Frau an Bord (Das Kleeblatt)
ließ. Dass er seine Hände in der seidigen Masse vergrub und sie daran an einen für sie bereiten Körper zog. Sie sollte ihm den Eisblock zeigen, der sie heute nicht wenigstens einmal mit tropfendem Zahn gemustert und nach einem einzigen Tanz mit ihr gelechzt hätte. Ihm fiel da bloß einer ein.
Sein finsterer Blick wanderte hinüber zur Theke, wo er auf ein unergründliches, braunes Augenpaar traf, das ihn reglos betrachtete. Mit dem schiefen Grinsen des Betrunkenen prostete er dem Schiffskoch zu, dann hob er sein Glas an die Lippen und leerte es mit zurückgelegtem Kopf. Und kippte selber in einem makellosen Bogen nach hinten. Unter dem Beifall und Gejohle der Menge krachte Rolf rücklings zu Boden und blieb schnarchend liegen.
E in letztes Mal klopfte Suse auf die Tischplatte und winkte den Männern zum Abschied.
Unbemerkt löste sich André Gaubert aus einer dunklen Ecke des Clubraumes. Während der letzten halben Stunde hatte er mit zusammengekniffenen Augen Susanne und ihre Tändeleien mit den Männern beobachtet. Betont gleichmütig schlenderte er, die Hände tief in den Taschen seiner Hose vergraben, zur Tür. Auf dem Gang blieb er einen Moment lang stehen und zündete sich eine weitere Zigarette an. Er wollte sicher sein, dass ihm keiner von Suses Bodyguards über den Weg lief.
Wieder spürte er das vertraute Ziehen in den Lenden und ließ eine Hand in der Hosentasche verschwinden. Gleich darauf keuchte er verhalten. Allein schon der Gedanke an diese süße, kleine Schnecke brachte sein Blut in Wallung. Er musste sie endlich haben! Hatte sie eben nicht getönt, sie würde sich lieber an einen wahren Profi halten? Sein Gesicht verzog sich in Vorfreude. Diesen Dienst konnte er ihr zweifellos erweisen.
Hastig trat er die Zigarette aus und warf sie vorschriftsmäßig in den Mülleimer. Er vergewisserte sich noch einmal, dass ihm niemand folgte, und schlich zum Niedergang. Lautlos ließ er sich den Handlauf nach unten rutschen und horchte angestrengt.
Wie erwartet lag der Assi-Gang totenstill und verlassen vor ihm. Wer war auch schon so bescheuert, um diese Zeit zu Bett zu gehen, wenn an der Bar Getränke auf Kosten des Hauses ausgeschenkt wurden? Unwillkürlich beschleunigte sich Lockes Atem. Die Vorstellung von einem zarten, biegsamen Mädchenkörper, der in seinen Händen wie Wachs schmelzen würde und an dem er sich nach Belieben austoben konnte, rief in seiner weiten Hose eine unübersehbare Reaktion hervor.
Oh, wie sie es hasste, wenn nach fünf Minuten Aufenthalt im Clubraum, wo zwanzig Männer wie die Schlote qualmten, nicht bloß ihre Kleidung, sondern sogar Haut und Haare nach Rauch stanken! Und dabei zählte sie sich beileibe nicht zu den militanten Nichtrauchern, griff sie doch in netter Gesellschaft selbst ganz gern zu einem Stäbchen.
Heute allerdings war sie froh, sich frühzeitig und halbwegs nüchtern aus dem Staub gemacht zu haben. Nach einer heißen Dusche würde sie sich in ihre Koje verholen und bis zum Weckruf übers Bordtelefon um sieben in der Früh grunzen wie ein Murmeltier, frohlockte sie. Am besten wäre wohl, sie schloss heute ausnahmsweise ihr Schott ab. So würde hoffentlich niemand auf die wahnwitzige Idee kommen, nach dem Ende der Party auf ihrer Kammer weiterfeiern zu wollen. Selbst durch Adrian wollte sie sich heute nicht vom Schlafen abhalten lassen.
Er würde ihr fehlen.
Sie lächelte verträumt vor sich hin, während sie ihr Kleid ablegte und lediglich mit Badeschlappen bekleidet in das Bad zwischen ihrer und Simones Kammer huschte. Sie hatte schon fast vergessen, wie es war, alleine in einem Bett zu schlafen. Und dabei hatte sie nach dem Desaster mit Mehli wirklich erst einmal eine Auszeit von der Männerwelt nehmen wollen.
Doch, doch, ganz bestimmt! Sie hatte es sich damals fest vorgenommen. Damals, vor vier Wochen. War es ihre Schuld, dass sich ihr Vorhaben als Schuss in den Ofen erwiesen hatte? Soweit sie sich erinnern konnte, hatte nicht sie den ersten Schritt auf Adrian zu getan. Oder vielleicht doch? Wenn sie es recht bedachte, hatte sie sich ihm quasi an den Hals geworfen, als sie auf dem Deck in seine Arme gestolpert war. Oh, wie liebte sie diese dramatischen Auftritte.
Und wenn schon! Immerhin hatte er sie an sich gezogen. An seine Brust gedrückt und in seinen starken Armen gehalten.
Und nicht mehr gehenlassen.
Als er sie dann das erste Mal geküsst hatte , sanft und voller Zärtlichkeit, war es ihr beinahe so vorgekommen, als würde sie den
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