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Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Titel: Frau an Bord (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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funktionierte. Wie sehr gönnte sie den beiden Turteltäubchen ihr Glück.
    „Tu ihm nicht Unrecht. Mir ist noch nie ein Mann untergekommen, der mehr auf Harmonie und Frieden bedacht war als Ossi. Und manchmal denke ich so für mich: Wer immer als Erster vorgeschlagen hat, Schwerter in Pflugscharen zu verwandeln, muss eine ziemlich genaue Vorstellung davon gehabt haben, wie vernichtend die Waffen der Ruhe und sanften Worte in geschickten Händen sein können. Guck dir unser Paradebeispiel dafür an, er ist derart bewundernswert ausgeglichen, ehrenhaft und liebenswert, geduldig und aufmerksam, dass es einfach unvorstellbar ist, dass er damit einmal nicht sein Ziel erreicht.“
    „Hilfsbereit und grundan ständig, tugendhaft und gerecht“, trug auch Suse so dick auf, dass es sie nicht überrascht hätte, wenn im Hintergrund Violinen erklungen wären.
    „Moralapostel.“
    „Sittenwächter.“
    „Gibt es irgendeine Möglichkeit, wie ich mich in euer Gespräch einklinken kann , ohne wie ein kompletter Idiot dazustehen?“
    „N atürlich nicht!“, kam es wie aus einem Mund zurück und die beiden Frauen brachen in ebenso kollektives Gelächter aus.
    „ In Gottes Namen, wisch dir bloß dieses dämliche Grinsen aus dem Gesicht, Ossi! Daran erkennt jeder Blinde auf dieser Welt einen Verliebten. Und dann dieser Angelhaken in deinem Mundwinkel, den man ja nun wirklich nicht übersehen kann! Es ist kreuzgefährlich, auf einem Schiff so umherzulaufen.“
    Um sogleich von dieser Äußerung abzulenken, da ihr noch nicht nach Sterben zumute war, deutete Sissi auf die zarten Cirrusschleier am Himmel, die sich allmählich verdichteten. „Sieht irgendwie merkwürdig aus.“
    Ossi wartete, bis Susanne ihr Gesicht den Wolken entgegenhob, ehe er Simone ein freundliches Lächeln und eine unfreundliche Geste zeigte.
    „Merkwürdig. Tatsächlich.“ Suse schüttelte sich vor Kälte und hüpfte auf der Stelle. Natürlich wieder ohne Jacke unterwegs! Unauffällig trat sie ein Stück näher zu Adrian, der ihr mit einer verblüffenden Selbstverständlichkeit seinen Arm um die Schulter legte und sie dicht an sich zog.
    „Wir sollten besser runter vom Deck“, gab er erneut vorsichtig zu bedenken. Obwohl sie an einer relativ windgeschützten Stelle standen, widerstrebte es ihm, sich einer eindeutigen Anweisung des Kapitäns zu widersetzen. Behutsam dirigierte er Suse zurück in Richtung Kombüse.
    „Ich wusste nicht, dass auch die Sonne einen Hof haben kann“, bemerkte Suse und überging geflissentlich Adrians Einwand.
    „Der Halo wird von den Cirrostratus hervorgerufen und ist ein Zeichen für sehr hohe Wolken. Dieser Ring in den Regenbogenfarben bildet sich durch die Brechung des Lichts an Eiskristallen“, antwortete er gleichbleibend ruhig.
    Schweigen.
    Zugegeben ein äußerst beredtes Schweigen und verstohlene Blicke von Suse zu Simone, die eine altkluge Miene aufsetzte, weise nickte und hinter vorgehaltener Hand zu kichern anfing.
    „Fein gemacht, Klein-Ossi. Setzen. Eins“, machte sich die Stewardess über die Belehrung des Kochs lustig, tätschelte seinen Kopf und lachte glucksend auf. Doch jäh wirbelte sie herum und schaute sich suchend um, hielt ihre flache Hand an die Stirn, als müsste sie ihre Augen vor der grellen Sonne abschirmen.
    „Was ist?“
    „Ich weiß nicht“, brummelte sie und klopfte auf das Glas ihrer Armbanduhr. „Eigentlich müsste er längst da sein.“
    Ossi verfolgte ihren Blick über das schäumende Wasser und zuckte mit den Schultern. „Wer?“
    „ Na, der Bus.“
    „ Ein Bus? Was redest du da? Welcher Bus denn?“
    Er hätte schwören können, dass die Stewardess bei dem Versuch , ernst zu bleiben, fast erstickte. Das geschah ihr zweifellos auch Recht, wenngleich er noch immer nicht wusste, was sie in diesem Moment von ihm wollte. Wonach suchte sie?
    Ungeduld blitzte in Simones Augen auf. Ein Seufzer entrang sich ihrer üppigen Brust und es klang eindeutig genervt. Sie ließ ihren Kopf nach unten sinken und bedachte den Koch erst mit einem schmerzerfüllten, dann mit einem eindeutig mitleidigen Blick.
    „Der Bus mit den Leuten“, sie sprach langsam und betonte dabei jede Silbe einzeln, als würde sie mit einem Schwachsinnigen sprechen, „die das von dir wissen wollten.“
    Suse hielt für ein paar Sekunden erschrocken die Luft an. Das war eine leidenschaftliche und beeindruckend dramatische Vorstellung gewesen, fand sie und vergab wohl oder übel die volle Punktzahl an Simone. Sie würde

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