Frau Edelweiß und der Nato-Gipfel: Ein Schulkrimi - Der erste Fall von Frau Edelweiß (German Edition)
einem geeigneten Thema für die von oben vorgeschriebene Evaluation, für die Schulhausgestaltung entschieden. Sicherlich notwendig, schließlich glänzte das Schulhaus nicht gerade durch optische Attraktivität. Fragen sollten überlegt werden. Fragen für Schüler, Eltern und Kollegen. Endlich platzte ihr der Kragen und sie machte den Vorschlag, eine Kunst – AG zu installieren, die sich zur Aufgabe machen sollte, das Schulhaus zu verschönern. Ein guter Vorschlag fanden alle, nur dann kam der ausschlagende Einwurf. „Das können wir jetzt nicht so beschließen, das wäre doch schließlich das Ergebnis der Evaluation.“ Frau Edelweiß blieb die Spucke weg. Sie wunderte sich nur, dass die anderen Kollegen gar nicht zu merken schienen, was sich gerade abgespielt hatte. Tatsächlich wurden dann die Befragungen durchgeführt und was war dann mit dem Schulhaus passiert? Nichts. Denn das Kollegium und alle Beteiligten hatten sich so immens damit verausgabt, Fragen zu formulieren, Listen auszuwerten, dass für die Umsetzung der Ergebnisse keine Energie mehr blieb. Außerdem wussten sie nun schwarz auf weiß, dass die Schüler das Schulgebäude ebenso hässlich fanden wie sie selbst. Die Evaluation konnte ihnen aber keine Lösungsvorschläge anbieten. Sie sahen den Wald vor Bäumen nicht. Welche Neuerungen wollte man ihnen heute wohl auftischen? Nach einer Stunde hatte sie gelernt, dass konsequentes Verhalten im Umgang mit verhaltensauffälligen Schülern wichtig ist. Das war sehr ergiebig. Sie wäre in keinster Weise darauf gekommen, dass man bei verhaltensauffälligen Schülern konsequent vorgehen musste. Geduldig ließ sie sich die wohlgemeinten Ratschläge der Seminarleiter über sich ergehen. Während der Redefluss über sie niederging wie ein warmer unauffälliger Sommerregen, beobachtete sie Frau Dussek. Wie war der Mensch hinter dieser tadellos geschminkten und gestylten Fassade der Schulrätin? Hatten sie wirklich ein Verhältnis gehabt? Sie stellte Vergleiche an zwischen den drei jetzt bekannten Frauen im Leben des Schulleiters. Die Referendarin, die Ehefrau und die erfolgreiche Schulrätin. Alle drei sahen ganz gut aus. Frau Schneider konnte zusätzlich mit ihrer Jugend punkten. Wirkte natürlich nicht so energiegeladen und sexy wie die zehn Jahre ältere Schulrätin, die dennoch zehn Jahre jünger war als seine Ehefrau. Frau Schneider war das Lämmchen, unschuldig, willig, sie betete den Chef an. Nie hätte sie ihm ein Widerwort gegeben. Bedingungslos akzeptierte sie seine Vormachtstellung. Die Dussek hatte all das, was seine Frau auch hatte, nur waren bei ihr die Farben noch nicht am Verblassen. Alles war in voller Blüte. Die Schönheit, der Esprit, der Elan, genauso wie ihre Hartnäckigkeit, ihr Durchsetzungswillen und ihr Wille zur Macht. Frau Radeck konnte dies alles nicht in voller Form ausleben. Hatten sie sich doch schon während der Schulzeit kennengelernt. Sie machte zwar ihr Studium fertig und arbeitete kurz, dann widmete sie sich hauptsächlich Haushalt und Kindern. Bei Frau Dussek war alles frisch, die Karriere hatte Priorität. Es war nicht davon auszugehen, dass sie ihr Leben mit Kindern belasten würde. Die perfekte Geliebte. Ines Schneider war da eher ein Risikofaktor. Sie träumte durchaus davon, die Rolle von Frau Radeck zu übernehmen. Hatte er sich deshalb von ihr getrennt? Er wollte sich mit Sicherheit nicht von seiner Frau trennen, dazu war er zu traditionsbewusst. Der Nachmittag zog sich dahin. Endlich kam Frau Dussek an die Reihe. Sie stellte ein neues Aktionsprogramm vor, als hätte sie wirklich Ahnung davon. „Die möchte ich gerne mal in meiner Klasse erleben, da würde die mit ihrem Aktionsprogramm ganz schön alt aussehen“ schmunzelte Frau Edelweiß. Sie stellte sich vor, wie sie in ihrem Klassenzimmer stand und zaghaft mit ihrem Schlüssel in der Hand herumfuchtelte. „Kinder so beruhigt euch doch“, würde sie dann verzweifelt mit hoher Stimme gicksen, während ihr die Jungs in der Klasse zeigten, wo es langging. Das war eine sehr belustigende Vorstellung. Bis zur Pause vertrieb sie sich die Zeit, in dem sie sich immer obskurere Situationen mit Frau Dussek und ihren Schülern vorstellte. Endlich kam dann die Gelegenheit ihren Plan auszuführen. Die Pause wurde eingeläutet. Sie wurde natürlich von Kolleginnen belagert, die die Chance nicht ungenutzt lassen wollten, um sich bei ihr einzuschleimen. Schließlich war sie die Schulrätin, das konnte sich irgendwann einmal
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