Frau Edelweiß und der Nato-Gipfel: Ein Schulkrimi - Der erste Fall von Frau Edelweiß (German Edition)
Türen waren mal zu und mal offen. Die Musikschüler gingen ein und aus und da kontrollierte niemand. Besonders nachts war es interessant. Manche Nacht brannte die Treppenbeleuchtung bis ins Morgengrauen und die Türen waren sperrangelweit geöffnet. In der Turnhalle herrschte ebenso reger Betrieb. Er bemerkte, dass der Schlüssel der Turnhalle auch für das Schulgebäude passen musste, denn manchmal sah er einige Vereinssportler, wie sie in das Schulgebäude eindrangen und im Lehrerzimmer Licht machten. Dann hörte er den Kopierer. Er hielt sich oft im Schulgebäude auf. Er musste keine Angst haben, eingesperrt zu werden. Alle öffentlichen Gebäude hatten eine Fluchttür, die sich von innen immer öffnen ließ. Was er noch brauchte, war ein Schlüssel. Im Öffnen von Schlössern war er Meister, nur wollte er keine Spuren hinterlassen. So blieb ihm der Weg zum Speicher vorerst verwehrt. Er konnte sich nicht darauf verlassen, dass ausgerechnet in der Nacht zum Nato-Gipfel jemand vergessen würde das Schulhaus abzuschließen, er brauchte einen sicheren Zugang. Wie es der Zufall so wollte nahm ein Kleinkrimineller ihm diese Drecksarbeit ab. Seit Stunden saß er in dem unauffälligen Auto und beobachtete die Lehrerinnen, die ihre Fahrzeuge vor der Brücke abstellten. Frau Edelweiß war heute recht früh dran. Dann kam die Relilehrerin, die dann nach zwei Schulstunden wieder wegfuhr, wahrscheinlich zu einer anderen Schule. Dann kam die junge Blonde, ein schmalgesichtiger Jüngling, die Sekretärin und noch einige Damen, die er in der Ganztagesbetreuung gesehen hatte und die im Kellergeschoss und Dachgeschoss der Schule arbeiteten. Er hätte weiterfahren können, nach seinen Beobachtungen würde sich in den nächsten drei Stunden nichts ergeben. Doch eine Ahnung ließ ihn ausharren. Wie elektrisiert starrte er in die Straße. Er bemerkte zwei Typen, die zu Fuß von der Mimram – Brücke kamen. Langsam, seiner Erfahrung nach zu langsam, schlenderten sie an den unzähligen parkenden Autos entlang, die die gesamte Großherzog-Friedrich- Straße säumten. Der eine zündete sich mal umständlich eine Zigarette an, um dann ein Auto in Augenschein zu nehmen. Dann wieder schnürte der andere sich die Schuhe. Gebannt starrte er auf das Pärchen. Es war interessant, den Kleinganoven zuzuschauen. So hatte er auch einmal angefangen, vor vielen Jahren. Es lag auf der Hand, was die zwei im Schilde führten, er fragte sich nur, welches Auto sie auswählen würden. Sie kamen immer näher. Nun waren sie in Reichweite der Lehrerfahrzeuge. Von allen Vehikeln stand das der jungen Blonden am besten da. Es war ein kleiner schicker Golf. Von der Lautstärke zu urteilen, mit der sie immer um die Ecke bog, musste das Radio nicht schlecht sein. Nur hatte es eine gute Diebstahlsicherung. Für ihn kein Thema, aber für die Jünglinge da vorne, wohl doch eine Nummer zu groß? Plötzlich wandten sie sich wieder der Passerelle zu. Von weitem erkannte er eine großgewachsene Gestalt. Ein einschlägig bekanntes Gesicht kam auf das Pärchen zu. „Der Lehrmeister!“, bemerkte er, „ das wird eine Übungsstunde!“ Sie begrüßten sich, indem sie die geschlossenen Fäuste aneinander rieben. Dann ging der ältere zielstrebig auf das klapprige Auto der dicken Biene zu und zückte ein Spezialmesser. Ein kurzer Blick über die Schulter und schon machten sie sich an der Gummidichtung des seitlichen Rückfensters zu schaffen. Er zeigte es kurz und ließ die jüngeren fortfahren. Ein Anwohner ging mit seinem Hund auf der anderen Straßenseite Gassi. Die drei zeigten keine Nervosität und der Anwohner wollte nichts sehen oder konnte nichts sehen. Dann stieg der kleinste von ihnen durch die Fensteröffnung und riss das Radio mit einem Ruck aus der Verankerung. Das Kabel wurde nicht ausgesteckt, sondern abgeschnitten, so hatte man das Anschlusskabel gleich dabei. Die ganze Aktion dauerte vielleicht 2 Minuten. Es war abgebrüht, solche Aktionen hatte er hundert Mal erlebt und doch waren seine Hände schwitzig. Zuschauen war aufregender als selbst Akteur zu sein. Das war die Gelegenheit. Das Auto der Biene. Lange musste er nicht im Auto verharren. Das Gangstertrio war schnell verschwunden. Langsam stieg er aus seinem Auto aus. Gemächlich schlenderte er zu dem Auto, warf einen Blick in das Innere. Es war nichts Verwertbares drinnen. Aber er hatte diese dicke Tante gut studiert, er hatte da so eine Ahnung. Es war gleich 13 Uhr. Die letzte Schulstunde war gleich
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