Frau Edelweiß und der Nato-Gipfel: Ein Schulkrimi - Der erste Fall von Frau Edelweiß (German Edition)
Schweigen von Frau Edelweiß. „Wir haben einige Eltern Ihrer Schüler befragt. Sie wollen nicht, dass Ihre Kinder von einer Mörderin unterrichtet werden. Die Schüler die wir befragt haben, gaben an Sie zu hassen.“ Da musste sie schon innerlich schlucken. Das waren harte Worte. Aber ein Teil in ihr schrie. „Glaube ihnen nicht, du kennst deine Schüler und die Eltern deiner Schüler besser als die. Die haben wahrscheinlich gar nicht verstanden, was die Reporter sie gefragt hatten.“ Sie erinnerte sich an die vielen Scherzsendungen, in denen Reporter in den Fußgängerzonen Passanten irgendwelche dumme und unsinnige Fragen stellten und die Befragten antworteten genauso sinnfrei und zusammenhangslos. Sie wollte sich auf gar keinen Fall von diesen Ungeheuern foppen lassen. Sie blickte immer noch aufrecht. „Bloß nichts sagen, wenn du einmal den Mund aufmachst, haben sie dich in ihrer Gewalt“, ging es ihr durch den Kopf. Frau Rose, ihre Freundin, erlöste sie. Sie herrschte in ihrer gewohnten Art die Reporter an, so dass sie gar keine Wahl hatten, als das Gebäude zu verlassen. Gegen Frau Rose war kein Kraut gewachsen. Sie erhob nur einmal kurz die Stimme und schob im gleichen Moment Frau Edelweiß in das Lehrerzimmer, das sie einen Spalt breit offen gelassen hatte. „Danke, Irmgard. Du hast mir das Leben gerettet.“ „Jetzt muss du aber mal rausrücken. Was wollten denn die von dir? Die da draußen und die da oben im Verhörzimmer? Stimmt das, dass du verdächtigt wirst? Ist dir der Kragen geplatzt?“ „Na hör mal, traust du mir jetzt auch noch zu, den Radeck umgebracht zu haben?“ „Nein, natürlich nicht“, sie ergänzte, „ein bisschen schon. Du in deiner impulsiven Art. Wer sollte es denn sonst von uns gewesen sein?“ „Genau das ist der Punkt. Ich bin davon überzeugt, dass es niemand von uns gewesen ist. Ich muss jetzt einfach ein paar Recherchen anstellen.“ „Das wirst du mal schön bleiben lassen. Irgendetwas müssen sie doch gegen dich in der Hand gehabt haben?“ Die Kollegen, die sonst noch im Raum waren, widmeten ihnen ihre volle Aufmerksamkeit. „Nicht hier!“ Sie verdrehte ihre Augen in Richtung der Kollegen. Sie flüsterte. „Komm wir verschwinden in ein anderes Zimmer.“ „Gut ich schaue mal, ob die Luft rein ist.“ Frau Rose steckte ihre Nase aus dem Lehrerzimmer. „Die sind immer noch da, aber wir könnten es bis zum nächsten Klassenzimmer schaffen.“ Sie vergewisserte sich noch einmal und dann rannten beide schnell in das nächste freie Zimmer und schlossen die Tür hinter sich zu. „Dann schieß mal los“, Frau Rose machte ein neugieriges Gesicht. Sie erzählte ihr, wie sie in dem Lehrmittelraum einen Kartenständer gesucht hatte und auch von den Ergebnissen der Polizei. Sie ließ die Geschichte mit der Demonstrantin ebenso wenig aus, wie die Sache mit dem roten Ohrring. „Warum hast du das nicht der Polizei erzählt?“, Frau Rose war fassungslos. „Du reitest dich da richtig in was rein. Denk doch mal an deine Familie und die Schule. Hier geht es nicht um Spielchen, wer ist schneller, sondern um deinen Ruf und um unsere Ruhe. Je schneller der Fall aufgeklärt ist, umso schneller sind wir die Plagegeister da draußen los.“ Frau Edelweiß war enttäuscht. Irmgard war ihre beste Freundin in diesem Kollegium, dennoch in wesentlichen Punkten hatten sie keinen Zugang zueinander. Sie konnte es nicht verstehen. Es gab aus ihrer Sicht keine andere Wahl. Sie musste selbst recherchieren. Wenn die Polizei zur gleichen Zeit auf den oder die Täterin kam, dann war das gut. Aber so zu Hause rumsitzen und Däumchen drehen, das war nicht ihr Ding. „Also gut Irmgard, du hast recht, ich werde jetzt nach Hause gehen und über alles nachdenken.“ Frau Rose kontrollierte die Umgebung des Schulgeländes von verschiedenen Fenstern aus. „Du kannst los. Die stehen vorne am Haupteingang, wenn du dich beeilst, schaffst du es vielleicht bis zum Parkplatz.“ „Vielen Dank, ich mache mich auf die Socken.“ Auf dem Weg zum Parkplatz, kam sie an einigen Schülern vorbei. Sie bemerkte, dass sie in ihrem Spielen innehielten und sie anstarrten. Das war ein schreckliches Gefühl. „Die sollte man alle anklagen, diese Rufmörder, diese Journalistenfuzzis.“ Jetzt lernte sie die andere Seite der Regenbogenpresse kennen. Etwas Interessantes oder Schmieriges von einer Person zu lesen ist eine Sache, wenn man nun selbst ein Teil dieser Kampagne war, sah die Sache ganz anders aus. Mit
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