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Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Titel: Frau an Bord (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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du mich fragst, ich sehe keine Wellen. Nirgends. Oder meinst du etwa das bisschen Gekräusel da?“
    S use winkte lässig ab und öffnete das Schott auf das Hauptdeck. Der heftige Wind riss ihr die Stahltür aus der Hand und warf sie krachend an die Außenwand. Der Protestruf des Bäckers wurde ungehört vom Tosen des Sturms davongetragen. Beim Anblick des schäumenden Wassers musste sich Suse kleinlaut eingestehen, dass ihr angesichts der Höhe der Wellen ziemlich mulmig wurde. Mit vor Anstrengung zitternden Armen klammerte sie sich an einer Metallverstrebung fest, um nicht außenbords geweht zu werden.
    „Na, Lütte, jetzt überzeugt?“ Mit großspuriger Geste legte Sissi ihren Arm um Suses Schulter und schlenkerte den ande ren vor deren Nase hin und her. „Wellen, Kleine, da, überall, monstermäßige Wellen, regelrechte Kaventsmänner!“
    „ Wie lange fährst du schon? Drei Jahre?“, vergewisserte sich die Funkerin lachend. Ihre blonden Haare wehten um das schmale Gesicht und bedeckten ihre Augen, bis Suse sie im Nacken zusammenfasste und festhielt. „Ich dachte, nach dieser Zeit müssten sogar dem hartnäckigsten Fall Seebeine gewachsen sein. Irgendwann solltest du doch mal gegen die Seekrankheit gefeit sein, oder nicht? Gibt es denn gar nichts, was man dagegen machen kann?“
    „Oh, natürlich gibt es todsichere Mittel gegen die Seekrankheit , dutzende, wenn ich nicht irre“, versicherte Sissi im Brustton der Überzeugung. „Doch das einzige, das wirklich hilft, wäre an Land zu bleiben. Ist man schon mal an Bord, muss man einfach durch. Absteigen auf hoher See ist nämlich nicht ganz ungefährlich, weißt du? Man könnte unter Umständen nass werden und sich dabei verkühlen, was wiederum Husten und Schnupfen zur Folge hätte. Auch Haie und andere seefeste Lebewesen warten immer wieder auf einen fetten Happen. Ja, sogar Ertrinken wäre möglich.“
    „Wenn man einem richtig seekranken Menschen im Endstadium – so wie es unserer lieben Stewardess vor wenigen Wochen erging – glauben darf, wären das allerdings die kleineren Übel“, meldete sich der Bäcker aus dem Hintergrund zu Wort.
    „Mir dreht sich schon der Magen um, wenn der Funker bloß die neueste Wetterkarte durch die Messe trägt und dabei eine Miene wie ein Sauertopf aufsetzt.“
    Ossi war den beiden Frauen hinaus auf das Deck gefolgt, drückte Suse wortlos einen Haargummi in die Hand und schüttelte mit einem Anflug von Unverständnis den Kopf.
    „Wenn du es dir nicht immer noch einreden würdest, Sissi. Würden wir wie du regelrecht darauf warten , seekrank zu werden, brauchten wir gar nicht erst auslaufen.“
    „Gestatten: Adrian, die Stimme der Vernunft“, spöttelt e Suse und handelte sich dafür einen undefinierbaren Blick des Kochs ein.
    „ Nachdem ihr euch mit eigenen Augen von der Stärke des Sturms überzeugt habt, würdet ihr jetzt bitte wieder hereinkommen? Ich bezweifle, dass der Kapitän erfreut wäre, wenn er euch hier erwischt. Er hat den Befehl …“
    „Och, der! Der traut sich nicht noch mal , so ’ne Lippe zu riskieren wie neulich.“
    „ Das war ein echt hammerharter Auftritt gewesen. Was hast du ihm eigentlich geflüstert, dass er plötzlich so klein mit Hut wurde?“ Suse wandte sich zu Adrian um und hielt Daumen und Zeigefinger der rechten Hand einen Millimeter breit auseinander.
    „ Was ich … ich habe …“ Einigermaßen verunsichert fuhr er sich mit der Hand über den Nacken. „Oh, es war … nichts von Bedeutung.“
    „Nichts von Bedeutung?“, echote Suse, reichlich verstimmt angesichts der Tatsache, dass Adrian ihr nicht zu antworten gedachte. „Du sagst dem Alten also nichts von Bedeutung und er entschuldigt sich sofort für seine dämlichen Sprüche und tappt dir obendrein hinterher wie ein Schoßhündchen? Das mag glauben, wer will, aber halt mich nicht für blöd, Mann!“
    „ Unterstelle mir bitte nicht so etwas, Susanne. Ich habe ihm lediglich versichert, die Arbeit des Wirtschaftspersonals würde zu keinem Zeitpunkt unter Sissis Unpässlichkeit leiden, und ihm im Gegenzug das Versprechen abgenommen, dass er sich in Zukunft mit unproduktiven Kommentaren zurückhält.“
    Suse reckte ihr Kinn kampflustig vor, stieß Ossi ihren Ellenbogen in die Se ite und raunte ihm zu: „Hab ich’s nicht gesagt? Erfüllungspolitiker!“
    Simones Lippen zuckten, aber sie kaschierte das rasch mit einem Hüsteln. Sie genoss es, Titanen kämpfen zu sehen. Und noch mehr liebte sie es, wenn ein Plan

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