Frau Edelweiß und der Nato-Gipfel: Ein Schulkrimi - Der erste Fall von Frau Edelweiß (German Edition)
Beziehungen haben eine große Rolle gespielt, als man mich für diesen Posten ins Auge gefasst hatte. Ich wollte ein bisschen Spaß haben, mehr nicht. Ich habe es nicht nötig, mich in einen verheirateten Mann zu verlieben. Es war einfach nur schön, bis zu diesem Abend.“ „Was ist passiert?“, drängelte Frau Edelweiß, viel Zeit würde ihnen nicht bleiben, die Pause näherte sich dem Ende. „Hat er Ihnen erzählt, wie er zu dem blauen Auge gekommen ist?“ „Woher wissen sie. Sind sie vielleicht doch von der Polizei?“ „Nein, ich habe mit der Demonstrantin gesprochen. Sie hat mir von dem Streit erzählt.“ „Als ich kam, war der Streit in vollem Gange. Wenn ich nicht gekommen wäre, wer weiß. So aufgebracht habe ich ihn noch nie erlebt. Er stellte sich vor seine Schule wie eine Mutter vor ihre Kinder. Da wusste ich gleich, der ist keine Gefahr für deine Freiheit. So wie der sich für seine Schule einsetzt, so wird der sich auch vor seine Familie stellen. Doch ich bin noch nie in meinem Leben so erniedrigt worden.“ Sie legte eine lange, für Frau Edelweiß zu lange, quälende Pause ein. Ihre Augen wirkten abwesend. „Wann kamen Sie zur Schule?“ „Wir hatten uns so um halb acht verabredet. Ich kam ein wenig später, wahrscheinlich hat er sich deshalb mit den Demonstranten gestritten. Er hat unten am Eingang auf mich gewartet. Die Verkehrsverhältnisse waren chaotisch, ich konnte nicht früher kommen.“ „Niemand macht Ihnen einen Vorwurf.“ „Wir gingen hoch ins Sekretariat und dort suchte ich in diesem chaotischen Verbandskasten nach geeigneten Mitteln gegen sein blaues Auge. So eine Unordnung in einem offiziellen Schulverbandskasten fand ich erschütternd. Das einzige was wir fanden, waren ein paar uralte Kühlakkus, die ich aus dem dreckigen Kühlschrank schälen musste. Es war dringend nötig, denn das Auge war ziemlich in Mitleidenschaft gezogen. Dann gingen wir ins Rektorat. Er hatte dort eine Liege aufgestellt.“ „Ich habe sie gesehen.“ Wieder schweiften ihre Gedanken ab. Die erste Erinnerung schien sie zu belustigen, doch dann verfinsterte sich ihre Miene. Dieser Abend schien nicht glücklich für die beiden ausgegangen zu sein. „Frau Dussek, was ist vorgefallen?“, wiederholte Frau Edelweiß ihre Frage. „Es war erst sehr schön. Ich habe seine Wunde versorgt. Wir, na Sie wissen schon. Man konnte so gut mit ihm lachen. Er war lustig, humorvoll. Es kommt nicht so sehr auf die Leidenschaft an, sondern auf den Humor. Das braucht man in unserem Job.“ „Das weiß ich“, Frau Edelweiß versuchte ihre Ungeduld zu verbergen. Die Dussek konnte wirklich stundenlang um den heißen Brei herumreden. Sie wartete. „Ja und dann hörten wir Geräusche. Jemand schlug mit Fäusten an die Tür. Es polterte und krachte. Wir dachten erst, dass die Demonstranten sich einen Zugang verschafft hätten. Er hatte Gott sei Dank die Türe schon verschlossen gehabt. Man weiß ja nie, die in der Schule sind ziemlich arbeitsam, nicht dass da noch welche die Idee hatten, ihren Unterricht am Nato- Freitag vorzubereiten! Er schob schnell den Schreibtisch vor die Tür und das Feldbett vor die andere. Wir überlegten, ob wir die Polizei holen sollten und dann erkannte er die Stimme, die da draußen tobte.“ „War es Frau Schneider?“ „Sind Sie Hellseherin?“, fragte sie überrascht. „Woher wissen Sie das alles?“ „Ich kann nur gut kombinieren“, lobte sich Frau Edelweiß selbst. „War das bekannt mit der Schneider?“, fragte sie ganz irritiert. „Sagen wir mal so, wir hatten da so unsere Vermutungen im Kollegium, aber richtig raus kam erst alles, als die Frau Radeck der Ines vor versammelter Mannschaft eine Szene gemacht hat.“ „Was, die Cordula weiß auch schon Bescheid!“, Frau Dussek war ziemlich aufgebracht. „Alle außer mir haben es gewusst. Gut, ich habe mich da auf eine Affäre mit einem verheirateten Mann eingelassen. Ich dachte mir nichts dabei. Doch selbst bei der Affäre nur eine von vielen zu sein, das ist schon demütigend. Man kommt sich so billig und ausgenutzt vor. Niemand hat große Gefühle erwartet. Davon war nie die Rede. Aber das war so erniedrigend, eine von vielen. Diese Beliebigkeit. Dieses Mädchen!“, sie stieß das Wort abschätzig aus. „Dieses Mädchen stand da heulend vor der Tür und machte ihm Vorhaltungen. Sie wollten doch heiraten und eine Familie gründen. Was die sich eingebildet hat, ich wollte lachen, doch dann sah ich seinen Blick. Da war
Weitere Kostenlose Bücher