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Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Titel: Frau an Bord (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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ich das auch so! Gerade Sie als Frischling sollten sich davor hüten, einen Befehl zu verweigern. Oder hatten Sie ohnehin vor, nach dieser Reise abzusteigen?“
    Mit drohender Gebärde packte er die zitternde Rechte des Jungen und drehte die Handfläche nach oben. Berner schrie gequält auf, als ihm der Second die Finger leicht nach unten bog, um die Wunde untersuchen zu können. Tiefe Schnitte, aus denen erneut das Blut schoss, zogen sich kreuz und quer über Hand und Finger des Decksmannes. Mit knirschenden Zähnen sog er die Luft scharf ein und schloss benommen die Augen.
    „Ah-ja, das ist also nicht der Rede wert? Bloß paar unbedeutende Kratzer, wie“, fragte der Zweite mit unverhülltem Sarkasmus. „Sie müssen hier nicht den Helden spielen, Kleiner. Nicht in dieser Nacht. Das muss gesäubert werden, es sei denn, Sie wollen an einer Blutvergiftung verrecken. Die Taue sind total verrostet. Na los, kommen Sie schon.“ Damit zog er den Decksmann nicht unsanft am Jackenärmel hinter sich her zum Verbandskasten an der Rückwand der Kommandobrücke.
    „Meine Güte, Sie tropfen wie ein begossener Pudel! Erst ’ne Blutvergiftung, dann Unterkühlung. Womit kommen Sie als nächstes? Schon mal was von Ölzeug gehört?“
    Während er etwas Unverständliches in seinen Bart murmelte, das klang wie: „Alles Idioten“ und „Schwachköpfe“, beförderte Jons Linke mit einem gezielten Tritt einen Drehhocker aus dem kleinen Kartenraum, der durch einen Vorhang von der Kommandobrücke abgetrennt war, nach nebenan. Dann drückte er den noch immer angestrengt atmenden Decksmann auf den Sitz.
    „Was hatten Sie eigentlich auf der Back zu suchen? Waren Sie nicht zur Zwanzig-Vierundzwanzig mit dem Dritten eingeteilt?“, erkundigte sich Linke und desinfizierte unterdessen Berners zerschnittene Hände, um sie anschließend fachmännisch zu verbinden.
    „ War ich, ja, und danach hat mich der Kaptein zum Aufklaren ins Kabelgatt geschickt. Hier stand ich eh nur im Weg, wohingegen ich mich vorne wenigstens etwas habe nützlich machen können. Es fliegt eine Menge kantiger, scharfer und spitzer Kram rum und richtet Unheil an.“
    „Das kann ich mir gut vorstellen. Ist schon ein Schietkram, so ’n Wirbelsturm. Es ist nicht der erste, den ich erlebe, und von daher weiß ich, dass es noch weitaus schlimmere gibt. Das können Sie einem alten Fuchs getrost glauben.“
    Zufrieden mit seinem Werk nickte der Second und fixierte mit einem Stück Heftpflaster die Binde ebenfalls an der anderen Hand des Decksmannes. Er griente vor sich hin, als ihm einfiel, dass seine Dienste als Sanitäter nun schon zum zweiten Mal innerhalb von vierundzwanzig Stunden erforderlich waren. Ob die Kleine mit dem Ergebnis des Testes zufrieden war? Sie wollte ihn zwar darüber informieren, aber eine Nachfrage könnte sicher genauso wenig schaden. Vielleicht verriet sie ihm sogar, wer der Pechvogel war, der für ein paar Minuten Vergnügen nun ein halbes Leben lang zahlen durfte. So ein gerissenes Luder! Führte sich auf wie ’ne verdammte Jungfer, dabei hatte sie es faustdick hinter den Ohren! Kamen frisch von der Seefahrtsschule, diese hoch motivierten, jungen Dinger, taten völlig unschuldig und kaum hatte man bis drei gezählt, hatten sie die gesamte Besatzung aufgemischt. Brachten nichts als Unruhe an Bord, diese Weiber. Man sollte es verbieten, ging es doch nie lange gut mit ihnen.
    „Wer ist im Moment noch draußen?“
    „Der Boatswain, Storey und zwei Matrosen. Sie wollten gleich nach achtern und dort Fässer und Werkzeug, Taue und das alles verzurren. Und weil ich … also, ich … ich hatte Wache und deswegen habe ich nicht gleich an die Arbeitshandschuhe gedacht.“
    „Für diesen Leichtsinn gibt es keine Entschuldigung“, polterte der Second ungehalten, obwohl sich sein Ärger weniger gegen den Frischling als gegen den Kapitän persönlich richtete, der Berner ohne Schutzausrüstung zu solchen Arbeiten an Deck geschickt hatte.
    „Ja, ich weiß.“ Svend schaute erwartungsvoll zu dem Offizier.
    Der hatte den Verbandskasten wieder sorgfältig verstaut und nahm den Vorschriften gemäß die Eintragung in das Entnahmebuch vor.
    „Was gibt’ s noch?“, erkundigte er sich über die Schulter.
    „Der Bootsmann hat mich zu Ihnen geschickt, weil möglicherweise die Wechselsprechanlage ausgefallen ist. Zumindest haben Sie uns nicht geantwortet, als wir Sie gerufen haben. Wir sollten das überprüfen.“
    Der Second klopfte dem jungen Mann auf die

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