Frau Edelweiß und der Nato-Gipfel: Ein Schulkrimi - Der erste Fall von Frau Edelweiß (German Edition)
Sie war immer noch recht ansehnlich, Mitte vierzig und recht gebildet. Sie hatten drei Kinder zwischen 8 und 16 Jahren und dafür hatte sie ihre Karriere als Anwältin vorerst ad acta gelegt. Vorerst. Sie hatte sich in letzter Zeit um einige Fortbildungen bemüht, um wieder in ihrem Beruf einzusteigen, sehr zu seinem Missfallen. Sie hatte da so ein Gespräch mitbekommen, rein zufällig natürlich. War das der Grund, dass er in fremden Gewässern wilderte? War sein männliches Selbstwertgefühl verletzt, würde er bald nicht mehr der angebetete Alleinverdiener sein, sondern in Zukunft seine freie Zeit mit ihren Terminen abgleichen müssen? Möglich, aber wer konnte es sein? In der nächsten Pause startete sie einen weiteren ähnlich plumpen Versuch. Sie spielte im Lehrerzimmer vor den Augen einiger Kolleginnen mit dem Schmuck. Zur Sonia sagte sie sogar: „Schön gell, habe ich auf dem Boden gefunden, weißt du wem der gehört?“ Nur Schulterzucken. „Eine Prostituierte!“, fuhr es ihr durch den Kopf, „eine Edelnutte könnte sich das schon leisten. Aber was weiß ich schon von Edelnutten.“ Die Fantasie ging mit ihr durch. Sie nahm das Sekretariatstelefon unter dem Vorwand mit in ihr Klassenzimmer anrufen zu müssen. Im Lehrerzimmer war es immer zu laut für Telefonate. Sie ging die Anrufsliste durch. Wie gut, dass der Chef auf eine neue Telefonanlage bestanden hatte. Es hing mit dem Telefon im Rektorat zusammen und zeichnete alle Anrufe auf. Der ist immer so technikfanatisch. Ein echter Mann eben. Sie ging die Liste durch. „Hm, am Freitagabend ein Anruf von…?“ Sie glich die Nummer mit der ihrer Kollegen ab. Tatsächlich hatte es einen Anruf von Frau Schneider, der Referendarin, gegeben. „Ich hab es doch gewusst“, murmelte sie. Die zwei nächsten Nummern waren aus Frankreich und ihr unbekannt. Dann hatte um 20.30 Uhr wieder Frau Schneider angerufen. „Ich denke, die war bei ihm? Komisch!“ Das war der letzte Anruf am Freitag. Am Samstag wieder ein Anruf von Frau Schneider. Sie klickte weiter und war sehr überrascht. Fast im Viertelstundentakt hatte Frau Schneider das Telefon bemüht. „Das sieht ganz nach Telefonterror aus. Warum ist er nicht rangegangen, oder hatte er die Anrufe absichtlich nicht angenommen?“ Der Pausengong ertönte. Eine Kollegin streckte ihren Kopf zu ihrem Zimmer rein. „Willst du deine Schüler nicht holen“, klang es vorwurfsvoll. „Doch natürlich, ich komme sofort, muss gerade noch ein kurzes Telefonat führen.“ „Ich beneide deine Schüler nicht, in letzter Zeit müssen sie am längsten warten, bis sie von dir abgeholt werden.“ „Ja, ja ich komme sofort. Könntest du nicht?“ „Nö!“ Frau Edelweiß notierte sich schnell die zwei unbekannten Anrufe aus Frankreich und rannte die Treppen runter. In ihrer Hand klingelte das Telefon. Sie erschrak, denn sie erkannte die Nummer auf dem Display. Er war genau die, die sie gerade aufgeschrieben hatte. „Bonjour, c´est Mr. Radeck?“, hörte sie. „Ja“, sie war der französischen Sprache nicht so mächtig. Ein Manko in dieser Schule. Sie verstand zwar fast alles, aber sie traute sich nicht zu sprechen, besonders da in so einem frankophilen Kollegium fast alle anderen perfekt französisch sprachen. „Friedrichschule, Edelweiß, was wünschen sie?“ Die Stimme verstummte am anderen Ende und der Hörer wurde aufgelegt. „Das ist mal wieder aufregend.“ Ihr Herz klopfte wild, da war sie einer Sache auf der Spur, sie hätte fast vergessen weiterzulaufen. Sie stand auf der Treppe und starrte auf den Hörer. Eine Kollegin rempelte sie an und sagte: „Die Schüler warten!“ Wie konnte sie nur herausfinden wem die Stimme gehörte? Eine weibliche Stimme. Sie würde im Internet suchen, da gab es sicher auch eine französische Telefonsuchmaschine. Als die Schüler in ihrem Zimmer und mit einer Aufgabe versorgt waren, setzte sie sich an einen der zwei PCs in ihrem Klassenzimmer. Es hatte doch etwas Gutes ein Multimediaprofil zu haben. Sie gab in Google Telefonauskunft Frankreich an und kam tatsächlich auf eine Seite, in der sie die entsprechende Auskunft bekam. „Infobel.fr“ war die Seite, auf der sie problemlos die französische Nummer eingeben konnte. Cédric Leclerc stand da. Eine Adresse in Strasbourg, Außenbezirk. Was sollte sie denn nur mit dieser Auskunft anfangen. Eine verheiratete Frau? Vielleicht die Mutter einer Schülerin? Sie riss sich aus ihren Gedankenspielen und erinnerte sich daran, dass sie
Weitere Kostenlose Bücher