Frau Edelweiß und der Nato-Gipfel: Ein Schulkrimi - Der erste Fall von Frau Edelweiß (German Edition)
und schon füllte sich das Treppenhaus mit lärmenden Schülern. Die Pause war nicht durch einen Schulgong eingeleitet worden, denn dieser war vor einiger Zeit aus pädagogischen Gründen abgeschafft worden. Immerhin lernten die Schüler dadurch schneller die Uhr abzulesen, denn pünktlich um Viertel nach neun, begann das Schulhaus zum Leben zu erwecken. Immer mehr Kinderstimmen ließen den Flur erbeben, bis sich schließlich alle Schüler mit lautem Getöse in den Pausenhof ergossen. Frau Wimmer hatte sich beleidigt zurückgezogen. Jetzt kam sie wieder ins Sekretariat. „Frau Schneider ist da. Wollen sie vielleicht alleine mit ihr sprechen?“, sie ahnte bereits das drohende Unheil. „Was ich zu sagen habe, können alle hören. Ich jedenfalls, habe im Gegensatz zu meinem verehrten Gatten, nichts zu verbergen. Wo ist das Weibsstück?“ Mit energischen zornigen Schritten stürmte sie das Lehrerzimmer. Frau Schneider wusste sogleich was los war. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie der Furie entgegen, die sich vor ihr aufbaute. „Sie können sicher sein, dass ich das, was ich jetzt gedenke zu tun, im vollen Besitz meines juristischen Sachverstandes tun werde.“ Und dann knallte sie ihr derart eine runter, dass ihr Kopf gefährlich zur Seite kippte. Sie hätte ihr auch noch eine zweite runtergehauen, hätte sie Frau Edelweiß nicht zurückgehalten. Mit einem geübten Judogriff riss sie sie von Frau Schneider weg. „Sie Luder, sie Flittchen. Sind sie jetzt zufrieden. Jetzt haben Sie was sie wollten!“ Alle, die im Lehrerzimmer anwesend waren, waren gleichermaßen starr vor Schreck und vor Neugierde. „Was will die Radeck von der Schneider?“, tuschelten sie. Jetzt kam sie richtig in Fahrt. „Ich lasse mir das nicht mehr bieten. Ich weiß gar nicht was in ihn gefahren ist. Sie sind ja noch ein Kind. Und seine Untergebene.“ Ines machte immer größere Augen. Sie bewegte zwar ihre Lippen, es kam nur kein Laut heraus. Dann kam die Relitante. Sie nahm mit all ihrer seelsorgerischen Erfahrung Frau Radeck in den Arm und versuchte beruhigend auf sie einzuwirken. „Frau Radeck, denken sie doch an ihren Ruf. Müssen sie das vor dem gesamten Kollegium verhandeln. Das Problem können wir doch in Ruhe im Klassenzimmer nebenan besprechen.“ „Nicht vor dem gesamten Kollegium!“ „Für wie blöd halten sie mich. Er hat mich doch auch vor dem gesamten Kollegium betrogen. Da tue einer noch so als wüsste er nichts. Ich war bestimmt die letzte, die davon erfahren hat.“ Frau Schneider schnappte nach Luft. Sie sah aus wie ein Fisch an Land. „Ich, … aber.“ Sie war immer noch sprachlos. „Frau Radeck, sie können es jetzt glauben oder nicht, ich glaube nicht, dass hier das Kollegium eine Ahnung von dem hatte, was sie hier andeuten wollen.“ Alle starrten auf die drei Lehrerinnen. Frau Radeck sah noch nicht so aus, als wäre sie überzeugt. „Ihr wollt mich hier alle für dumm verkaufen.“ Sie ging auf die anderen los. „Du Erika, tu nicht so, als wüsstest du es nicht. Warum hast du mir nichts gesagt?“ „Was habe ich dir verschwiegen?“ „Ihr steckt mit ihm alle unter einer Decke.“ „Cordula, wir wollen wissen wo dein Mann ist!“ „Das muss diese Schlampe da wissen. Sie haben eine Affäre.“ Jetzt war die Bombe endgültig geplatzt. Während die einen sich fast nicht das Grinsen verkneifen konnten, schauten die anderen betreten zu Boden. Geahnt hatten es viele, aber es wollte niemand so richtig glauben. Es war zu offensichtlich, dass er an der jungen Referendarin Gefallen gefunden hatte. So offen stellte man eine Affäre nicht zur Schau. Es gab keine heimlichen Blicke, nein sie hatten sich so öffentlich angehimmelt, dass es wie ein Spiel erschien. Nichts Ernstes. Frau Schneider begann nun zu schluchzen. „Ich weiß nicht wo ihr Mann ist. Wir haben keine Affäre, wir haben keine Affäre mehr.“ „Was glaubst du eigentlich wer du bist, du Teenager. Mein Mann und du, das glaube ich nicht.“ Frau Radeck war inzwischen ins „du“ gefallen. Das schien ihr die Situation leichter zu machen. Ein „Sie“ erhöhte die angeklagte Person. Ein „Du“ konnte man besser erniedrigen. Dann stürzte sie sich unvermittelt auf Ines und würgte sie am Kragen. Dabei stieß sie ein unwirkliches Kreischen aus. „Schade, dass die Lokalpresse nicht anwesend ist“, zischte Frau Rose, „da würde endlich mal was Interessantes in der Kehler Zeitung stehen.“ Wenn es nicht so ernst gewesen wäre, man hätte
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