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Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Titel: Frau an Bord (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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lange.“
     
    Die Ironie des Schicksals wollte es, dass sich diese Szene nur wenige Minuten später wiederholte, mit dem einzigen, aber gravierenden Unterschied, dass jetzt der Schiffskoch als vermeintlicher Retter in der Not auftrat.
    Ron ald Skujin schrubbte sich gerade im Bad der Mädchen Gauberts Blut von den Händen, als sich plötzlich zehn Finger wie Schraubzwingen um seine Schultern legten und schmerzhaft fest zudrückten. Ein heftiger Ruck ging durch seinen Körper, dann wurde der ahnungslose Decksmann nach hinten gezerrt. Er verlor das Gleichgewicht und flog mit dem Hinterkopf an das Schott, gleichzeitig krallten sich kräftige Hände in sein blutbespritztes Hemd, um ihn wieder auf die Füße zu stellen.
    Und da erkannte er Ossi, die braunen Augen zu finsteren, schmalen Schlitzen verengt, das Gesicht wie festgefroren, der ihn weiter aus dem Bad drängte. Suses unterdrücktes Schluchzen unter der laufenden Dusche übertönte das Gerangel der beiden Männer.
    Ron ald kam nicht einmal mehr dazu, den Mund zu öffnen, geschweige denn zu einer Erklärung, um das offensichtliche Missverständnis aus dem Weg zu räumen. Noch ehe der Decksmann die geballte Faust durch die Luft schießen sah, spürte er schon den betäubenden Schmerz an seinem Kinn und das Knirschen von brechenden Knochen. Sein Kopf schleuderte nach hinten und schlug krachend an die Gangwand.
    Dann senkte sich gnädiges Schwarz über ihn.

9 . Kapitel
     
    „Hast du’s auch schon gehört?“
    Suse nippte an ihrem Kaffee und schielte über den Rand der Tasse zu Botho. „Nö. Was denn?“
    „Na, woh in die nächste Reise gehen soll“, präzisierte er ungeduldig.
    „Lass mich raten. Riga?“ Sie hörte, wie Simone, die gerade eine Kanne mit frischem Kaffee an ihrer Back absetzte, losprustete.
    „ Ich denke mal eher Klaimi“, setzte die noch eins drauf.
    „Quatsch!“ Botho winkte ab. „Viel besser.“
    „Also wohin?“
    Erschreckend schnell ermüdete Suse heute bei diesem Spiel und sie gab sich keine Mühe, ihre Unlust zu verbergen. Natürlich traf ihre schlechte Laune den Falschen, aber sie war momentan nicht in der Stimmung für Scherze. Am vergangenen Abend hatte sie mit Adrian über Ronnys Unfall reden wollen. Was sie bereits vorher vermutet hatte, bestätigte sich schneller, als ihr lieb gewesen war. Kein einziges vernünftiges Wort hatte sie aus ihm herausbekommen. Nicht eins! Er hatte ihre Fragen völlig abgeblockt, sich regelrecht taub dafür gestellt. Als würde sie Chinesisch reden!
    Irgendwann hatte sie die Geduld verloren und ihm Dinge an den Kopf geworfen …
    Die Schamröte stieg ihr ins Gesicht. Sie war verdammt ungerecht gewesen. Dabei wusste sie doch, wie ungern er redete, hatte es vom ersten Tag an gewusst und ihn trotzdem bedrängt, ihn herausgefordert und schließlich bis zur Weißglut provoziert. Letzteres hatte er sich selbstverständlich nicht anmerken lassen, als sie allerdings später, in der Nacht, versucht hatte, ihn mit ihren Berührungen versöhnlich zu stimmen, waren seine Küsse ohne jegliche Emotion gewesen. Ganz mechanisch hatte er sie genommen und, bevor sie befriedigt in seinen Armen eingeschlafen war, hatte sie sein Herz stetig und ruhig schlagen hören, als hätte ihn das alles nicht im Geringsten berührt.
    Im Nachhinein t aten ihr diese Worte natürlich leid. Dieser geduldige, freundliche Mann tat ihr leid und sie wartete mittlerweile total entnervt auf den Nachmittag, um sich bei ihm entschuldigen zu können. Sie hatte keine Ahnung, wie sie ihm sagen sollte, was sie zu sagen hatte, aber wenn sie Adrian erst einmal gegenüberstand und in seine ruhigen und herzzerreißend traurigen, unwiderstehlichen Augen sehen konnte, würden ihr die richtigen Worte schon einfallen. Hoffte sie zumindest.
    Als sie eine Hand auf ihrem Arm spürte, schreckte sie auf. „Ja?“
    „Und? Was sagst du nun?“
    „ Was … Das ist … schön. Nehme ich an.“
    „Du hast mir gar nicht zugehört!“ , beschwerte sich Botho und wiederholte: „Asien! Stell dir das vor! Wir werden vermutlich nur zum Bunkern von Frischwasser und Proviant nach Rostock kommen. Ein, zwei Tage, länger bleiben wir nicht. Ach ja, und sie werden Ronny austauschen. Schade um den lütten Hecht, war ein angenehmes Arbeiten mit ihm. Es hat ihn aber auch fürchterlich erwischt zum Bordabend, findest du nicht? Ich war nach dem Essen bei ihm, der quatscht immer noch absoluten Blödsinn und dazwischen kotzt er sich die Seele aus dem Leib. Totale

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