Frau Edelweiß und der Nato-Gipfel: Ein Schulkrimi - Der erste Fall von Frau Edelweiß (German Edition)
eigentlich mit Leib und Seele Lehrerin war und einen Bildungsauftrag zu erfüllen hatte. Pflichtbewusst machte sie die Runde bei ihren Schülern und half bei den Aufgaben. Nach Unterrichtsschluss ging sie wieder ins Lehrerzimmer und versuchte von neuem ihr Glück. Als erstes ging sie zu Frau Stieglitz, die hatte eine bilinguale Klasse. „Du Marietta, gerade hat eine Frau Leclerc angerufen, das Gespräch wurde aber unterbrochen. Hast du die in der Klasse?“ „Leclerc, nein der Name sagt mir nichts, frag doch die Frau Munding, die hat so viele französische Kinder in der Klasse.“ „Simone, hast du ein Kind mit Nachnamen Leclerc?“ „Nein, wieso? Die Erika, hat glaube ich so eine, frage die doch mal. Gibt es wieder Ärger?“ In diesem Augenblick kam Frau Sommer in das Lehrerzimmer. „Diese Leclerc, ich kann den Namen nicht mehr hören.“ Frau Edelweiß musste sich regelrecht beherrschen um Ruhe zu bewahren. Das Geheimnis wurde ihr direkt auf dem Tablett serviert. Sie musste gar keine Fragen stellen. Das ganze Lehrerzimmer wurde pauschal informiert. „Wenn die glauben, dass sie unsere Bildungsempfehlung anfechten können! Die haben mir doch direkt gedroht. Dabei ist alles schon gelaufen. Die Empfehlungen sind durch und da ist gar nichts mehr zu machen. Sie können jetzt das Beratungsverfahren wählen oder den Aufnahmetest für die Realschule machen. Aber die hören gar nicht zu. Die hat mich am Telefon angeschrien. Sie werden sich das nicht bieten lassen, das werden wir zu büßen haben. Wir werden schon sehen. Ihr Mann hat Kontakte und so weiter. Wie oft haben wir sie vorher um Gespräche gebeten. Wie oft haben wir sie darauf hingewiesen, dass ihr Sohn Unterstützung braucht und den Sprung auf das Gymnasium nicht schaffen wird, das heißt, eigentlich schafft er den Sprung auf die Realschule auch nicht. Aber jetzt fallen sie aus allen Wolken und die blöden Lehrer sind schuld.“ „Wie hat sie dir gedroht?“ „Was heißt hier gedroht! Doch sie hat sich da so komisch ausgedrückt.“ „Wollen die den Anwalt einschalten? Da stehen sie aber auf verlorenem Posten“, sagte Frau Moritz. „Nein, so ganz komisch“, erwiderte Frau Sommer, „sie hat nur gesagt: Wir werden schon sehen.“ Frau Munding nahm die Konrektorin in den Arm: „ Jetzt mach dich mal nicht verrückt. Es wird alles nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wird.“ „Die war jetzt aber ziemlich massiv. Und das wo mein, äh, wo Herr Radeck verschwunden ist. Bei ihm hätten sie sich das nicht getraut.“ „Weißt du nicht letztes Jahr, mit dem Schulfest. Da wollten sie auch so einen Zinnober veranstalten. Er konnte ihnen gerade noch genug Honig ums Maul schmieren, sonst hätten wir das ganze Schulfest abblasen müssen, nur weil ihr Sohn bei der Aufführung keine Hauptrolle bekommen hatte.“ Die beiden sprachen noch eine Weile miteinander, doch Frau Edelweiß hörte nicht mehr zu. Das was sie interessiert hatte, hatte sie mitbekommen. Es waren Eltern gewesen, die angerufen hatten. Sie erinnerte sich wieder an die Leclercs. Sie waren gut situiert. Ziemlich reich sogar, er arbeitete auch beim Europarat oder in dessen Dunstkreis. Irgendwas mit Europarat. Sie hatten so ein tolles Auto mit CD Nummer, eben dem Corps Diplomatique. Aber der rote Ohrring passte nicht zu Frau Leclerc. Die war eine graue Maus. Das Rätsel war nicht gelöst. Aber was wollten die beim Rektor am Freitagabend? Woher wussten die überhaupt, dass der da war? Merkwürdig. Warum hatte sie aufgelegt, als der Radeck nicht dran war? Es blieb noch die zweite Nummer. Sie musste bis Morgen warten. Die Familie wartete. An diesem Nachmittag musste sie mit ihrem Sohn für die Englischarbeit lernen, da blieb keine Zeit für Recherche. Übrigens Bildungsempfehlung- Sie konnte sich nur über die überzogenen Vorstellungen der Eltern aufregen. Sie selbst wollten keine Arbeit in die eigenen Kinder investieren. Ja der Jonas, sie erinnerte sich sogar an das Leclerc Kind. Stinkfaul und frech sogar. Wenn man eine Notiz in das Korrespondenzheft schrieb, dann bekam man selbst noch einen Anschiss. Nach dem Motto, wenn sie nicht in der Lage sind für Ruhe und Ordnung zu sorgen sind sie selber Schuld, unser Sohn ist unschuldig. Er hatte Probleme in der Rechtschreibung und ein mathematisches Verständnis hatte er auch nicht. Was sollte denn dieser arme Tropf auf dem Gymnasium, der würde doch überrollt werden. Das ist doch nicht bösartig von uns. Die Empfehlung wird mit bestem Wissen und Gewissen
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