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Frau des Windes - Roman

Frau des Windes - Roman

Titel: Frau des Windes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Insel Verlag
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und Kulissen.
    »Sag mal, Leonora, sollen wir nicht mal zusammen ein Stück schreiben?«, schlägt Jodorowsky vor.
    »Der Gedanke ist mir noch gar nicht gekommen. Was denn für eins?«
    »Eine surrealistische Kinder-Operette. Fällt dir vielleicht irgendein Titel ein?«
    »Was hältst du von Die Spinnenprinzessin , als Hommage an die Bewohnerin meines Ateliers?«, fragt Leonora.
    Aus der Spinnenprinzessin wird zwar nichts, dafür inszeniert Jodorowsky Penélope und Die ovale Dame .
    »Den Schluss musst du ändern, Leonora. Ich finde, der Vater darf Tartar nicht verbrennen, das ist zu grausam, das kannst du Lucrecia nicht antun.«
    »Mir hat er es aber angetan.«
    »Du bist wirklich eine Löwin, wie dein Name schon sagt.«
    »Und genau deshalb bleibt die Geschichte, wie sie ist!«
    Jodorowsky liebt es, über Spiritualität zu dozieren, ein Feld, auf dem er sehr bewandert ist. Zudem hat er eine Schwäche für Skandale. Er ist das Auge des Orkans, Leonora indessen flüchtet vor den Kameras, sogar vor Chikis Fotoapparat. Alejandro würde gern eine öffentliche Figur aus ihr machen, will, dass man sie auf der Straße wiedererkennt. »Zeig dich unverhüllt, nimm dir ein Beispiel an Pita Amor.« Leonora weigert sich. Bei Christopher Fremantle hat sie gelernt, sich zu konzentrieren, mit sich selbst allein zu sein. »Ich bin in einer Phase innerer Ruhe«, erzählt sie Chiki, der sie ungläubig anschaut. Jodorowsky ist ein Elefant im Porzellanladen, und sosehr Leonora Tiere mag, ein Mensch wie Jodorowsky, dem immer ein ganzer Schwanz von Fotografen folgt, gefährdet ihren inneren Frieden.
    »Du hast miserable Manieren, Alejandro. Außerdem bist du immer so emphatisch, und emphatische Leute kann ich nicht leiden.«
    »Ach nein! Kehrst du jetzt die Aristokratin heraus?«
    Die Dreharbeiten zum Film Un alma pura nach einer Geschichte von Carlos Fuentes gefallen ihr, sie amüsiert sich über die Karikaturen berühmter Persönlichkeiten. Sie selbst spielt mit, schlüpft in die Rolle der Mutter von Claudio Arabella Arbenz. In den Pausen unterhält sich ein Financier des Films mit ihr über mexikanische Malerei und über seine jüngsten Erwerbungen: einen Francisco Corzas und Bilder von den Brüdern Pedro und Rafael Coronel.
    »Keine Ahnung, wer das ist«, gesteht Leonora.
    »Interessierst du dich denn nicht für mexikanische Malerei?«
    »Ich interessiere mich für Remedios Varo und Alice Rahon.«
    »Und wie findest du Orozco?«
    »Grauenhaft!«
    Luis Buñuel ruft bei ihr an und fragt, ob sie in dem Film In diesem Dorf gibt es keine Diebe nach einer Erzählung von Gabriel García Márquez mitspielen möchte. Regisseur ist Buñuels Freund, der Hochleistungsschwimmer Alberto Isaac. Leonora stellt sich einen Tag im Kreise von García Márquez, Juan Rulfo, Carlos Monsiváis, dem Karikaturisten Abel Quezada und María Luisa Mendoza, die ihr Komplimente macht und sie zum Lachen bringt, durchaus angenehm vor. »Du hast eigentlich überhaupt keinen vorgegebenen Text«, erklärt ihr Buñuel. »Ich will nur, dass du mit den anderen an einem Cafétisch sitzt und plauderst.« Im letzten Moment aber rät ihr das I Ging von einer Mitwirkung ab.
    Zu allem und jedem befragt Leonora das chinesische Buch der Orakel, selbst wenn es nur um Zu- oder Absage einer Essenseinladung geht: ›Sechs auf drittem Platz bedeutet: In ein altes Stück Fleisch beißen und auf etwas Giftiges stoßen. Leichte Erniedrigung. Keine Vorwürfe.‹
    Mitunter steht sie bereits mit Mantel und Schirm an der Tür, macht aber noch einmal kehrt, um das I Ging zu befragen, ob sie wirklich ausgehen soll. Fanatisch wirft sie die Münzen und deutet die vierundsechzig Hexagramme, um vollkommen sicher zu sein, ob sie auch die richtige Entscheidung trifft.
    »Du machst dir das Leben schwer«, sagt Chiki. Sie ärgert sich. Und Chiki schüttelt den Kopf. »Erst die Kabbala, dann Yoga, jetzt das I Ging – was ist als Nächstes dran?«
    »Über die Kabbala kannst du nicht mitreden, das ist eine Wissenschaft, die nur für eingeweihte höhere Geister bestimmt ist.«
    »Zufällig bin ich hier der Jude.«
    »Jude zu sein genügt nicht. Außerdem ist es nicht der religiöse Aspekt der Kabbala, der mich interessiert, sondern wie ich durch sie Gott sein und Dinge mit einem Hauch erschaffen kann.«
    »Du bist doch gar nicht gläubig.«
    »Doch, ich glaube ans Malen, mein Glaube ist Schöpfung.«
    Seit einer Weile befasst Leonora sich mit den Schriften der Kabbala und hat sich in ihre Legenden

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