare in Ordnung brachte. „Das fanden andere ebenfalls.“
    Sie hörte die Anspannung in seiner Stimme und die warnte sie deutlich, dass sie im Begriff war , verbotenes Terrain zu betreten.
    Gleichwohl konn te sie jetzt keinen Rückzieher machen, also fragte sie: „Bist du hier irgendwo in der Gegend aufgewachsen?“
    Wo immer dieses Hier gewesen sein mochte, sie rechnete nicht ernsthaft mit einer erschöpfenden Antwort, nachdem sie ihn mehrmals vergebens danach gefragt hatte.
    Aber dann blieb ihr vor Überraschung der Mun d offen stehen, ein Phänomen, welches Adrian für seine Begriffe viel zu selten an ihr beobachtete, als sie ihn sagen hörte: „Irland.“
    „Irland? Du bist … d u bist in Irland geboren? Ähm, aufgewachsen?“
    „ Genau das sagte ich.“
    „ Sind deine Eltern Iren? Ich meine, dein Name klingt nicht gerade irisch, deswegen frage ich, obwohl ich natürlich keine Ahnung habe, wie irische Namen klingen sollten.“
    Sie hatte das für einen Scherz gehalten, er dagegen blaffte ungehalten: „Ich habe ihn mir nicht ausgesucht!“
    „ Er gefällt mir, das solltest du inzwischen eigentlich geschnallt haben. Ein Ire also. Wusste ich doch, dass da manchmal ein etwas ungewöhnlicher Klang in deiner Stimme zu hören ist. Darauf wäre ich freilich nie gekommen. Irisch. Es ist kein richtiger Akzent, sondern eher …“, sie zuckte ratlos mit der Schulter und suchte nach einer passenden Beschreibung, „ein leichter Singsang, was nicht großartig auffällt, meistens zumindest nicht, höchst selten sogar und wenn, dann vor allem, wenn du sauer bist.“
    S ie blinzelte ihn provozierend an und streckte die Zunge raus. „Richtig sauer, wie gerade in dieser Sekunde. Dabei mag ich diesen Ton. Ich liebe es, wie du sprichst, weil es sich anhört, als würdest du singen, obwohl ich dich noch nie hab singen hören, was ich inzwischen mehr denn je bedauere, kannst du glauben, weil den Iren die Musik doch angeblich im Blut liegt und ich denke, dass du sicher keine Ausnahme machst und mindestens ebenso gut singen kannst wie der …“
    „Susanne ! Bitte.“
    „Sauer, hab ich’s nicht gesagt? Eigenartig“, sinnierte sie und tippte mit dem Zeigefinger auf ihre Lippen, während ihre Gedanken ein paar Tage zurückflogen. „Bei Clausings erstem Wutanfall ist mir haargenau das Gleiche durch den Kopf gegangen. Dass sich euer Tonfall ähnelt, wenn ihr verärgert seid. Mmmh, muss ich mich wohl geirrt haben.“
    Nein, bestimmt nicht , grollte Adrian, der Ire kann seine Abstammung nun mal nicht verleugnen. Schweigend ließ er sich Suse gegenüber auf einem Hocker nieder und schenkte sich Kaffee ein. Seine Miene verschloss sich wie üblich, seine glänzenden Augen gewährten keinen Einblick in sein Inneres. Er schien bereits zu bedauern, was er ihr alles über sich erzählt hatte.
    „ Also, was ist mit deinen Eltern? Sind sie Iren oder Deutsche?“
    „ Kannst du nicht einfach Ruhe geben, wenn ich dich darum bitte? Ich verstehe nicht, was daran so schwer sein soll.“
    Die ungewöhnliche Schärfe d ieser Worte ließ sie verstummen. Sie wusste, für ihn war das Thema damit beendet. Diese knappe Information über seine Herkunft musste ihr genügen. Enttäuscht biss sie sich auf die Lippen und schaute aus dem Bulleye.
    Warum konnte sie sich nicht bescheiden und mit den jämmerlichen paar Brocken an Informationen zufrieden sein, die er ihr von Zeit zu Zeit in seiner unendlichen Güte zuwarf? Sie hatte doch gar keine andere

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