Frau Edelweiß und der Nato-Gipfel: Ein Schulkrimi - Der erste Fall von Frau Edelweiß (German Edition)
von mir? Ich bin die Montessori – Ziege, die, die immer alles besser weiß und mit ihrem Freiarbeitszeug, das schon aus Platzgründen aus dem Zimmer quillt, alle einschüchtert.“ Sie schloss das Schulhaus auf. Da stand sie und unterhielt sich tuschelnd mit Frau Munding. Schnell gingen sie in das Klassenzimmer rein und schlossen die Tür. „Super“, dachte sie, „das wird härter als ich gedacht habe.“ Im Lehrerzimmer war es noch schlimmer. Alle schauten sie erschrocken an, so als hätten sie einen Geist gesehen. Man konnte hören, wie sie die Luft einzogen. „Bloß raus hier“, war ihr erster Gedanke. Sie wurde von Frau Wimmer gebremst. „Hallo Sandra, wie geht es dir. Brauchst du Hilfe?“ „Ja, kommst du mit mir in mein Klassenzimmer?“ Frau Wimmer folgte ihr zuversichtlich. Sie würde ihr helfen können, das war ihre Mission. Doch sie hatte sich getäuscht. Frau Edelweiß brauchte keinen seelischen Beistand. Sie hatte sich einen Plan ausgedacht, dafür brauchte sie einen Helfer. Frau Wimmer fing mit salbungsvollen Worten an: „Ich habe es gesehen im Fernsehen. Schrecklich. Konntest du schlafen?“ „Du Berta, du musst mir helfen. Ich brauche da ein paar Telefonnummern und ich kann jetzt nicht in das Sekretariat. Kannst du mir die Liste vom Schulamt bringen?“ Frau Wimmer schaute sie verständnislos an. „Ich dachte du wolltest über deine Erlebnisse berichten.“ „Ja, mache ich ja gleich, aber zuerst brauche ich die Telefonliste.“ „Gut, ich hole sie dir.“ Irritiert zog sie ab. Frau Edelweiß spielte mit dem Gedanken sich jetzt im Musikraum ans Klavier zu setzen und ein bisschen zu spielen. So wie sie es immer vor dem Unterricht tat. Normalerweise beruhigte sie das kolossal. Erstens hatte sie die Noten im Auto liegen gelassen und zweitens wollte sie kein unnötiges Aufhebens machen, denn das Klavierspiel hörte man auch leise im Lehrerzimmer und sie wollte nicht noch mehr Empörung auslösen. Nicht dass es hieß, erst bringt sie einen um, und dann spielt sie den Trauermarsch dazu! Sie lachte auf, wenigstens war ihr ein bisschen Humor geblieben. Als Frau Wimmer zurückkam, hatte sie immer noch ein Grinsen auf den Lippen. Sie hatte sich gerade vorgestellt, wie Herr Wehrdorf reagieren würde, wenn er sie jetzt spielen hörte. „Dir geht es gar nicht so schlecht“, bemerkte Frau Wimmer enttäuscht. „Doch die Situation ist grässlich, aber ich muss meine Unschuld beweisen, ich kann mich nicht darauf verlassen, dass die das herausfinden.“ „Ach ja, und wie willst du das tun?“ „Vielen Dank, Berta, aber jetzt muss ich telefonieren, ich erzähle dir alles später, wenn du in der Pause zu mir hochkommst, ja!“ „Gut, ich gehe dann jetzt“, antwortete sie frustriert. Das Gespräch hatte sie sich anders vorgestellt. Dann wurde die Türe unten aufgeschlossen. Das konnte man immer daran erkennen, dass sich eine Lärmlawine in umgekehrter Reihenfolge, nämlich von unten nach oben, durch das Treppenhaus ergoss. Die Schüler strömten in ihre Klassenzimmer. Sie zog scharf die Luft ein und wappnete sich auf die Reaktionen der Schüler. Johanna kam als erste herein. „Hallo Frau Edelweiß“, begann sie, „ich habe dich gestern im Fernseher gesehen. Lustig hast du darin ausgesehen. Frau Edelweiß. Du hast die Hausaufgaben noch gar nicht an die Tafel geschrieben.“ „Ach ja, das mache ich gleich, du kannst dir schon mal was aus dem Regal nehmen.“ Sie schrieb die aktuellen Hausaufgaben an die Tafel und erneuerte das Datum. Die Rituale waren jetzt eintrainiert und die Kinder stutzten, wenn etwas anders lief als gewöhnlich. Manchmal konnten Kinder erfrischend neutral sein. Sie schien es nicht zu interessieren, dass sie wegen Mordverdacht im Fernseher zu sehen gewesen war, aber die fehlenden Hausaufgaben an der Tafel, die gingen gar nicht. Mit den anderen Schülern verhielt es sich genauso. Sie begrüßten sie, schrieben, ohne große Worte zu machen, die Hausaufgaben auf und gingen an die Freiarbeit. Einige Mütter steckten ihren Kopf zur Türe herein und schauten wer ihre Kinder unterrichtete. Sie hatten nicht damit gerechnet, dass Frau Edelweiß kommen würde. Einige zeigten sich erstaunt, niemand schien ihr eine Schuld zuzusprechen. Es machte sich bezahlt, dass sie so viel Zeit in die Elternarbeit investiert hatte. Sie kannten sich gut, einige drückten ihr fest die Hände und wünschten ihr viel Glück. Sie seien froh, dass sie in der Schule sei, sie vertrauten ihr.
Anders sah es in der
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