Frau Edelweiß und der Nato-Gipfel: Ein Schulkrimi - Der erste Fall von Frau Edelweiß (German Edition)
ausgestellt. Können wir vielleicht etwas für die Politik, die beschlossen hat die Gesellschaft in Gut und Böse einzuteilen. In Gewinner und Versager? Das war doch nicht ihre Schuld. Wir müssen agieren und kriegen den Ärger und die da oben wissen gar nicht, was sie den Menschen damit antun. Frau Edelweiß dachte wieder an die kleine Shannon. Ein süßes Mädchen. Schrecklich verwahrlost leider. Sie hatte nach der Bildungsempfehlung, die sie der Verliererschule zuwies, keine Lust mehr etwas zu machen. „Ich kann das ja doch nicht“, sagte sie „ich bin einfach zu blöd dazu.“ In diesen Augenblicken wünschte sie sich allen Verantwortlichen für dieses System eine runterzuhauen. Welche Chance sollen sie denn in der weiterführenden Schule haben, wenn wir ihnen in der vierten Klasse attestieren, ob sie zu den Guten, mittleren oder dem Rest gehören. Sie konnte alle Eltern verstehen, die sich aufbäumten. Aber sie war machtlos. Auch sie verteilte schlechte Noten, obwohl das nicht gerade motivierend war. Es sollte doch der persönliche Lernfortschritt zählen - steht das nicht sogar so im Lehrplan? Aber in der vierten Klasse wird eingestuft. Das ist kontraproduktiv. Jeder Mensch ist wichtig. Aber man konnte auch etwas dafür tun. Deshalb wollte sie heute Nachmittag mit ihrem Sohn Englisch lernen, denn die Verlierer hatten keine Eltern, die das mit ihren Kindern taten.
Es ließ ihr keine Ruhe. Die zweite Nummer. Wer verbarg sich hinter der zweiten Nummer? Beim Englischlernen sah sie immer wieder verstohlen auf die Uhr. Selbst ihren einstündigen Mittagsschlaf hatte sie ausfallen lassen. So sehr plagte sie die Neugier. Sie hielt es nicht mehr aus. Schnell war der Computer eingeschaltet und sie forschte nach der Nummer. Sarah Dussek lautete der Name. Der Name sagte ihr etwas. Das klang nicht gerade französisch. Wo hatte sie diesen Namen gehört? Sie griff zum Telefonhörer. Ihre Kollegin und Vertraute Frau Rose wusste immer alles. Tatsächlich konnte sie ihr weiterhelfen. Der Anruf war getarnt als Nachfrage über den Mittwochnachmittag. An diesem Tag hatten sie immer am Nachmittag in der Schule zu sein. Präsenszeit hieß diese Vergeudung an effektiver Arbeitszeit. Die Menschen da draußen sollen sehen, dass sie keine faulen Hunde waren, sondern auch am Nachmittag etwas schafften. Dazu brauchte sie nicht in der Schule sitzen und sich mit den alten Computern und das schlecht ausgestattet Equipment rumschlagen. Dazu noch die Tratscherei. Zuhause hatte sie längst eine bessere Ausstattung als jedes professionelle Büro. Sie hatte einen Farblaserdrucker, der auch dicken Karton schluckte, den neuesten und schnellsten Computer, Schneidemaschine, Laminiergerät auch für DIN A3 Folien, Bibliothek. Was sollte sie da in der Schule rumhocken und auf ihren 50cm breiten Stück Tisch, der ihr im Lehrerzimmer zustand, versuchen zu arbeiten. Es ekelte sie allein an, die versiffte Tastatur im Lehrerzimmer anzufassen. Dazu die langwierige Kennwortanmeldung, das langsame Internet, der Tintendrucker, der schon nach zwei Ausdrucken schlapp machte. Zur Krönung wurden an diesen Nachmittagen auch Besprechungspunkte festgelegt. Da saß man dann oft stundenlang rum, um über eher unwichtige als wichtige Themen zu diskutieren, häufig mit dem Ergebnis, dass weder etwas beschlossen wurde, noch eine Konsequenz der Besprechung folgte. Die Arbeit zu Hause blieb liegen. Frau Edelweiß hatte schon bemerkt, dass sie oft vor Wut über diese Zeitverschwendung echte Migräneattacken bekam. Deshalb war ein beliebtes Thema am Dienstagnachmittag: Welche Ausrede kann ich mir einfallen lassen um nicht anwesend sein zu müssen? Irmgard schluckte den Köder. „Ja, morgen wollen wir über das Schulfest beraten.“ „Ach du liebe Zeit, das kann wieder ewig gehen.“ „Ich kann nicht kommen, ich habe einen wichtigen Arzttermin, der nicht verschoben werden kann.“ „Das hast du wieder gut hingekriegt.“ „Ja, die jungen Kolleginnen, die können nicht genug kriegen von den Terminen, die sind fast schon mit der Schule verheiratet.“ „Auch die Schneider?“, setzte Frau Edelweiß langsam in Richtung Fall Radeck an. „Ist dir das auch aufgefallen, dass die so niedergeschlagen ist?“, fing Irmgard an. „Ich glaube die ist in den Radeck verliebt“, stichelte Frau Edelweiß weiter. „Das ist ominös mit dem Chef, oder?“ Frau Edelweiß überlegte fieberhaft wie sie den Bogen zu der Dussek schlagen konnte, ohne zu viel zu verraten. „Heute Morgen
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