Frau an Bord (Das Kleeblatt)
versessen darauf zu glauben, dass dich keine Frau lieben und achten kann wegen deiner ungewissen Herkunft. Wenn du eine derart niedrige Meinung von dir selbst hast, kann ich daran kaum etwas ändern. Allerdings erlaube ich dir nicht, in ähnlicher Weise von mir zu denken.“
„Das Ganze ist schon so lange her, dass es mich eigentlich nicht mehr berühren sollte.“
„Aber du kannst diese Empfindungen ebenso wenig auf Dauer ignorieren, Adrian. Lass den Schmerz zu und dann wirst du lernen, damit umzugehen. Ich kann dir helfen.“
„ Lass mich“, knurrte er verärgert darüber, dass sie ihm das Einzige genommen hatte, was er immer als sicher erachtet hatte: seine viel gerühmte, hart erkämpfte Emotionslosigkeit.
„Warum weichst du mir aus? Du hast mich vor noch nicht allzu langer Zeit gebeten, dir zu vertrauen. Mir dagegen wirst du niemals vertrauen, nicht wahr? Nicht der unnahbare Adrian Ossmann, der sich stets selber unter Kontrolle haben muss. Du wärst niemals so töricht wie ich, dich auf einen anderen Menschen zu verlassen.“
„ Diese Geschichte geht niemanden etwas an. Ich habe noch nie darüber geredet“, platzte es aus ihm heraus und seine Augen wurden dunkel, fast schwarz vor Wut – einer glühenden Wut, wie sie nur wenige bei ihm erlebt und überlebt hatten.
D ahinter allerdings fand Suse eine Traurigkeit, wie sie höchstens ein Entwurzelter fühlen konnte, einer, der jede Hoffnung begraben hatte. Mit einer gewissen Faszination beobachtete sie, wie er mit sich darum kämpfte, seine Empfindungen niederzuringen. Er machte ganz den Eindruck, als sei es ihm vollkommen fremd, in irgendeiner Form die Selbstbeherrschung zu verlieren. Sie hatte ihn als einen Mann kennengelernt, der berühmt dafür war, seine Emotionen zu verbergen, seine Gedanken, seine körperlichen Regungen. Sein Ausbruch indes schien sie eher zu überraschen als zu ängstigen.
„Das können wir ändern. Denn ich bin nicht niemand. In meinem Leben wirst du willkommen sein. Immer. Adrian, ich liebe dich.“
Sie ignorierte seinen tötenden Blick, obwohl ihr die Angst in den Eingeweiden wühlte. Sie wollte sich nicht vor ihm fürchten. Und sie wollte nicht, dass er böse auf sie war. Denn wie sollte sie Fortschritte bei ihm machen, wenn sie sich abschrecken ließ, bloß weil die Nerven mit ihm durchgingen?
„Lass uns wenigstens reden.“
„Nein.“
Aus irgendeinem Grund ärgerte sie sich derart über diese glatte Weigerung, dass Entrüstung ihre Angst verdrängte. „Ich weiß, du bist wütend, weil du trotz eines Schweigegelübdes über deine Vergangenheit geredet hast …“
„Wütend? “ Er lachte bitter. „Du glaubst also, ich sei wütend? Damit beschreibst du meine Gefühle nicht mal annähernd.“
„Na schön, du bist leicht krötig , weil ich einen Moment deiner Schwäche ausgenutzt habe und du die Kontrolle über dich verloren hast. Diese Vorstellung muss natürlich unerträglich für einen Kerl wie dich sein. Das ist es, was dich in Wahrheit wurmt. Dass dir ein geschwätziges Mädchen mit ihrer Neugier lange genug auf die Nerven gegangen ist, bis du dein wohl gehütetes Geheimnis wie eine Klatschtante ausgeplaudert hast. Weil ich eine Schwäche entdeckt habe, bist du stinkig auf mich. Bist du eigentlich immer so griesgrämig, wenn dir deine Frauen ihre Liebe gestehen?“
Er schob ihre Hand weg. „Meine Frauen? Ich habe keine Frauen.“
„Dann eben deine Geliebten“, verbesserte sie sich. „Wenn sie sagen, dass sie dich lieben, nimmst du dann jedes Mal die Beine in die Hand und rennst davon wie ein Hase?“
„Ich werde das nicht mit dir diskutieren.“ Dann, als würde ihm ihre Anschuldigung keine Ruhe lassen, fixierte er sie finster. „Warum glaubst du, ich würde fortlaufen?“
Sie verkniff sich ein Lächeln. „Weibliche Intuition.“
„Das hat mir noch niemand vor dir gesagt.“
„Das erzähl, wem du willst, aber bitte nicht mir. Mit einem Gesicht, das wie Gottes Gnade an die Menschen aussieht, und so viel Charme, dass dir jede Nonne wehmütige Seufzer hinterherschickt, behauptest du allen Ernstes, dass dir noch nie eine Frau gesagt hat, dass sie dich liebt? Versuch das ruhig noch mal.“
„Du machst dich über mich lustig und ich weiß, dass du nicht Unrecht hast. Und ich bin wütend auf mich, weil ich dir wehtue.“
„Oh Gott, Adrian, ist das nicht ein bisschen albern? Ich bin nicht aus Zucker. Du dagegen bist der Mann, über den ich endlich alles erfahren möchte.“
„Und dazu musst du
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