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Frau Schick macht blau

Frau Schick macht blau

Titel: Frau Schick macht blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Jacobi
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Fernsehen kennt. Ricarda rätselt auch und kann überdies nicht glauben, dass die Friseurinnung eine so aufwendige Imagekampagne will oder zahlt. Nun, ihre Einwände sind unwichtig, denn Rottländer ist von Nellys Idee hingerissen.
    Stolz betrachtet Nelly das letzte Standbild ihres Filmchens. Werbung kann ein wirklich wunderbarer Job sein. Sie durfte nächtelang, und das gegen Bezahlung, Filme anschauen. Eine Arbeit, die ihrem Traum von einer leichten, liegenden Tätigkeit sehr nah kommt. So eine Tätigkeit, findet Nelly, lässt sich hervorragend mit einer Beziehung kombinieren. Schließlich will man selbst mit der Liebe seines Lebens einfach mal zusammen im Bett liegen, Eis essen und Filme gucken. Gut, gelegentlich darf es auch eine Reisedokumentation sein, wenn Herberger darauf besteht. Beim Reisen zuzuschauen ist allerdings langweiliger, als selbst unterwegs zu sein. Na, sicher werden sie das auch in echt hinbekommen. Herberger hat ihr am Camino versprochen, den Südseetrip mit ihr zusammen zu wiederholen. Hoffentlich sucht er auf Tahiti gerade nach verschwiegenen Buchten.
    Kokosnussduft steigt ihr in die Nase. Ach, Herberger!
    » Autsch!«
    »Hör auf zu trödeln und zu träumen, Mama!« Becky hat sich hundsgemein von hinten angeschlichen und zupft und rupft Lockenwickler aus Nellys Haar.
    »Muss das jetzt sein?«, protestiert Nelly.
    »Ja, es muss. Ich will dich einmal ordentlich kämmen, Schneewittchen.« Becky zückt einen Stielkamm. »Wir haben gleich sechs Uhr, und du musst um kurz nach sieben mit der S-Bahn los, damit du entspannt um acht in der ›Bond Bar‹ ankommst.«
    Nelly winkt ab. »Kein Grund zur Panik. Ich kann Ricarda anrufen, dann holt sie mich mit dem Auto ab und …«
    »Ricarda!« Beckys Stimme klingt entsetzt. »Wer hat der erlaubt, in die ›Bond Bar‹ zu kommen?«
    Nelly dreht sich empört zu ihrer Tochter um. »Na, ich natürlich! Sie ist meine beste Freundin, langjährige Mitarbeiterin von Gut & Edel und hat mich optimal auf alles vorbereitet!«
    Becky rupft weitere Lockenwickler heraus und schüttelt energisch den Kopf. »Mama, das musst du allein machen. Ricarda mischt sich schon genug in deine Angelegenheiten ein.«
    »Erlaube mal! Wer rennt denn hier mit Wimperntusche und Haarbürsten hinter mir her und drängt mir Häkelkleider auf, die aus mehr Luft als Maschen bestehen? Mit dir verglichen ist Ricarda zurückhaltender als der Dalai Lama. Sie wird mir sehr nützlich sein. Ricarda kennt Rottländer und seine Verhandlungstaktiken so gut wie niemand anders.«
    Becky betrachtet sinnierend Nellys Wuschelkopf und beginnt ihn sehr, sehr zartfühlend zu frisieren.
    Nelly schließt entspannt die Augen. Jaaa, das kann Becky gut. Früher haben sie sehr oft zusammen Friseur gespielt. Dabei konnte Nelly nach anstrengenden Arbeitstagen unbemerkt ein wenig dösen, während Klein-Becky Barbiefrisuren an ihr ausprobiert hat. Schönes Spiel, in etwa so schön wie der Wettbewerb »Wer kann am allerlängsten mal gar nichts sagen«. Den hat Klein-Becky natürlich immer verloren, aber fünf Minuten Sendepause sprangen hin und wieder für Nelly heraus.
    Jetzt kämmt ihre große Becky zehn Minuten stumm vor sich hin, schiebt Locken in Nellys Stirn und wieder zurück und scheint intensiv über Frisurprobleme nachzudenken. Tja, Schweigen hat das ehemalige Plappermäulchen inzwischen gelernt.
    »Mama«, sagt sie endlich. »Um noch mal auf Ricarda zurückzukommen …«
    »Mmmmh.«
    Beckys Stimme bekommt einen halb quengelnden, halb flehenden Ton. »Sag ihr bitte ab. Sie gehört echt nicht in die ›Bond Bar‹, okay? Vertrau ausnahmsweise einmal ganz auf dich. Du hast so viel zu bieten.«
    Nelly öffnet ein Auge und antwortet sanft mahnend. »Was hast du denn auf einmal gegen Ricarda?«
    Becky kaut auf ihren Lippen herum, als müsse sie eine sehr schwere Entscheidung treffen. Sie seufzt. »Mama, ich wollte es eigentlich für mich behalten, weil ihr so gut befreundet seid, aber … na ja, weißt du, nicht ich habe etwas gegen Ricarda, sondern Rottländer. Und wie.«
    Nelly richtet sich lächelnd im Schreibtischstuhl auf. »Ach, Schätzchen, das weiß ich doch, und die Abneigung ist so herzlich wie gegenseitig.«
    Becky nickt. »Ja, und darum will ich, dass Rottländer und du und … na ja, dass ihr ungestört seid. Heute Abend geht es um jede Menge Kohle. Ricarda könnte mit einem ihrer dummen Sprüche und ihrem Misstrauen gegen innovative Werbekonzepte alles verderben, okay?«
    »Aber Becky, so innovativ sind

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