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Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Titel: Frau an Bord (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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er erregt.
    „Ich wollte von Ihnen lediglich … haben Sie vielleicht …“
    Susanne versteifte sich, als sie die Hände des Mannes auf ihrem Gesäß spürte, die von dort weiter nach oben unter ihren Pullover krochen, während er sie mit keuchendem Atem unsanft zu der Behandlungsliege dirigierte. Mit Entsetzen wurde ihr bewusst, dass sie den Körperkräften dieses Mannes nicht das Geringste entgegenzusetzen hatte.
    Oh nein! Nicht schon wieder!
    Verzweifelt stemmte sie ihre flachen Hände gegen die breite Brust des Second, mehr als ein mitleidiges Grinsen auf seinem Gesicht erreichte sie damit allerdings nicht. Ihre einzige Chance war die Flucht nach vorn.
    „Nehmen Sie Ihre Pfoten weg!“, zischte sie aufgebracht. „Dafür habe ich schon jemanden. Von Ihnen brauche ich etwas anderes … einen Schwangerschaftstest.“
    Die Angst ließ sie das letzte Wort schreien in der Hoffnung, gerade in diesem Moment könnte jemand zufällig draußen an der Tür vorbeigehen. Doch auch ohne, dass irgendwer zu ihrer Rettung eilte, wich der Second zurück, als hätte er plötzlich statt der anziehenden Funkassistentin eine abstoßende Aussätzige vor sich. Er glotzte sie mit einem dümmlichen Gesichtsausdruck an und legte den Kopf schief, als wartete er auf nähere Erläuterungen.
    Suse drückte mit aller Kraft, die sie in ihrer Verzweiflung freisetzte, beide Fäuste gegen seine Brust und schob ihn auf Armlänge von sich. Da erst bemerkte sie, dass sie nach wie vor die Zettel mit der Schiffspresse in der Hand hielt. Besser gesagt: die Fragmente einer einstmals vollkommenen Presse! Zerknüllt und teilweise zerrissen bot das Papier einen erbärmlichen Anblick und trieb ihr Tränen der Wut in die Augen.
    Jons Linke dagegen hatte es wie durch Zauberhand die Sprache verschlagen. Leider hielt dieser Zustand nicht lange an, d enn er pfiff hörbar durch die Zähne und verdrehte genüsslich die Augen, während er wiederholte: „Einen Schwangerschaftstest? Meinten Sie allen Ernstes einen … Ich muss mich wohl verhört haben. Wofür wollen Sie denn so etwas?“
    Wie bitte? Das war ja wohl der Gipfel der Geschmacklosigkeit! In einem Anflug ungewohnter innerer Reife widerstand sie der Versuchung, ihm eine freche Antwort entgegenzuballern und warf ihm lediglich einen entrüsteten Blick zu, während sie gleichzeitig das starke Bedürfnis verspürte, ihm irgendetwas an den Schädel zu schmeißen. Merkte er denn nicht, dass sie nicht zum Scherzen aufgelegt war?!
    „ Himmel, noch eine von diesen bedauernswerten Kreaturen, die aus der Übung sind und deswegen Details benötigen. Was wollen Sie hören? Mit wem ich geschlafen habe? Wie er war? Oder ob Sie beim nächsten Mal die Laterne halten dürfen? Geben Sie schon her!“
    Sie zerrte dem Second die kleine Pappschachtel aus der Hand, die er ohne langes Suchen aus einer der Schubladen gezogen hatte. „Ich informiere Sie über das Ergebnis. Und meinen heißesten Dank für Ihr umwerfendes Verständnis!“
     
    Einem Koller nahe riss sie das Schott zu ihrer Kammer auf und ließ sich wutschnaubend auf die Backskiste sinken. Dieser unverschämte, penetrante, alte Bock! Was bildete der sich eigentlich ein, wer er war! Widerling! Flegel! Baubudenrülps!
    Sie atmete tief durch. Ihr Mund verzog sich schmerzlich, als sie die Zettel mit der Schiffspresse glatt zu streichen versuchte. Dabei hatte sie sich solche Mühe gegeben! Was sollte sie jetzt Nienberg erzählen? Und was wurde aus der triumphalen Repräsentation ihres Werkes vor Simone und Adrian?
    Während sie ein Deck tiefer im Waschmaschinenraum die Schreibmaschinenblätter mit dem Bügeleisen plättete, verrauchte ihr Zorn allmählich. Das würde sie dem Second nie verzeihen. Seine lüsternen Blicke und Bemerkungen würde sie sich ja gerade noch gefallen lassen. Dass er seine Finger nicht im Zaum gehalten hatte – sogar das würde sie vergessen, wenn sie sich dafür bloß sicher sein konnte, dass er sein zügelloses Plappermaul hielt.
    Die Vorstellung, in wenigen Minuten könnte die gesamte Besatzung der „Fritz Stoltz“ über den Grund ihres Besuches bei Jons Linke Bescheid wissen, bereitete ihr im Augenblick mehr Kopfzerbrechen als mögliche Konsequenzen, sollte sie tatsächlich schwanger sein. Niemals würde sie es rechtfertigen können, wenn Adrian auf diesem Weg erfuhr, dass sie von ihm ein Kind erwartete. Das hatte er nicht verdient. Warum hatte sie mit diesem dämlichen Test nicht einfach gewartet, bis sie wieder zu Hause waren?
    Seufzend

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