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Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Titel: Frau an Bord (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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Verstand verlieren. Und nachdem er sie erneut geküsst hatte, leidenschaftlich und ohne Zurückhaltung, war sie nicht mehr sicher gewesen, ob sie ihren Verstand jemals wiederhaben wollte.
    Manchmal befürchtete sie sogar, er wäre ein bisschen zu gut, um wahr zu sein. Sie erlaubte sich nicht, darüber nachzudenken, weil sie noch viel zu tief in der zuckersüßen Kennenlernphase steckte und die Schmetterlinge genießen wollte. Aber er konnte nicht so absolut perfekt sein. Kein Mensch war das. Die Frage war nur, als wie schlimm sich seine Schwächen herausstellen würden, wenn sie schließlich auftauchten, und ob sie in der Lage wäre, diese zu akzeptieren. Würde sie ihn trotzdem mögen?
    Wohlig räkelte sie sich unter dem warmen Wasserstrahl der Dusche und bewegte sich anmutig nach einer Melodie, die allein sie hören konnte. Fast bereute sie, Ronny Skujin nicht wenigstens ein Tänzchen geschenkt zu haben. Das Tanzen hatte sich zwar als untauglich erwiesen, um damit ihren Lebensunterhalt zu verdienen, ihre große Leidenschaft war es dennoch immer geblieben. Und der kleine Ronny war für sie ein durchaus ebenbürtiger, weil leidenschaftlicher Tanzpartner, dem vermutlich Musik statt Blut durch die Adern floss.
    Sehr zu ihrem Bedauern hatte sie es dagegen wieder nicht geschafft, ein einziges Mal von Adrian zum Tanzen aufgefordert zu werden. Wie bei jedem der bisherigen Bordabende hatte er sich mit viel zu viel Arbeit hinter der Bar entschuldigt, was in Suses Augen eine ziemlich primitive Ausrede war. Wenngleich es sich widersinnig anhörte, hatte es den Anschein, als würde sich Adrian aus irgendeinem unerfindlichen Grund nicht das allerkleinste Vergnügen gestatten.
    Sie kicherte leise vor sich hin, während sie das Shampoo großzügig auf ihrem langen Haar verteilte und aufschäumte. Eine n klitzekleinen, allerdings bedeutenden Bonuspunkt musste sie Adrian in Abwesenheit gerne zugestehen. Während der Nächte mit ihr vergnügte er sich schon. Trotzdem …
    Manchmal hatte sie sogar in jenen Momenten das Gefühl, er würde nie ganz die Kontrolle über sich verlieren, sondern seine Seele unter strengem Verschluss halten.
    Ungeachtet aller positiven Eigenschaften war und blieb er ein eigenartiger Kauz. Schwer durchschaubar. Eigentlich war er ihr nach wie vor vollkommen fremd. Sie kannte seinen Körper, oh ja, jede Reaktion seines Körpers auf ihre Berührungen war ihr mittlerweile vertraut. Obendrein bewunderte sie seine herausragenden Kochkünste und sein geradezu unerschöpfliches Allgemeinwissen.
    D arüber hinaus wusste sie nichts von ihm.
    Durch das Plätschern und Gurgeln der Dusche hörte Suse erst, dass jemand das Bad betreten hatte, als sie den Wasserhahn abdrehte.
    „Sissi, bist du das?“
    Der Schaum, der ihr nach dem Haarewaschen noch im Ohr hing, verhinderte, dass sie mehr als das undeutliche Murmeln eines Mannes verstand.
    „ Boatswain, siehst du dir bitte den Wasserhahn am Waschbecken an? Er tropft etwas.“
    Dass er sich noch mitten in der Nacht an die Arbeit machen würde, hatte sie nicht unbedingt erwartet, allerdings bewies sein Erscheinen, dass auf die Männer Verlass war und Trinkwasser selbst im Zeitalter der Computertechnik als kostbares Gut an Bord galt.
    S ie tastete blindlings nach ihrem Handtuch, rieb sich die Augen trocken und wickelte sich in das Badetuch, ehe sie den Duschvorhang zur Seite zog.
    U nd erstarrte.
    „Locke!“, entfuhr es ihr heiser und ein dicker Kloß setzte sich in ihrem Hals fest. „W-was … was machst du denn hier?“
    Noch während sie die Frage aussprach, wusste Suse, dass sie sich diese Worte hätte s paren können, lag die Antwort doch überdeutlich auf der Hand. Wenn sie ihm jetzt ihre Angst zeigte, hatte sie verloren. Sie musste Zeit schinden, ihn in ein Gespräch verwickeln. Herrgott nochmal, sag irgendwas! Was Blödes, Sinnloses, das ihn zum Lachen und auf andere Gedanken bringt.
    Sie blickte in Andrés gierige, bedrohlich funkelnde Augen , registrierte die beachtliche Wölbung in seiner Hose und ihr war klar, dass sie nicht die geringste Chance hatte, ihn mit Smalltalk abzulenken. In diesem Moment kannte er nur ein Ziel. Sie konnte den Mund nicht einmal mehr zu einem Hilfeschrei öffnen, als sie seine kräftigen Finger spürte, die sich in ihre Wangen krallten, um ihr mit der Handfläche den Mund zu verschließen. Dann schlang er seinen Arm um ihren schmalen Körper und leckte sich lüstern über die trockenen Lippen.
    „Was ich hier will? Was schon? Ich bin

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